Der Sommer lässt nicht länger auf sich warten. In den nächsten Tagen steigen die Temperaturen – am Freitag sogar über die 30-Grad-Marke. Doch in Corona-Zeiten ist der Sommer ein anderer.
Während man vom Abstandsgebot vielerorts nur noch wenig wahrnimmt, muss die Mundschutzpflicht weiter streng eingehalten werden. Vertragen sich Maske und Hitze oder müssen sich Träger jetzt abermals Sorgen um ihre Gesundheit machen?
Mitarbeiter in der Gastronomie und im Rettungsdienst leiden besonders
Die meisten Menschen müssen die Maske nur kurz aufsetzen, und dann größtenteils in klimatisierten Räumen. Andere tragen sie fast den ganzen Tag. Die Gastronomie zählt zu den am meisten betroffenen Branchen.
Die Maskenpflicht ist aber ein notwendiges Übel, wo es darum geht, den vom Gesetzgeber geforderten Maßnahmen zu entsprechen.Michael Kant, Deutscher Hotel- und Gastronomieverband (Dehoga)
Obwohl die Corona-Verordnung keine Maskenpflicht im Außenbereich vorsieht, entscheiden sich die meisten Betreiber dafür, um den Vorrang des Gesundheitsschutzes zu demonstrieren. Das trifft nicht bei allen Beschäftigten auf Zustimmung. „Selbstverständlich sind mir Klagen über diese zusätzliche Belastung bekannt“, sagt Michael Kant vom Deutschen Hotel- und Gastronomieverband (Dehoga) in Karlsruhe. „Die Maskenpflicht ist aber ein notwendiges Übel, wo es darum geht, den vom Gesetzgeber geforderten Maßnahmen zu entsprechen.“
Sollte sich die Maskenpflicht in Einzelfällen als unzumutbar erweisen, müssten Betroffene sich wohl um ein ärztliches Attest bemühen.
Das Tragen einer Schutzmaske wird nach einer gewissen Zeit zu einer spürbaren körperlichen Belastung.Franz Eckhardt, Krankentransportwachenleiter des DRK-Kreisverbands Karlsruhe
Auch wer beim Rettungsdienst arbeitet, kann nur selten durchatmen, wie Krankentransportwachenleiter Franz Eckardt vom Karlsruher Kreisverband des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) berichtet. „Das Tragen einer Schutzmaske wird nach einer gewissen Zeit zu einer spürbaren körperlichen Belastung“, sagt Eckardt. „Man kommt schneller ins Schwitzen, die Belastungsgrenze ist schneller erreicht.“
Bei Transporten über größere Entfernungen hinweg müssen die DRK-Mitarbeiter Patienten manchmal stundenlang in Vollschutz betreuen. Die Mühe lohnt sich aber wohl: Bisher sei beim Kreisverband kein einziger Mitarbeiter mit dem Virus infiziert worden.
Werden verschwitzte Corona-Masken zum Gesundheitsrisko?
Als Fachberater Hygiene kümmert sich Eckardt zugleich um die Einhaltung des Pandemieplans für Krankentransporte und Rettungsdienst. Zu den umfassenden Richtlinien zählt auch, dass ausschließlich Einweg-Masken benutzt werden dürfen. „Die Masken werden nach einmaliger Befeuchtung sofort entsorgt“, sagt Eckardt.
Feuchtigkeit und Körperwärme begünstigen auch eine Verkeimung auf der Seite des Tragenden.Ministerium für Soziales und Integration Baden-Württemberg
Wie das Ministerium für Soziales und Integration Baden-Württemberg auf Nachfrage erklärt, lässt mit zunehmender Feuchtigkeit nicht nur die Schutzwirkung nach: „Feuchtigkeit und Körperwärme begünstigen auch eine Verkeimung auf der Seite des Tragenden“. Dabei bestehe die Gefahr einer „Infektionsbrücke“ zwischen Träger und Umgebung.
Deshalb rät auch der an den Karlsruher Vincentius-Kliniken beschäftigte Pneumologe und Infektiologe Konstantin Mayer, die Masken so oft wie möglich zu wechseln und danach zu entsorgen beziehungsweise gesondert aufzubewahren.
Einweg-Masken oder doch das wiederverwendbare Stoffmodell?
Wegen der Risiken aufgrund von Durchfeuchtung, mangelnder Reinigung und Mehrfachbenutzung sprach sich die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) im Mai gegen die Nutzung von Stoffmasken aus.
Laut Robert-Koch-Institut (RKI) und Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) tragen solche einfachen Mund-Nasen-Bedeckungen (MNB) im Unterschied zu medizinischen Gesichtsmasken (MNS) und Filtrierenden Halbmasken (FFP) nicht nachweislich zum Infektionsschutz des Trägers bei – verhindert jedoch wohl die Ansteckung des Gegenübers über Tröpfchen.
Corona-Welle könnte im Sommer abflachen
„Auch wenn sich die Zahl der Neuinfektionen in Baden-Württemberg derzeit auf einem niedrigen Niveau befindet, bedeutet dies nicht, dass das Virus nicht mehr existiert“, heißt es von Seiten des Landes. Laut RKI sei ein saisonaler Rückgang zwar denkbar, es gebe bisher jedoch keine Evidenz dafür, ob ein solcher in Deutschland im Sommer eintrete beziehungsweise wie groß er ausfalle.
Erfahrungsgemäß flacht die Ausbreitung respiratorischer Viren im Sommer eher ab.Konstantin Mayer, Pneumologe und Infektiologe an den Karlsruher Vincentius-Kliniken
„Erfahrungsgemäß flacht die Ausbreitung respiratorischer Viren im Sommer eher ab“, sagt Lungenfacharzt Konstantin Mayer. Dennoch rät er, sich an die Empfehlungen von RKI und World Health Organisation (WHO) zu halten und die Maske auch bei Hitze – etwa im Supermarkt oder Geschäften – zu tragen.
Gesunde stecken auch einen Sommer mit Maske weg
Gesundheitsgefährdend sei das Maskentragen bei Hitze nur für Personen mit einer schweren Lungenerkrankung. „Ein Gesunder sollte das aber hinkriegen“, sagt Mayer. „Selbst Asthmatiker sollten im Normalfall keine Probleme mit hohen Temperaturen haben,“ ist er überzeugt.
Während in Ländern wie Dänemark und Schweden keine Maskenpflicht herrscht und Tschechien sie zum 1. Juli teilweise aufheben will, sieht eine jüngst im Fachjournal „Proceedings of the National Academy of Sciences“ veröffentlichte Studie von Forschern aus Texas und Kalifornien den Mehrwert eines Mundschutzes bei der Eindämmung des Coronavirus’ in Italien und New York bestätigt. Der Studie zufolge ist die Übertragung durch die Luft der dominante Infektionsweg.