
Die künstlerische Gestaltung des Passagehofs nimmt Gestalt an. Der öffentliche Raum im Hof gehört zur „Zentralen Kaiserstraße“, einem von vier Teilbereichen des Projekts „City-Transformation“. Mit diesem hat sich die Stadt im Sommer 2021 um Fördermittel des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen beworben.
Fördermittel von 4,7 Millionen für „innovative Konzepte und Handlungsstrategien zur Stärkung der Resilienz und Krisenbewältigung in Innenstädten“ kommen nun Karlsruhe zugute.
XXL-Gemälde zeigt passende Motive zur Location am Jazzclub Karlsruhe
Zwei Aluminiumleitern, Abdeckvlies auf dem Boden und rot-weißes Absperrband markieren das temporäre Atelier und den Arbeitsplatz von Street-Artist Christian Krämer alias „Dome“ in der Durchfahrt des Passagehofs, hinter der Kaiserpassage.
An der Außenwand des ehemaligen „Die Kurbel“-Kinos, das derzeit den Jazzclub und die Kinemathek beherbergt, entsteht ein XXL-Gemälde von rund 25 Metern Länge und fünf Metern Höhe.
Portraits der Jazzgrößen Django Reinhardt, Louis „Satchmo“ Armstrong und Dizzy Gillespie mit ihren Instrumenten stellen zusammen mit Publikum an Tischen eine stilisierte Clubszene dar.
Linie für Linie entsteht im Raster die Kontur
„Mit Fotovorlagen – das Publikum haben ein Model oder Freunde gespielt – habe ich eine Collage erstellt und so das Bild am Rechner komponiert“, berichtet Krämer von seiner Arbeitsweise.
Aber bis das Konzept stehe, sei es „ein längerer Prozess, der in einem Buch dokumentiert wird“, so der Street-Artist, der schon von Niklas Braun, dem früheren Vorsitzenden des Jazzclubs, eine Anfrage hatte.

Mittels Quadratraster habe er den Entwurf Linie für Linie – „kleinere Bereiche gehen mit der Spraydose schneller, größere mit dem Pinsel“ – zunächst als schwarze Konturzeichnung auf die Wand aufgebracht. Auch die Decke der Unterführung und die Wand gegenüber sind in die Farbgestaltung einbezogen.
Die Transformation soll aus der Mitte der Akteure entstehen.Andreas Mangold
Zuständig für die City Transformation
„Wir geben viel Spielraum, denn die Transformation soll aus der Mitte der Akteure entstehen“, sagt Andreas Mangold. Er ist als Mitglied des Gremiums vom Amt für Stadtentwicklung (Afsta) bei der City Transformation federführend. Bei der Ausgestaltung sollten thematisch Bezüge zum Passagehof hergestellt werden.
Als sie nach längerer Abwesenheit wieder in Karlsruhe war, sei ihr die Düsternis der Unterführung sehr negativ aufgefallen, schildert Julia Hildenbrand. Sie ist Geschäftsführerin des Jazzclubs, der als Auftraggeber des Wandgemäldes fungiert.
Es geht um mehr als helle Wände
Gerade für Frauen sollte das Areal nicht zum Angstraum werden. „Für die Gastronomie ist das Entrée das Wichtigste. Dann planen die Besucher auch gern einen längeren Aufenthalt ein“, meint Hildenbrand.
Gleich im vergangenen November habe sie Künstler angesprochen, denn es könne nicht nur darum gehen, „die Wände hell anzumalen“. Mit vielen Geschäftsleuten ringsum sei sie in Abstimmung. Der Hof habe „Strahlkraft auf die Innenstadt“. Leute kämen dann lieber zum Einkaufen. „Alle freuen sich“, weiß Julia Hildenbrand auch vom Feedback von Passanten.
Petrolblau für Dizzys Sakko
Mit „Mount Fuji“, einem lyrisch bezeichneten Petrolblau aus der Spraydose, färbt Christian Krämer Dizzy Gillespies Sakko ein. Die großen Wandflächen drumherum werden mit Acrylfarben aus dem Eimer gewalzt – teilweise seien bis zu vier Assistenten am Werk.
„Aus 1.600 Farbkarten habe ich die Farben für mein Bild ausgesucht. Die werden dann extra angemischt.“ Zur Kontrolle der korrekten Anordnung der Farbfelder schaut Krämer immer wieder aufs umgehängte Tablet, wo sein Entwurf gespeichert ist. Passanten seien neugierig und die meisten äußerten sich positiv: „Endlich wird es schöner hier.“
Die ebenfalls im Passagehof geplante Umsetzung des Bodengemäldes „Offene Runde“ des Weingartener Künstlers René Sulzer, die noch im Herbst erfolgen sollte, wird aufgrund der derzeitigen feuchten Witterung ins Frühjahr verlegt. „Das Projekt ist momentan noch in der abschließenden Aus- und Durchführungsplanung“, erklärt Lotta Stähr vom städtischen Presseamt.
Voraussichtlich bis 3. November soll die Bemalung der Durchfahrt abgeschlossen sein. Dann kann das fertige Jazzclub-Gemälde in Augenschein genommen werden.
Die Bemalung wird mindestens bis 2026 bleiben. Frühestens dann steht laut Rathaus die bauliche Umgestaltung und gegebenenfalls weitere Entsiegelung des Passagehofs an.