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Kompliziertes Verfahren

Verwirrung um Inzidenzen in Karlsruhe – Lockerungen am Samstag sehr wahrscheinlich

Bei der Veröffentlichung der aktuellen Corona-Zahlen schlagen die Organisationen unterschiedliche Wege ein. Das sorgt auch in Karlsruhe für Verwirrung – und führt dazu, dass etwa die Gastronomie frühestens am Samstag öffnen kann.

Aufräumen und putzen: Das Team vom Restaurant Anders auf dem Turmberg beginnt mit den Vorbereitungen für die nahende Wiedereröffnung.
Restaurants wie Anders auf dem Turmberg können in Karlsruhe sehr wahrscheinlich am Samstag wieder öffnen. Foto: Jörg Donecker

Der Blick auf die aktuellen Corona-Zahlen gehört für viele Menschen seit Monaten zur täglichen Routine.

Das Interesse ist verständlich: Die Fallzahlen spiegeln schließlich anschaulich die regionale Entwicklung der Pandemie in den jeweiligen Stadt- und Landkreisen wider, dazu können Einzelhändler und Gastronomen die nächsten Öffnungsschritte mit dem Blick auf die 7-Tage-Inzidenz frühestmöglich planen.

Doch wo und wann die aktuellen Zahlen veröffentlicht werden, ist nicht einheitlich geregelt.

Beim Landesgesundheitsamt laufen in der Corona-Krise die Fäden zusammen

Im Gesundheitsamt Karlsruhe werden die bestätigten Covid-19-Infektionen jeden Tag von neuem gesammelt und gegen 16 Uhr an das Landesgesundheitsamt weitergeleitet.

Dort laufen gegen Feierabend die Daten aus sämtlichen 44 baden-württembergischen Stadt- und Landkreisen zusammen. Täglich wird gegen 18 Uhr ein aktueller Lagebericht mit Fallzahlen, Todesfällen, Trends und Inzidenzen an Medien verschickt und zeitgleich auf der Internetseite gesundheitsamt-bw.de veröffentlicht. An manchen Tagen sogar etwas früher gibt es die aktuellen Zahlen in tabellarischer Form auf der Seite des Gesundheitsatlas Baden-Württemberg.

Vom Gesundheitsamt Karlsruhe werden die Zahlen allerdings erst am folgenden Tag frühmorgens auf der Seite corona.karlsruhe.de publik gemacht. Eine Vorgehensweise, die in den vergangenen Tagen bei einigen BNN-Lesern für Verwirrung sorgte. Denn während auf bnn.de bereits von Inzidenzen unter 100 zu lesen war, standen auf der städtischen Seite noch die Werte des Vortags.

Wir haben in den vergangenen Monaten an einem bewährten System festgehalten
Matthias Krüger, Landratsamt Karlsruhe

„Wir haben in den vergangenen Monaten an einem bewährten System festgehalten, an dem sich die Menschen zum Tagesstart über die Situation in ihren Gemeinden informieren können“, sagt Matthias Krüger von der Pressestelle des Landratsamts auf Nachfrage.

Im Gesundheitsamt Karlsruhe werden die bestätigten Covid-19-Infektionen jeden Tag von neuem gesammelt und gegen 16 Uhr an das Landesgesundheitsamt weitergeleitet. 
Im Gesundheitsamt Karlsruhe werden die bestätigten Covid-19-Infektionen jeden Tag von neuem gesammelt und gegen 16 Uhr an das Landesgesundheitsamt weitergeleitet.  Foto: Jörg Donecker

Außerdem könnten dadurch auch die abends gemeldeten Corona-Fälle noch online gestellt werden. Deshalb seien die Werte des Karlsruher Gesundheitsamts denen des Landesgesundheitsamts an manchen Tagen sogar „einen kleinen Schritt voraus“. Die 7-Tage-Inzidenz wird aber immer vom Landesgesundheitsamt berechnet.

Für Bundes-Notbremse ist das RKI zuständig

Für das In- und Außerkrafttreten der aktuell in Deutschland geltenden Bundes-Notbremse sind allerdings nicht die Zahlen des Landesgesundheitsamts, sondern die vom Robert-Koch-Institut (RKI) veröffentlichten Inzidenzwerte relevant.

Die aktuellen RKI-Zahlen werden meistens erst mitten in der Nacht veröffentlicht. Das führt auch dazu, dass die am Freitag vom Landesgesundheitsamt übermittelte 7-Tage-Inzidenz von 86,8 für den Stadtkreis Karlsruhe erst am Samstagvormittag vom RKI offiziell bestätigt wurde.

Wegen der späteren Bekanntgabe der aktuellen Inzidenzen durch das RKI, kann die Notbremse in Karlsruhe frühestens am Samstag gelockert werden.

Hätte das Land bei der Lockerung der Bundes-Notbremse den Hut auf, würde ab Freitag gezählt und dann könnte nach fünf Werktagen in Folge unter der 100er-Schwelle bereits am kommenden Freitag gelockert werden.

Nachmeldungen sind Grund für unterschiedliche Inzidenzwerte

Wegen der Nachmeldungen können die RKI-Zahlen auch von den Daten der Kreis- und Landesgesundheitsämter abweichen.

Dass von den drei zuständigen Stellen teilweise unterschiedliche Daten erhoben werden, kann aber auch an den Vorgaben für die Zuordnung der Covid-Fälle auf die einzelnen Kreise liegen: „Wenn der Wohnsitz einer erkrankten Person auf die Schnelle nicht ermittelt werden kann, oder sich bei der Recherche herausstellt, dass die Person doch in einem anderen Stadt- oder Landkreis gemeldet ist, dann müssen diese Daten aus der Statistik wieder herausgerechnet werden“, so Krüger.

Allzu große Abweichungen sind aber nicht zu erwarten. In den vergangenen Monaten wichen die Zahlen des RKI nur wenig von denen des Landesgesundheitsamts ab. Und wenn die Inzidenz deutlich fällt, wie etwa im Stadtkreis Karlsruhe am vergangenen Freitag von 104,5 auf 86,8, fallen selbst einige Nachmeldungen nicht sonderlich ins Gewicht.

BNN informieren Leser früh mit Daten des Landesgesundheitsamts

Die BNN verwenden für ihre Berichterstattung fast ausschließlich die Zahlen des Landesgesundheitsamts. Dadurch können bereits am frühen Abend die aktuellen Inzidenzen auf bnn.de bekannt gegeben und die Ergebnisse am kommenden Tag in der gedruckten Ausgabe veröffentlicht werden.

Außerdem werden vom Landesgesundheitsamt und dem RKI nur bestätigte Fälle weitergegeben, deshalb gelten diese Zahlen als transparent und nachvollziehbar. Offiziell erhoben werden Infektionszahlen auch von der Weltgesundheitsorganisation WHO oder der Johns-Hopkins-University. Deren Zahlen können wegen unterschiedlicher Ermittlungsmethoden aber von denen des RKI abweichen.

Auch deshalb werden auf manchen Internetseiten und Apps andere Zahlen zu den Infektionen in der Region veröffentlicht als von den regionalen Gesundheitsämtern.

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