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Wetter

Verfrühter Pollenflug und drohende Ernteausfälle: So wirkt sich der milde Winter in Karlsruhe aus

Spaziergänger am Karlsruher Schloss freuen sich über blühende Krokusse, Allergiker klagen schon jetzt über Pollenflug: Die höheren Wintertemperaturen bringen die Pflanzen in der Region früher als sonst zum Blühen. Sollte demnächst Frost kommen, drohen aber Ernteausfälle.

In Karlsruhe blühen im Februar schon die ersten Krokusse.
In Karlsruhe blühen im Februar schon die ersten Krokusse. Foto: Sandmann

Das warme Wochenende hat Holger Flaig genutzt, um seinen Kirschbaum zu schneiden. Dass im Februar schon so viele Pflanzen blühen, sei zwar ungewöhnlich. Aber „ein warmes Wochenende ist noch kein Grund zur Sorge“, sagt der Referent für Klimawandel und Bodenbiologie am Landwirtschaftlichen Technologiezentrum Augustenberg (LTZ) in Karlsruhe.

Auch Hans Schipper, Leiter vom Süddeutschen Klimabüro am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) fand die Sonne am Wochenende sehr schön. Jedoch betont er: „Ein warmer Tag ist nicht gleich Klimawandel.“

Dass am Karlsruher Schloss bereits Krokusse blühen, verwundert Schipper aber nicht. „Wärmere Perioden in diesen Monaten werden in Zukunft öfter kommen. Das ist Teil des Klimawandels“, sagt er.

Allergiesaison beginnt früher und dauert womöglich länger

Für Allergiker sind die milden Winter kein Grund zur Freude: Schon jetzt klagen viele über Pollenflug. Zwar gab es immer schon einzelne Allergiker, die schon im Januar auf Haselnussblüten reagierten. In diesem Jahr seien aber schon jetzt viel mehr Tabletten und antiallergische Nasensprays verkauft worden als sonst, berichtet Apothekerin Sigrun Sauter.

Die Sofienapotheke in der Karlsruher Weststadt, in der sie arbeitet, wird dennoch ihre Schaufenster erst im Frühling entsprechend umdekorieren, wenn die Hochsaison kommt. Die sei im März und April, sagt Sauter. KIT-Experte Schipper schätzt, dass die Allergiesaison in diesem Jahr länger anhalten könnte.

Pflanzen überstehen milden Winter gut

Denn das warme Wetter brächte die Pflanzen zum früheren Austreiben, erklärt er. Holger Flaig, der am Augustenberg über die Auswirkungen des Klimawandels auf die Landwirtschaft forscht, sagt: „Die Pflanzen können an sich gut mit dem milden Winter umgehen.“

Dennoch müssten Hobbygärtner und Landwirte verstärkt auf die Gesundheit ihrer Pflanzen achten. „Den fehlenden Frost finden Schnecken, Wanzen und Blattläuse natürlich super“, sagt Flaig. Der Experte schätzt, dass die Pflanzen in diesem Jahr zwei Wochen früher dran sind als sonst. „Ist eben so“, erklärt Flaig. Wenn jetzt kein Frost mehr kommt, sei das nicht tragisch.

Ernteausfälle bei spätem Frost

Sollte aber Frost bald den milden Winter unterbrechen, sähe es anders aus. Ähnlich lief es 2017, als auf den wärmsten März seit Beginn der Wetteraufzeichnung ein frostiger April folgte. „Viele Pflanzen waren zu diesem Zeitpunkt schon weit entwickelt. Obstbäume hatten ihre Winterhärte verloren“, berichtet Flaig.

Als dann der Frost kam, wurden die Landwirte auf dem falschen Fuß erwischt. „Ohne die schützende Schneedecke erfriert das Getreide“, erklärt der Experte. Die Ernten des Augustenbergs fielen beim Kernobst, den Steinobsten und den Birnenbäumen 2017 komplett aus. „Ernteausfälle wie diese sind schlecht für Natur und auch die Wirtschaft“ , sagt auch Hans Schipper vom KIT.

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