Das Interesse der Bevölkerung an der Welt der Pilze hat deutlich zugenommen. Für die Hobby-Sammler im Hardtwald geht es darum, Speisepilze von ihren giftigen Doppelgängern zu unterscheiden. Pilzfachberater raten: Was sich nicht eindeutig und klar bestimmen lässt, darf auf keinen Fall in die Pfanne kommen.
Von unserem Mitarbeiter Franz Lechner„Ich esse einfach gerne Pilze“, antwortet die Karlsruherin Tamara Bohr bei einer Pilzführung der Volkshochschule Karlsruhe im Hardtwald auf die Frage, warum sie sich so stark für die kleinen zwischen Tier und Pflanze stehenden Wesen interessiert.
Paul Fleuchaus sagt Ähnliches: „Das Schöne am Pilze sammeln ist, dass ich in der Natur unterwegs bin, und da ich Pilznudelpfannen liebe, kann ich so das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden.“ Mit ihrer Begeisterung für Pilze sind die beiden nicht allein. Bei weitem nicht, wie der von der Deutschen Gesellschaft für Mykologie geprüfte Pilzsachverständige Dieter Butschek aus Rheinstetten-Mörsch bestätigt.
„In den vergangenen Jahren ist ein ständig steigendes Interesse an der Welt der Pilze zu spüren“, sagt der Pilzkundige, der schon seit rund 40 Jahren als ehrenamtlicher Pilzberater tätig ist. Das spürt aber nicht nur er als Pilzberater, das zeigt auch die hohe Nachfrage bei Pilzführungen. Allerdings beschränkt sich das Interesse der meisten Menschen darauf, ohne Angst vor Vergiftungen etwas Leckeres für die Küche zu finden.
„Ein wirklich tiefergehendes Interesse an Pilzen haben die wenigsten“, bedauert Dieter Butschek. Dabei machen für die Küche relevanten Arten wie Steinpilz, Champignon Maronenröhrling, Stockschwämmchen und ihre giftigen Doppelgänger wie Knollenblätterpilz, Satanspilz, Gifthäubchen und Co nur einen verschwindend kleinen Teil der großen Pilzwelt aus.
„Um die 8 000 Arten soll es nach neuesten Schätzungen in Mitteleuropa geben“, berichtet der Pilzsachverständige. Davon sind allerdings mehr als 95 Prozent nur für Pilzwissenschaftler oder für sehr engagierte Pilzfreunde spannend.
Vorsicht vor giftigen Doppelgängern
Für den Hobby-Sammler geht es vor allem darum, die giftigen Doppelgänger seiner Lieblingspilze zu kennen. Und dass das nicht immer der Fall ist, zeigen die vielen Menschen, die jedes Jahr mit Pilzvergiftungen im Krankenhaus oder beim Hausarzt landen.
„Unwissenheit oder großer Leichtsinn“ vermutet Dieter Butschek als Ursachen, und ergänzt: „Eigentlich kann man die meisten Pilzarten und ihre giftigen Doppelgänger – wenn man sie sorgfältig prüft – gut unterscheiden.“
Unidentifizierte Pilze dürfen nicht in die Pfanne
Ein Problem bei vielen Pilzarten ist allerdings, dass sie je nach Standort und Wetterbedingungen ihr Aussehen variieren können. Deshalb lautet eine von allen Pilzfachberatern empfohlene Grundregel beim Pilzsammeln auch ganz einfach: Was sich nicht eindeutig und klar bestimmen lässt, darf auf keinen Fall in die Pfanne kommen.
Auch für den größten Teil der Pilze, die man im Landkreis Karlsruhe findet, gilt natürlich: Sie sind weder giftig noch essbar, sie schmecken einfach nur schlecht. Und davon gibt es in diesem Jahr im Landkreis besonders viele.
Nach dem vielen Regen der vergangenen Tage wachsen zwar viele Pilze, die guten Speisepilze sind aber bisher eher selten zu finden. „So habe ich Röhrlinge, also beispielsweise Steinpilze oder Maronenröhrlinge, bis Anfang Oktober noch keine gefunden“, sagt der Pilzkenner Dieter Butschek.
Ähnliches berichten auch Pilzsammler aus der Pfalz und aus dem Norden des Landkreises. „Außer Krauseglucken und Parasol-Pilzen haben wir bei uns im Hardwald in diesem Jahr bisher wenig Speisepilze gefunden“, berichtet der Pilzfreund Christian Sand aus Kirrlach.
Was bleibt, ist die Hoffnung. „Es kann schon sein, dass sich die Situation für Pilzsammler durch den Regen in den vergangenen Tagen noch deutlich verbessert“, sagt Dieter Butschek.