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Julias Ökolumne

Warum ich 15 Euro für ein Deo bezahlt habe – und wie es wirklich war

Dank Klimawandel wird es immer heißer, wir schwitzen mehr, brauchen mehr Deo – und begünstigen mit all den Treibgasen und Plastikverpackungen wieder den Klimawandel. Ein Teufelskreis ohne Ausweg? Nicht zwingend: Mit dem nötigen Willen und Kleingeld lässt er sich durchbrechen. In der neuen Folge von Julias Ökolumne steht ein besonderes Produkt auf dem Prüfstand.

Alles frisch? Kommt aufs Deo an.
Alles frisch? Kommt aufs Deo an. Foto: BNN/stock.adobe.com – Africa Studio

Dank Klimawandel wird es immer heißer, wir schwitzen mehr, brauchen mehr Deo – und begünstigen mit all den Treibgasen und Plastikverpackungen wieder den Klimawandel. Ein Teufelskreis ohne Ausweg? Nicht zwingend: Mit dem nötigen Willen und Kleingeld lässt er sich durchbrechen. In der neuen Folge von Julias Ökolumne steht ein besonderes Produkt auf dem Prüfstand.

Als ich beschließe, meinem seit Jahren bewährten Spray-Deo endgültig Lebewohl zu sagen, ist es April und sehr frisch draußen. Ein kalter Entzug, könnte man sagen, aber gerade deswegen noch recht einfach. Ich komme kaum ins Schwitzen und beschließe, auf eine umweltfreundlichere Variante der Achselpflege umzusteigen: ein Deo in Creme-Form, ohne Aluminium, ohne Konservierungsstoffe, ohne Mineralöle, ohne Parabene, ohne Silikone, ohne tierische Inhaltsstoffe, ohne Alkohol, ohne Tierversuche, ohne irgendwas, vor allem ohne schlechtes Gewissen.

Aber: Klappt das auch ohne Schweißgeruch? Ohne Flecken auf den Klamotten? Und ohne pleite zu gehen? Letzteres ist schon mal so eine Sache. Fast 15 Euro zahle ich bei Amazon für die bestbewertete Deocreme, Versand inklusive. Aus der Pappschachtel rollt mir ein Döschen entgegen, kleiner als meine Handfläche – und aus Plastik. Das ist die erste Enttäuschung. Es sollen noch ein paar weitere folgen.

Können meine Kollegen mich noch gut riechen?

Am ersten Tag lese ich die Anleitung ganz genau durch, ich will schließlich nicht stinken. Mit den Fingerkuppen soll man eine kleine Menge der Creme unter den Achseln verreiben. Das ist gar nicht so einfach, weil das Deo viel zu fest ist. Erst reichlich Reibung und Körperwärme machen es möglich, ein bisschen was aus der Dose zu lösen.

Dafür registriere ich nach acht Stunden im Büro und zwei Fahrten mit dem Rad tatsächlich keinerlei Geruchsbildung. Ich dufte zwar nicht mehr nach meinem künstlichen Spray-Deo, aber ich rieche neutral. Immerhin. Auch von den Kollegen hat noch niemand die Nase gerümpft – der Test geht gut los.

Mindestens fünf Euro tropfen in meinen Abfluss

Und geht dann auch ebenso schnell bergab: Nach wenigen Wochen rötet sich meine Haut. Ich bekomme einen leichten Ausschlag und setze die Creme erst mal für ein paar Tage ab. Als ich sie wieder benutzen kann, rollt eine Hitzewelle über das Land. Bei 38 Grad im Schatten muss sich die Creme geschlagen geben: Nach einem langen Arbeitstag oder dem Joggen am Abend riecht es unter meinen Armen nicht gerade blumig.

Seinen Tiefpunkt findet mein Experiment aber seltsamerweise, als es schon wieder ein paar Grad kühler geworden ist. Eines Morgens schraube ich nichtsahnend und schwungvoll das Döschen auf, als sich plötzlich der gesamte Inhalt in mein Waschbecken ergießt. Die andauernde Wärme hat das Deo über Nacht komplett zum Schmelzen gebracht, mindestens fünf Euro tropfen nun in meinen Abfluss.

Aber was soll's, denke ich mir, sonderlich begeistert war ich sowieso nicht. Ich beschließe, dem Prinzip Deocreme eine zweite Chance zu geben und noch andere Marken zum Testen zu bestellen. Bis die Lieferung aber ankommt, steht zum Glück noch mein altes Spray-Deo ganz hinten im Badschrank. Oder vielleicht versuche ich es einfach mal komplett ohne? Ist ja Winter jetzt, da schwitzt man schließlich nicht so sehr. Mal sehen, was die Kollegen dazu sagen...

Julias Ökolumne

Umweltfreundlich leben wollen wir alle irgendwie – wenn das doch nur nicht immer so anstrengend wäre. In dieser Kolumne nimmt Julia Weller das Spannungsfeld zwischen der allseits erwünschten Nachhaltigkeit und unserer alltäglichen Bequemlichkeit auf die Schippe. Alle Folgen gibt es hier .

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