Die kleine Saskia steht in ihren glitzernden Gummistiefeln gemeinsam mit anderen Kindern hinter dem roten Absperrband. Man sieht der Gruppe an, dass sie am liebsten losstürzen würde zu den Wasserspielen, die gerade langsam anfangen, auf dem Karlsruher Marktplatz zu blubbern. Aber das geht im Rahmen der Eröffnung nicht.
Das Blechbläser-Quintett des Badischen Staatstheaters lässt Händels Wassermusik erklingen, während die Fontänen höher und höher steigen, Handys gezückt sind und eifrig Bilder gemacht werden.
Kurz zuvor hat Karlsruhes ehemaliger Bürgermeister Harald Denecken in seiner Funktion als Vorsitzender der Europäischen Brunnengesellschaft, den Ausweis für eine Patenschaft übergeben: Künftig wird sich die Händel-Gesellschaft um die Wasserspiele kümmern, eine der Attraktionen auf Karlsruhe neu gestaltetem Marktplatz.
Neun Millionen Euro teures Projekt
Der wurde am Samstagmorgen bei Wetterverhältnissen, die besser hätten sein können, nach rund eineinhalb Jahren Bauzeit wieder eröffnet. Neben Honoratioren sind auch einige Bürgerinnen und Bürger gekommen, um beim restaurierten und mit Blumenkästen schön geschmückten Brunnen vor dem Rathaus zu hören, was das Stadtoberhaupt zu sagen hat.
Frank Mentrup dankt vor allem: Den kommunalen Entscheidern, die vor vielen Jahren einen „guten Blick für die Zukunft“ bewiesen hätten, als die das Projekt Umgestaltung Marktplatz beschlossen.
Dem Land und dem Bund für rund 1,1 Millionen Euro Unterstützung bei der insgesamt neun Millionen Euro teuren Investitionen. Natürlich auch dem Einzelhandel und dem Citymarketing für Ideen, Mitarbeit und Ausdauer.
Mentrup zitiert den Präsident des Städtetags, Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung, der in einem Interview gesagt habe: „Wir müssen die Innenstädte den Menschen zurückgeben“. Genau das geschehe jetzt in Karlsruhe .
Der Platz gehört erstmals seit 150 Jahren den Fußgängern.Frank Mentrup, Oberbürgermeister
Der neu gestaltete, barrierefreie Marktplatz habe nicht nur für die Karlsruher Bedeutung als ein Begegnungsraum, sondern solle auch Anziehungspunkt für Besucher aus der ganzen Region werden. „Seit 150 Jahren gehört der Platz erstmals wieder den Fußgängern. Keine Pferdekutschen, keine Straßenbahnen“, so der OB.
Und weiter: „Wir müssen unser Zentrum wieder richtig zelebrieren“. Deshalb legt Mentrup seinem Publikum auch das bunte Musikprogramm, das offene Rathaus mit der Weinbrenner-Ausstellung und den Blick vom Balkon (den ganzen Tag über sehr begehrt) sowie die abendlichen Lichtinstallationen ans Herz.
Bürger nicht alle begeistert
Und was sagen die Bürger zu „ihrem“ Marktplatz?
Barbara Zwick aus Durlach hätte sich „ ein paar Bäume und nicht nur Oleander gewünscht“. Gut sei aber, „dass die Kosten eingehalten wurden“. Thomas Jösel findet den Umbau gelungen, freut sich über die „endlich verschwundene Straßenbahn“, während Hansjörg und Karin Säckel nicht so begeistert sind.
Die Sitzbänke seien doch „sehr unbequem“, urteilen sie. Und ein Wasserspiel in der Nähe des markanten Brunnens mit Ludwig Großherzog von Baden obendrauf halten die beiden für „schlicht überflüssig“.
Die kleine Saskia, die längst bei sich besserndem Wetter im langsam beginnenden Trubel verschwunden ist, dürfte da ganz anderer Meinung sein.