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Meinung

von Charlotte Inden

Neues aus dem Elternleben

Wenn das Kind schreit – wer rennt?

Kennen alle Eltern: Das Kind brüllt, dass jemand kommen soll. Sofort! Die Frage ist nur: Wer reagiert zuerst, Mama oder Papa?

Mama oder Papa? Wer ist hier gerade gefragt? Und vor allem: Wer reagiert zuerst?
Mama oder Papa? Wer ist hier gerade gefragt? Und vor allem: Wer reagiert zuerst? Foto: Adobe Stock/olly

Folgende Geschichte erzählte mir eine Bekannte, als wir uns diese Woche vor der Kita trafen: Söhnchen sitzt auf dem Klo und erledigt sein Geschäft. Ruft irgendwann: „Fertig. Papa, komm! Abputzen.“ Papa sitzt aber auch gerade rum, nämlich auf dem Sofa, und da hat er es arg nett. Deshalb gibt Papa zur Antwort: „Mama kommt sofort!“

Ich musste unwillkürlich lachen. Dann dachte ich: Falsche Reaktion. Ich bin ja schließlich für Gleichberechtigung in allen Lebenslagen, also von der Bezahlung bis zum Popo-Abwischen. Und ich überlegte: Wie ist das denn bei uns?

Gleichberechtigung gilt auch beim Popo-Abwischen

Bei uns ist es so, dass die Kinder in der Regel nach Mama schreien. Das ist nicht sehr fair, liebe Kinder. Weder für Mama noch für Papa. Der Papa tut nämlich viel bei uns. Aber der Papa sagt oft Nein. Die Mama hat eigentlich in der Hauptsache nur zwei Regeln: Nicht totschlagen. Nicht allein über die Straße gehen. (Obwohl: Regel Nummer zwei gilt sogar nur noch für das jüngste Kind, die anderen sind inzwischen schulpflichtig.) Der Rest? Verhandlungssache. Vielleicht bin ich deshalb oft der erziehungsberechtigte Elternteil der Wahl.

Die Welt ist bunt: Vor allem mit Kindern.
Die Welt ist bunt: Vor allem mit Kindern. Foto: Dolgachov/Fotolia

„Die wollen dich. Was soll ich denn da?“

Allerdings verliere ich eher die Beherrschung. Bei uns ist es so, dass ich dann überfordert nach meinem Mann brülle. So ähnlich wie der Sohn meiner Bekannten: „Papa, komm!“ Und, ich muss es zugeben, wenn unser Papa dann gerade auf dem Sofa sitzt, bleibt er da auch sitzen. Egal, wie laut ich brülle. Oder ein Kind. Oder alle drei Kinder. Seine Verteidigung: „Die wollen doch dich. Was soll ich denn da?“ Mir helfen! Sofort! Bitte, bitte!

Andersherum ist es so: Ich sitze auf dem Sofa. Von oben höre ich Höllenspektakel, Regel Nummer eins wird gerade gebrochen, alle schlagen sich tot. Na gut, denke ich. Und zögere, ich gebe es zu, eine Sekunde lang. Zwei. Höchstens drei. Dann höre ich: „Maaama!“ Und ich springe auf, rase die Treppe hoch, weil meine Kinder mich gerufen haben. So kommt es, dass ich gefühlt wenig auf dem Sofa sitze. Zumindest, während alle bei Bewusstsein und im Haus sind. Ich sagte zu meiner Bekannten: „Lass sie öfter alleine. Entweder Papa rennt dann. Oder Kind hört auf zu schreien.“

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