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Gespräch mit Banu Terzioglu

Türkische Generalkonsulin in Karlsruhe: Türkisch soll Unterrichtsfach an deutschen Schulen werden

In ihrer neuen Wahlheimat Karlsruhe fühlt sich die türkische Generalkonsulin Banu Terzioglu bereits nach wenigen Wochen bestens aufgehoben. Im Gespräch mit den BNN erzählt sie, dass sie sich für Türkisch als Unterrichtsfach an deutschen Schulen einsetzen will und der Meinung ist, dass ihr Heimatland ein Rechtsstaat ist.

Die türkische Generalkonsulin Banu Terzioglu sprach in der Geschäftsstelle der BNN mit Stadtredaktionsleiter Theo Westermann über die Bildungschancen ihrer Landsleute.
Die türkische Generalkonsulin Banu Terzioglu sprach in der Geschäftsstelle der BNN mit Stadtredaktionsleiter Theo Westermann über die Bildungschancen ihrer Landsleute. Foto: Sandbiller

In ihrer neuen Wahlheimat fühlt sich Banu Terzioglu bereits nach wenigen Wochen bestens aufgehoben. „Hier ist man so schnell in der Natur. Und da ich etwas außerhalb des Zentrums wohne, genieße ich jeden Abend die Ruhe“, schwärmt die türkische Generalkonsulin bei ihrem Besuch in Geschäftsstelle und Redaktion der BNN in Karlsruhe.

Um sich künftig noch besser zurechtzufinden und möglichst viele Kontakte zu knüpfen, will Terzioglu sobald als möglich mit einem Deutschkurs beginnen. „Wer in ein neues Land kommt, sollte unbedingt die dortige Sprache erlernen. Aber bisher hatte ich leider noch keine Zeit dazu“, sagt sie beinahe entschuldigend.

In ihren ersten drei Monaten als Generalkonsulin hatte die 39-jährige Spitzenbeamtin schließlich einen proppevollen Terminkalender und neben der täglichen Arbeit im Konsulat standen noch Antrittsbesuche im Polizeipräsidium, bei Bürgermeistern und am Freitag bei Theo Westermann, dem Leiter der Stadtredaktion der BNN, auf dem Programm.

Das möglichst schnelle Erlernen der deutschen Sprache spielt auch im Generalkonsulat in der Rintheimer Straße eine wichtige Rolle, denn in den kommenden Jahren möchte sich Terzioglu aktiv für eine reibungslose Integration ihrer Mitbürger stark machen. „Die meisten Türken fühlen sich in Deutschland sehr wohl. Und mit der Mischung aus deutscher Disziplin und türkischem Pragmatismus kann man hier auch sehr viel erreichen“, sagt Terzioglu.

Terzioglu: Türkisch soll Unterrichtsfach an deutschen Schulen werden

Um die Bildungschancen der in Baden lebenden Türken künftig weiter zu erhöhen, will sich die ehemalige Büroleiterin des türkischen Außenministers für die Einführung des Unterrichtsfachs Türkisch an deutschen Schulen einsetzen. „Wer seine Muttersprache richtig lernt und zweisprachig aufwächst, dem fallen weitere Fremdsprachen leichter. Das wirkt sich dann positiv auf die gesamte Bildungsbiografie aus“, begründet Terzioglu ihre Haltung.

Bislang würden türkische Kinder lediglich an Nachmittagen von türkischen Lehrern in ihrer Muttersprache unterrichtet. Weil dieser Unterricht freiwillig sei und die Noten nicht ins Zeugnis einfließen, fehle vielen türkischen Jugendlichen aber die Motivation zum Erlernen der Muttersprache, kritisiert sie den Status quo.

Sorge vor Erstarken des Rechtspopulismus

Was Terzioglu derzeit noch Sorgen bereitet, ist das Erstarken des Rechtspopulismus in vielen europäischen Ländern. „Dadurch hat die Fremdenfeindlichkeit und auch die Islamfeindlichkeit in Deutschland deutlich zugenommen“, sagt die Generalkonsulin. In Baden hätten in diesem Jahr schon mehrere Moscheevereine Bombendrohungen erhalten. Außerdem gab es bereits zwei Brandanschläge auf dem Geländes des türkischen Fußballvereins Fatihspor Pforzheim.

„Diese Entwicklung ist sehr schade, denn eigentlich halten Deutsche und Türken in Baden sehr gut zusammen“, sagt Terzioglu. Polizei und Justiz würden die Vorfälle allerdings sehr ernst nehmen und nach den entsprechenden Meldungen mit den Ermittlungen beginnen.

Die Türkei ist ein Rechtsstaat

„Ich habe ein großes Vertrauen in die deutsche Justiz“, betont Terzioglu. Im Gegenzug erwartet sie von der deutschen Politik, etwas mehr Vertrauen in den türkischen Staat zu haben. „Die Türkei ist ein Rechtsstaat und daran wird sich auch nichts ändern“, betonte Terzioglu.

Wenige Tage vor ihrem Amtsantritt hatte Oberbürgermeister Frank Mentrup die Absetzung von Bürgermeisterin Bedia Özgökçe Ertan von Karlsruhes türkischer Projektpartnerstadt Van scharf kritisiert und als widersprüchlich zu den Grundwerten der Demokratie bezeichnet.

„Alles was in dieser Region passiert, wird von der unabhängigen türkischen Justiz bearbeitet“, hält Terzioglu nun dagegen. Und wenn eine Bürgermeisterin im Verdacht stehe, mit einer verbotenen terroristischen Organisation zu sympathisieren, müssten diese Vorwürfe sehr genau untersucht werden.

Als türkische Generalkonsulin in Karlsruhe ist Banu Terzioglu Chefin eines 30-köpfigen Verwaltungsteams und zuständig für die bürokratischen Belange von etwa 105.000 türkischen Staatsbürgern in den beiden baden-württembergischen Regierungsbezirken Karlsruhe und Freiburg. Das zweite baden-württembergische Generalkonsulat hat seinen Sitz in Stuttgart.

Die Generalkonsulate sind für Verwaltungsaufgaben wie das Ausstellen von Pässen oder Visa sowie Namensänderungen zuständig. Banu Terzioglu erblickte 1980 in Antalya das Licht der Welt. Nach ihrem Studium des Fachs Internationale Beziehungen trat sie 2005 ihre erste Stelle im türkischen Außenministerium an.

2012 wurde Terzioglu zur Ministerialbeamtin ernannt und 2016 wechselte sie ins Büro des türkischen Außenministers Mevlüt Çavuolu in der türkischen Hauptstadt Ankara. Am 1. September 2019 trat Terzioglu als Nachfolgerin von Generalkonsul Nevzat Arslan ihre Stelle in Karlsruhe an.

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