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Stadtgeschichte

Wie aus Besatzern Freunde wurden: 1995 verließen die letzten US-Truppen Karlsruhe

1995 verließen die letzten US-Truppen Karlsruhe. Sie kamen als Besatzer und gingen als Freunde. Die amerikanischen Truppen haben das Stadtbild von Karlsruhe entscheidend geprägt - nicht zuletzt auf das Freizeit- und Nachtleben in der Fächerstadt.

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Abschied nach 50 Jahren: Im April 1995 verabschiedete sich die US-Armee mit einem militärischen Zeremoniell auf dem Marktplatz, das rund 4.000 Zuschauer verfolgten. (Archivfoto) Foto: Sandbiller

Als im Juli 1945 die US-Armee von der französischen Armee die Kontrolle über das kriegszerstörte Karlsruhe übernommen hatte, war noch nicht ausgemacht, dass hier keine Besatzungsgeschichte geschrieben wurde, sondern der Beginn einer gemeinsamen Erfolgsgeschichte.

Als 50 Jahre später, im April 1995, sich die US-Armee mit einem militärischen Festakt vor 4.000 Bürgern auf dem Karlsruher Marktplatz verabschiedete, gingen die Soldaten als Freunde. Im September 1995 verließen die letzten US-Truppen die Fächerstadt.

Amerikaner nutzen verschiedene Kasernen-Standpunkte im Stadtgebiet

Die Auflösung des Karlsruher Standorts war die Folge des beendeten Kalten Krieges und der Reduzierung der US-Streitkräfte in Europa. 50 Jahre lang waren die US-Soldaten Teil der Stadt. Sie nutzten riesige Kasernenanlagen der Wehrmacht, die alle nach der Re-Militarisierung des Rheinlandes ab 1936 entstanden waren.

Die einstige Forstner-Kaserne wurde zu den Smiley Barracks, hinzu kam die neben dieser Kaserne neu erbaute Wohnsiedlung Paul-Revere-Village. Den ehemaligen Flugplatz an der Erzbergerstraße nutzte die Army noch Jahrzehnte für Starts und Landungen, dort richteten sie aber auch ihren Schießstand ein.

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Gut beschützt: Ein Militärpolizist geleitet 1962 Kinder in der Paul-Revere-Village über die Erzbergerstraße. Foto: Schlesiger/Stadtarchiv Karlsruhe

Die ehemalige Rheinkaserne in Knielingen, die aus drei Kasernenteilen bestand, wurde zu den Gerzewski Barracks, die Mackensen-Kaserne in der Rintheimer Querallee zu den Phillips-Baracks (1964 ging sie an die Bundeswehr).

Als einzige neue Kaserne baute die US-Armee bei der Kirchfeldsiedlung 1959 eine militärische Unterkunft. Dort kamen später sogenannte Unterstützungstruppen unter, also deutsche Zivilbeschäftigte im Dienst der US-Armee.

Aus Besatzern werden Freunde

In der Spitze lebten 14.000 US-Soldaten und ihre Familienangehörigen in der Stadt, in der Regel in der Paul-Revere-Village, aber auch in Wohnungen im Stadtgebiet. In der Versorgung war die Garnison weitgehend autark, sie hatte eigene Bäcker und Metzger, ein Einkaufszentrum im C-Areal, dem Versorgungszentrum der US-Armee an der Erzbergerstraße.

Die Amerikaner betrieben ein Kino, sogar ein eigenes Theater. Ihre Verbindungen in die Stadt waren vielfältig. Anfangs der 50er Jahre schauten die GIs noch auf dem einstigen Kriegsgegner hinab, doch dies änderte sich bald. Es entstanden vielfach freundschaftliche Kontakte, dazu trugen viele Gruppen bei, auch beliebte Veranstaltungen für die Öffentlichkeit wie die „Ami-Meß“, die 1958 zum ersten Mal stattfand.

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Unterwegs ins Manöver: Panzer durchqueren 1969 die Neureuter Ortsdurchfahrt. Foto: Schlesiger/Stadtarchiv

Natürlich waren die jungen US-Soldaten auch Teil des Nachtlebens, was die militärische Führung mit „off-limits“-Verboten versuchte einzuschränken – auch mit dem wenig zimperlichen Einsatz der Militärpolizei.

Alter Flugplatz bleibt bis in die 90er-Jahre Streitthema

Die US-Armee half bei Notlagen in der Region, baute Spielplätze, planierte etwa das Flugfeld des Flugplatzes in Forchheim. Militärischer Alltag, etwa rollende Panzerkolonnen durch Neureut oder Knielingen auf dem Weg zum Übungsplatz, war im Bild der Stadt so alltäglich, wie man es sich heute kaum vorstellen kann.

Das Verhältnis mit der Stadtspitze war weitgehend konfliktfrei – bis auf das Sonderthema Alter Flugplatz. In der Nordweststadt wackelten die Wände, wenn Flugzeuge und Hubschrauber der US-Armee abhoben. Bis in die 90er Jahre sollten Stadt und US-Armee um dieses Gelände ringen, angesichts immer neuer militärischer Anforderungen kam es nicht zu der von der Stadt ersehnten Freigabe. Nur Randbereiche durfte die Stadt nutzen. Erst der Abzug löste das Problem.

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