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Preis in fünf Kategorien

Weingut von DFB-Präsident Fritz Keller erhält ersten Badischen Architekturpreis

Der Badische Architekturpreis feiert Premiere. Die von Jürgen Grossmann initiierte Auszeichnung wird in fünf Kategorien vergeben. Der prominenteste Preisträger ist DFB-Präsident Fritz Keller, der für sein vom Büro Geis und Brantner erbautes Weingut im Kaiserstuhl in der Kategorie Industrie- und Gewerbebau ausgezeichnet wurde.

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Das Weingut von DFB-Präsident Fritz Keller im Kaiserstuhl erhielt den ersten Badischen Architekturpreis. Geplant wurde es vom Büro Geis und Brantner. Foto: Jörg Hempel

Baden ist Weinland. Da ist es konsequent, dass beim ersten Badischen Architekturpreis gleich zwei Weingüter ausgezeichnet werden. In der Kategorie Industrie- und Gewerbebau geht der Badische Architekturpreis an das Weingut Keller in Oberbergen im Kaiserstuhl, das 2013 nach Plänen des Büros Geis und Brantner (Freiburg) entstanden ist. Bauherr ist DFB-Präsident Fritz Keller.

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Innenhof des Weinguts Keller Foto: Johannes Vogt

Musterbeispiel für Weinarchitektur

Kellers Weingut am Dorfrand von Oberbergen ist ein Musterbeispiel für zeitgenössische Weinarchitektur. Der Bauherr und seine Architekten haben gezeigt, dass banale Zweckbauten und Pseudo-Folklore gleichermaßen ausgedient haben. Das bereits seit dem Jahr 1871 bestehende Büro Geis und Brantner hat das Weingut Keller geschickt in die Landschaft eingefügt, sodass es mit den Rebhängen geradezu verschmilzt.

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Produktionsräume des Weinguts Keller Foto: Johannes Vogt

Vorbilder in Kalifornien

Moderne Weinarchitektur ist en vogue. Ein Meilenstein waren 1988 die Ausstellung Chateaux Bordeaux im Centre Pompidou in Paris, zu der das Buch „Chateaux Bordeaux – Baukunst und Wein 1988“ erschien, das in Medien und Öffentlichkeit auf riesiges Interesse stieß. In den USA entdeckte man, dass ein Weingut viel mehr als Weinberg und Keller ist. Es bezieht im Hinblick auf die wachsende Bedeutung des Tourismus eine vielschichtige Bauaufgabe ein, dazu gehören ein umfangreiches Raumprogramm, Gastronomie, Verkauf und Event. Ikonen der Weinarchitektur in Kalifornien sind Clos Pegase, 1986 in postmodernen Formen gebaut, oder das minimalistische Dominus Estate (1998).

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Gastronomie des Weinguts Keller Foto: Büro Medienagenten

Auch in Deutschland ein Thema

Der Trend ist längst in Deutschland angekommen. Bereits seit 2007 wird der Architekturpreis Wein bundesweit vom rheinland-pfälzischen Wirtschaftsministerium, dem Deutschen Weinbauverband und der Architektenkammer ausgelobt. Das Weingut Keller hat diese Auszeichnung bereits 2016 erhalten. Dass es jetzt außerdem als herausragender Gewerbebau in Baden prämiert wird, scheint konsequent.

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Blick in die Produktion des Weinguts Keller Foto: Jörg Hempel

Kurhaus Badenweiler als Vorbild

Das Weingut erinnert mit seinem Landschaftsbezug an ein anderes bedeutendes Gebäude in Südbaden, das Klaus Humpert 1972 in Badenweiler vollendet hat. Das Kurhaus ist terrassenartig in den Burgberg gestaffelt, die Vegetation zieht über das flachgedeckte Gebäude hinweg.

Im Löss versenkt

„Wir haben das Weingut in den Löss versenkt!“ So erklären die Architekten von Geis und Brantner die einzigartige Verbindung von Architektur und Landschaft. Das in drei gegeneinander versetzte Ebenen gestaffelte Gebäude fügt sich in die für den Kaiserstuhl typische Terrassenlandschaft, gibt Einblicke in die Produktion und erlaubt den Besuchern von der Restaurant-Terrasse einen fantastischen Blick.

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Vinotoium in Oberkirch Foto: pr

Vinotorium in Oberkirch

Mit dem Vinotorium der Oberkircher Winzer erhielt ein zweites Beispiel für moderne Weinarchitektur den Badischen Architekturpreis, und zwar in der Kategorie Interior Design. Die Winzergenossenschaft bezeichnet diesen mehr als acht Meter unter der Erde liegenden Weinkeller selbstbewusst als „Kathedrale des Weins“. Die aufsehenerregende Innenarchitektur entstand 2017 nach einem Entwurf der beiden Büros Müller und Huber und Echomar (Oberkirch). Der lang gestreckte Raum, der bis zu 72 Weinfreunde aufnehmen kann, erinnerte mit seiner filigranen Holzdecke tatsächlich an ein gotisches Kirchenschiff. Über den Lehmwänden erhebt sich die atemberaubende Deckenkonstruktion aus 55 Eichenlamellen, die natürlich aus dem Schwarzwald stammen. Sie überspannt den Raum in einer wellenförmigen Bewegung.

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Deckendetail des Vinotoriums Foto: pr

Sinnliche Erfahrung

„Unser Ziel war es, der sinnlichen Erfahrung des Weins eine angemessene sinnliche Erfahrung des Raumes gegenüber zu stellen“, sagen die Architekten. „Wir haben – den unterschiedlichen Komplexitäten des Weines entsprechend – unterschiedlich komplexe Räume erzeugt, die wir der Tradition der Gewölbeweinkeller entlehnt haben. Im zweiten Schritt haben wir diese drei Raumtypen dann digital zu einem Kontinuum zusammengefasst.“

Der Badische Architekturpreis wird zum ersten Mal verliehen. Die Auszeichnung wurde von dem aus Bühl stammenden Architekten Jürgen Grossmann initiiert. Der Preis hat ein zweistufiges Verfahren. Aus mehr als 240 Einreichungen hat eine hochkarätige Fachjury, der unter anderem der Hamburger Stararchitekt Hadi Teherani angehörte, in fünf Kategorien jeweils drei Objekte ausgewählt. Die fünf Sieger bestimmte das Publikum anschließend per Abstimmung im Internet. Die Preise wurden bei einer Gala am Freitagabend im Europäischen Forum am Rhein in Neuried (Ortenaukreis) übergeben. Hier sind die drei weiteren Preisträger.

Der Zentrale Omnibusbahnhof (ZOB) Pforzheim wurde in der Kategorie Ingenieurbauwerke ausgezeichnet. Das spektakuläre Gebäude mit seiner charakteristischen Dachlandschaft wurde 2015 von Metaraum Architekten (Stuttgart) realisiert.

In der Kategorie öffentliche Gebäude wurde die Kita im Bürgerpark in Lahr prämiert. Sie wurde 2018 von  se\arch Architekten aus Stuttgart gebaut.

Das Appartementhaus Saderlachwerweg in Waldshut ist Sieger der Kategorie Privat. Es entstand 2012 nach Plänen von Michael Duffner (Waldshut).



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