Diese Situation kennt wohl jeder: Man ist unterwegs, führt ein wichtiges Gespräch am Handy oder schaut sich ein lustiges Video auf dem Smartphone an. Plötzlich antwortet der Gesprächspartner nicht mehr oder der Bildschirm bleibt schwarz. Ein Blick aufs Display bestätigt: Funkloch.
Neue Standorte im Landkreis Karlsruhe geplant
Die drei großen Netzbetreiber Telekom , Vodafone und Telefónica (O 2 ) bauen nach eigenen Angaben den Mobilfunk im Landkreis Karlsruhe weiter aus. Vodafone plant für 2020 sechs neue Bauvorhaben im Landkreis, die Telekom will bis 2022 weitere 22 Standorte in Betrieb nehmen. Damit soll besonders die Versorgung mit LTE im Landkreis erhöht werden.
"Funkloch-App" der Bundesnetzagentur informiert über Netz-Qualität
Wie gut oder schlecht der Empfang am eigenen Standort ist, können Nutzer jeweils auf interaktiven Karten der Netzbetreiber im Internet überprüfen. Einen Überblick bietet die Karte der 2018 veröffentlichten „Funkloch-App“ der Bundesnetzagentur . Die speist sich aus Messergebnissen der Nutzer. Seit ihrem Relaunch wurde sie 250.000 Mal installiert und 200 Millionen Messpunkte eingepflegt, sagt Michael Reifenberg, Pressesprecher der Bundesnetzagentur.
Auf den ersten Blick scheint die Mobilfunkabdeckung im Landkreis Karlsruhe zufriedenstellend, sowohl auf den Karten der Netzbetreiber als auch der „Funkloch“-Karte der Bundesnetzagentur. Scrollt man jedoch tiefer in die Karten hinein, erscheinen immer mehr unterversorgte Stellen mit wenig oder gar keinem Empfang. Defizite gibt es laut „Funkloch-App“ beispielsweise bei Jöhlingen, Schöllbronn oder südlich von Bretten.
Telekom und Vodafone können Auflagen einhalten
Bei der Frequenzaktion 2015 forderte die Bundesnetzagentur von den Netzbetreibern für Baden-Württemberg eine Abdeckung von 97 Prozent der Bevölkerung mit einer Mindestrate von 50 MBit pro Sekunde. Überdies sollten die Hauptverkehrswege vollständig versorgt sein.
Weiße Flecken gibt es insbesondere beim Mobilfunkempfang innerhalb von Gebäuden und bei der LTE-Versorgung.Volker Petendorf, Konzernsprecher Vodafone
Sowohl die Telekom als auch Vodafone gaben an, ihre Ziele bei der Versorgung der Haushalte erreicht zu haben. So deckt Vodafone nach eigenen Angaben 99,9 Prozent der Bevölkerung im Landkreis Karlsruhe ab, 99,3 Prozent davon mit LTE. „Weiße Flecken gibt es insbesondere beim Mobilfunkempfang innerhalb von Gebäuden und bei der LTE-Versorgung“, räumt Vodafone-Konzernsprecher Volker Petendorf ein. Die Telekom gibt an, 98,7 Prozent der Bevölkerung zu erreichen.
Die Telefónica konnte die von der Bundesnetzagentur geforderten Versorgungsauflagen nicht fristgerecht erreichen. In einer Pressemitteilung der Bundesnetzagentur heißt es jedoch, das Unternehmen gehe davon aus, die geforderten Auflagen bis Jahresende zu erreichen. Defizite gibt es bei allen Anbietern bei der Abdeckung der Hauptverkehrswege.
Bürgerwiderstände hemmen den Ausbau
„Ein Mobilfunknetz verändert sich ständig, ist nie zu Ende gebaut“, sagt Jörg Borm, Pressesprecher der Telefónica. Sein Unternehmen stelle einen starken Trend zu immer größeren Datenvolumen fest. Dem wolle man mit einem stärkeren LTE-Ausbau Rechnung tragen. Im vergangenen Jahr habe die Telefónica im Landkreis Karlsruhe mehr als 40 LTE-Stationen in Betrieb genommen, unter anderen in Stutensee, Oberderdingen und Kronau.
Im Schnitt dauert es in Deutschland zwei Jahre, bis ein Mobilfunkstandort funkt.Hubertus Kischkewitz, Pressesprecher Telekom
Doch wie entscheidet sich, wo und wann ein Funkmast errichtet werden soll? Um die Mobilfunkversorgung zu verbessern, suchen Funknetzplaner nach geeigneten Standorten. Verzögerungen beim Ausbau können verschiedene Gründe haben, erklärt Hubertus Kischkewitz, Pressesprecher der Telekom. Mal stehen einem geplanten Antennenstandort Bauvorschriften oder Umweltauflagen entgegen. Aber auch Bürgerwiderstände hemmten den Ausbau. „Im Schnitt dauert es in Deutschland zwei Jahre, bis ein Mobilfunkstandort funkt“, so Kischkewitz.
Konkrete Probleme ergeben sich für die Telekom in Rheinstetten . Dort soll auf dem Dach des alten Postgebäudes in Forchheim ein neuer Funkmast errichtet werden. Bei den Beratungen Anfang Februar formierte sich jedoch Widerstand: 50 Bürger brachten in der „Einwohnerfragestunde“ ihren Unwillen zu Protokoll. „Der Gemeinderat wird soweit möglich von seiner Planungshoheit Gebrauch machen“, sagt Rheinstettens Pressesprecherin Ilona Kastner. „Ziel ist es, sich mit dem Antragsteller vorab zusammenzusetzen und eine einvernehmliche Lösung zu finden.“
Bad Schönborn jagt Funklöcher
Aber es geht auch anders: Bei der Aktion „Wir jagen Funklöcher“ konnten sich Städte und Gemeinden bei der Telekom um einen von 50 neuen LTE-Funkmasten bewerben. Voraussetzung dafür war ein entsprechender Gemeinderatsbeschluss sowie ein Standortvorschlag. 539 Kommunen haben sich beworben. Unter den 50 Gewinnern ist auch die Gemeinde Bad Schönborn.
Ganz Langenbrücken ist, bis auf wenige Stellen, schlecht versorgt.Klaus Detlev Huge, Bürgermeister Bad Schönborn
Angestoßen wurde die Bewerbung von der dortigen SPD. Während der Mobilfunkempfang im Ortsteil Bad Mingolsheim zufriedenstellend ist, gibt es im Ortsteil Bad Langenbrücken Defizite. „Ganz Langenbrücken ist, bis auf wenige Stellen, schlecht versorgt“, sagt Bürgermeister Klaus Detlev Huge. Im Oktober 2019 stimmte der Gemeinderat einer Bewerbung zu, der entsprechende Standortvorschlag wurde allerdings abgelehnt. Das kommunale Gebäude, auf dem der Mast errichtet werden sollte, sei zu niedrig. Man sei nun gemeinsam auf der Suche nach einem alternativen Standort, verrät Huge.