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Blühstreifen helfen kaum

Warum es seit Jahrzehnten immer weniger Schmetterlinge gibt

Nicht nur die Vielfalt auch die reine Individuen-Zahl der Schmetterlinge nimmt langsam, aber stetig ab. Und das schon seit vielen Jahrzehnten. Um den weiteren Rückgang aufzuhalten haben die Repräsentanten vom Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) Baden-Württemberg den Südwesten schon vor gut zehn Jahren zum Schmetterlingsland erklärt. Hat es geholfen?

Schwer gefährdete blaue Schönheit: Der seltene Kleine Schillerfalter – fotografiert in der Nähe der Mülldeponie Bruchsal.
Schwer gefährdete blaue Schönheit: Der seltene Kleine Schillerfalter – fotografiert in der Nähe der Mülldeponie Bruchsal. Foto: Franz Lechner

Von Franz Lechner

Die Landesregierung sei begeistert gewesen von dem groß angelegten Schutzprojekt der ehrenamtlich arbeitenden BUND-Mitglieder. Aber das sei es dann auch gewesen, so die Kritik der Organisation. Viel geändert habe sich seit damals nichts. „Ich sehe schon seit Jahren, dass in der Region die Artenvielfalt bei Schmetterlingen immer weiter zurückgeht “, beobachtet der Flehinger Schmetterlingsexperte und Mitarbeiter an dem Standardwerk „Die Schmetterlinge Baden-Württembergs“, Karl Treffinger.

Das bestätigten auch wissenschaftliche Studien „Dramatischer Rückgang von Tagfalterarten in Deutschland“, lautete beispielsweise vor einiger Zeit die Überschrift zu einem Forschungsbericht, den Wissenschaftler des Senckenbergh Forschungsinstituts in einem Wissenschaftsmagazin publizierten.

Schlecht für Schmetterlinge: Steingärten und englischer Rasen

Die Ursachen für den Rückgang der Tag- und Nachtfalter seien vielfältig: Der weiterhin fast ungebremste Landschaftsverbrauch, der Einsatz von Pestiziden und die Überdüngung und als Folge die monotonen blütenlosen Wiesen in der Landwirtschaft, aber auch, Hausbesitzer und Kleingärtner, die auf perfekt gepflegten englischen Rasen, exotische Sträucher oder Steingärten und Unkrautvernichtungsmittel setzen, vernichten die Artenvielfalt.

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Ein seltenes Exemplar: Der Eisvogel-Schmetterling aus der Familie der Edelfalter, gesehen bei Mühlacker-Großglattbach. Foto: Franz Lechner

Schmetterlinge gehörten zu den besonders Leidtragenden dieses Umgangs mit der Natur. „Die Blühstreifen, die viele Gemeinden heute auch im Landkreis Karlsruhe anlegen, sind zwar besser als nichts, aber den Artenschwund bei Schmetterlingen können sie nicht wirklich stoppen“, verdeutlicht der Manager des Artenschutzprogramm Schmetterlinge im Regierungsbezirk Karlsruhe, Arno Schanowski.

Blühflächen haben auch nach der Blütezeit einen Nutzen

Ähnlich wie für das Füttern von Vögeln oder das Aufstellen von Bienenhotels gelte auch für Blühstreifen: Sie helfen häufig vor allem den ungefährdeten und wenig spezialisierten Arten. „Da aber heute selbst diese Tagfalter teilweise deutlich abnehmen, ist das Anlegen von Blühstreifen und von Wildblumenwiesen im eigenen Garten besser als gar nichts zu tun“, betont Schanowski. Allerdings nur, wenn die Blühflächen nicht sofort nach dem Ende der Blühzeit abgemäht werden. „Dann werden den Raupen der verschiedenen Falter nämlich oft schon die Nahrungsgrundlage entzogen, bevor sie ihre Metamorphose zum Schmetterling beenden können“, sagt der Geschäftsführer des BUND-Regionalverbandes Mittlerer Oberrhein, Hartmut Weinrebe.

Tatsächlich ist das ein großes Problem bei vielen der verschiedenen Blühprojekte im Landkreis Karlsruhe. Verblühte Wildblumenflächen bieten zwar Nahrung für Raupen oder Überwinterungsmöglichkeiten für Schmetterlingspuppen und dazu auch noch reichlich Samen für die Vögel, aber da sie dann nicht mehr schön anzusehen sind, werden solche Flächen häufig schnell abgemäht oder untergepflügt. „Wer also mehr als nur Fototermine für die Medien produzieren will, der muss einerseits größere Blühflächen anlegen und diese Flächen auch dann, wenn sie nicht mehr fotogen sind, stehen lassen“, betont Hartmut Weinrebe.

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