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Schwankungen im Raum Karlsruhe

Warum sich das Diesel-Embargo nicht auf die Preise an den Tankstellen auswirkt

Autofahrerinnen und Autofahrer in Karlsruhe und Umgebung sind verunsichert, wenn sie die Achterbahnfahrt der Spritpreise sehen. Am Diesel-Embargo liegt die jedenfalls nicht.

Autos fahren an der Anzeigetafel einer Tankstelle vorbei
Abends ist der Sprit oft günstiger: Das Beispielfoto zeigt, dass Diesel mitunter wieder für weniger Geld zu haben ist als Benzin. Doch die Schwankungen beim Spritpreis sind enorm. Foto: Rake Hora

Achterbahnfahrt der Spritpreise: Da kostete der Liter Diesel in Bruchsal morgens 1,77 Euro je Liter und am Tag darauf zur gleichen Zeit an derselben Tankstelle 2,19 Euro. Prompt bot auch die Konkurrenz Preise von deutlich über zwei Euro an. „Wirkt sich das Embargo gegen russischen Dieselkraftstoff, das seit 5. Februar gilt, nun in der Region aus?“, fragen sich irritierte Autofahrerinnen und Autofahrer.

Um es vorweg zu sagen: Es ist nicht die Ursache für die Preisdifferenzen. Das unterstreichen sowohl der ADAC Nordbaden als auch der Mineralölwirtschaftsverband en2x – die sonst wahrlich nicht immer einer Meinung sind.

Wir haben nicht beobachtet, dass das Embargo großartige Auswirkungen auf die Preisgestaltung an den Tankstellen hat.
Corinna Müller-Kraus, Pressesprecherin ADAC Nordbaden

„Wir haben nicht beobachtet, dass das Embargo großartige Auswirkungen auf die Preisgestaltung an den Tankstellen hat“, sagt ADAC-Pressesprecherin Corinna Müller-Kraus. Die Vorbereitungszeit sei für die Mineralölkonzerne wohl ausreichend gewesen, um Diesel aus anderen Ländern zu importieren.

Hintergrund ist: Der in Deutschland hergestellte Diesel reicht nur für etwa die Hälfte des Bedarfs. Noch im November vergangenen Jahres kamen laut en2x 42 Prozent des importierten Diesels aus Russland nach Deutschland.

Doch dafür gibt es offenbar genügend Ersatz. „Das Diesel-Embargo macht sich bislang auf dem deutschen Markt nicht bemerkbar“, sagt en2x-Pressesprecher Alexander von Gersdorff.

Autofahrerinnen und Autofahrer sind verunsichert

Offenbar sind viele Autofahrerinnen und Autofahrer wegen der politischen Gemengelage verunsichert und entsprechend sensibilisiert, wenn sie Zapfsäulen ansteuern. Ihnen fallen große Preisschwankungen innerhalb einzelner Städte oder gar bei einzelnen Tankstellen mehr auf als in früheren Zeiten.

Neu ist das rasante Auf- und Ab nicht, unterstreicht Müller-Kraus. „Wir stellen aber immer mehr fest, dass der Wettbewerb innerhalb der Städte für die Tankstellen immer wichtiger wird für die Preisgestaltung.“

Ein Konzern kann durchaus in einer Stadt mit einem relativ hohen Spritpreis voran preschen, die Marktsituation testen – und die Konkurrenz orientiert sich flugs daran. Die Computersysteme machen es möglich; die Konzerne geben von der Zentrale aus die lokalen Preise vor. Es ist eine rein romantische Vorstellung, dass ein Tankwart wie in den 1970er-Jahren mehrmals am Tag die Tankstellen der Konkurrenz anfährt, um dort auf die Preisschilder zu schauen.

Apps oder das Internet sind ein sehr guter Weg, um die Preise zu vergleichen und die für sich günstigste Tankstelle anzufahren.
Alexander von Gersdorff, en2x-Pressesprecher

Zu Preisveränderungen sagt Branchensprecher von Gersdorff nichts – weil dies Angelegenheit der Konzerne ist. Er spricht von einem „intensiven Wettbewerb“ und fügt hinzu: „Apps oder das Internet sind ein sehr guter Weg, um die Preise zu vergleichen und die für sich günstigste Tankstelle anzufahren.“

Gespart werden kann enorm, das predigt der ADAC Nordbaden seit Jahren tagein, tagaus. Manchmal hat man aber auch trotz des Preisvergleichs Pech. Pressesprecherin Müller-Kraus berichtet von einer eigenen Erfahrung, die sie kürzlich gemacht habe: Da hat sie getankt – und nur zehn Minuten später war der Liter Sprit an derselben Tankstelle zehn Cent günstiger.

ADAC beobachtet höhere Spritpreise am Morgen

Der ADAC beobachte seit langer Zeit, dass es „je nach Tageszeit extreme Unterschiede gibt“. In der Regel sei das Tanken morgens teurer als abends. Das liegt auch nahe: Morgens sind viele Berufspendler unterwegs; zwischen 20 und 22 Uhr sind viele Autofahrer längst zuhause. Dies ist auch die Zeitspanne, in der der Sprit nach ADAC-Erfahrungen meist am günstigsten ist.

Der spricht pauschal von zwölf Cent, die man abends gegenüber morgens sparen könne. Größere Ausreißer „sind aber absolut möglich“, sagt Müller-Kraus. Dem Verbraucher bleibt also nichts anderes übrig, als Preise zu vergleichen und günstige Tankstellen anzufahren, wenn er sparen möchte. Dies ist die Erfahrung des ADAC Nordbaden, der seit vielen Jahren regelmäßig die Spritpreise in der Region untersucht.

Übrigens: Aufmerksame Autofahrer haben in den vergangenen Tagen – trotz des Diesel-Embargos – festgestellt: Diesel ist zeitweise an einzelnen Tankstellen wieder etwas günstiger als Super E10. Auch dies deutet auf eine Normalisierung hin, denn achteinhalb Monate lang war Diesel laut ADAC stets teurer als Benzin – obwohl der Selbstzündertreibstoff geringer besteuert wird.

Und was hält der Autoclub von Kundenkarten der Mineralölmultis? Meist sei es so, dass man als Besitzer der Karte nur an speziellen Markentankstellen einen Vorteil hat, sagt Müller-Kraus. Wenn es alternativ beim Bezahlen einen (Punkte-)Bonus gibt, sei auch dieser zu hinterfragen. Müller-Kraus: „Wenn die Tankstelle zehn Cent teurer ist, zahle ich dennoch drauf. Ich denke, die Verbraucherinnen und Verbraucher sind so sensibilisiert, dass sie sich von solchen Angeboten nicht blenden lassen.“



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