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Meinung

von Martha Steinfeld

Neues aus dem Elternleben

Von Kindern, die plötzlich groß geworden sind

Wo ist denn bloß die Zeit hin, fragt sich unsere Kinderkram-Autorin. Seit Beginn der Pandemie zieht sich die Zeit für sie wie Kaugummi. Für ihre Kinder scheint das allerdings nicht zu gelten.

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Und plötzlich sind sie groß: Unsere Kinderkram-Autorin wundert sich, warum für ihre Kinder während Corona die Zeit schneller vergeht. Foto: ©New Africa/stock.adobe.com

Zeit und Raum hatten in den vergangenen 17 Monaten ja bekanntlich wenig Bedeutung. So fühlt es sich jedenfalls an für uns Eltern, für die sich in dieser Pandemie einfach nur Tag um Tag aneinander reihten, an dem sie Kinder, Beruf, Gesundheit und Lebensfreude aufrechterhalten mussten, während um sie herum alle Strukturen weggebrochen waren.

Doch auch wenn sich die Tage zwischen Homeoffice und Homeschooling manchmal hinzogen wie Kaugummi, müssen sie doch vergangen sein. Anders kann ich mir nicht erklären, wie ich plötzlich die Mutter von zwei Kindern geworden bin, die mit denen vor der Pandemie nicht mehr viel zu tun haben.

Das wäre zum einen das Mädchen, der ich an dem letzten Weihnachten, als die Welt vermeintlich noch normal war, noch ein Buch nach dem anderen vorlas, weil es bei ihr noch nicht so gut klappte mit dem Lesen. Als die Spielplätze mit Absperrband versehen wurden, zog dieses Mädchen noch gerne Klamotten mit Tiermotiven an und fand nichts cooler, als mit ihrer Mama ein Eis essen zu gehen.

Die Welt ist bunt: Vor allem mit Kindern.
Die Welt ist bunt: Vor allem mit Kindern. Foto: Dolgachov/Fotolia

Eis isst sie noch immer gerne, aber am liebsten mit Freundinnen, mit denen sie durch die Straßen läuft, eine kleine Handtasche stets dabei, in der sie stolz das Notfall-Handy mit sich trägt. Tiermotive passen schon länger nicht mehr zu ihrem Gesicht, das jeden Tag ein wenig seiner Kindlichkeit verliert. Auch zum Vorlesen braucht sie mich nicht mehr. Sie liest jetzt nachts unter der Decke, wenn sie denkt, dass wir nicht mehr nachschauen kommen.

Kleiner Junge bald reif für die Schule

Der kleine Junge ist noch immer ein kleiner Junge. Aber anders. Es gibt keine niedlichen Wortschöpfungen mehr, das winzige Gesicht ist größer geworden, die Beine und Arme länger. Und sogar ich, die sich vor einem Jahr noch nicht vorstellen konnte, dass dieser kleine Wicht bald reif für die Schule ist, muss zugeben, dass es höchste Zeit für ihn wird.

Zeit und Raum sind in den vergangenen 17 Monaten verschwommen für Eltern. An den Kindern können wir sehen, dass sie weitergelaufen ist. Das ist einerseits beruhigend. Andererseits wünschte ich, sie würde etwas langsamer machen.

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