
„Generation Null Bock auf Arbeit und Leistung“: So werden Jugendliche, die zwischen 1995 und 2010 geboren sind oft bezeichnet. Andrea Nahles, die Chefin der Bundesarbeitsagentur, sieht in diesem zugespitzten Vorurteil eine Karikatur einer Generation. Doch wie viel ist an dem Vorurteil dran und was fordern die jungen Erwachsenen wirklich?
Die Generation Z, wie die offizielle Bezeichnung für diese Generation lautet, ist als erste Generation mit sozialen Medien und dem ständigen vernetzt und erreichbar sein aufgewachsen. Durch diese anderen Erfahrungen haben sich ihre Interessen stark verändert.
Das Wichtigste für mich ist, dass ich Spaß an den Aufgaben habe.Solveig Külper, Maschinenbau-Studentin am KIT
Sie gelten als technik-affin, immer online und fordernd. Außerdem hätten gesellschaftliche Interessen und Umweltschutz einen hohen Stellenwert. Schließlich sind sie die Generation der Klimaschützer „Fridays for future“. Diese Ansichten spiegeln sich auch in den Anforderungen an den Arbeitsmarkt wieder.
Solveig Külper ist 23 Jahre alt und studiert Maschinenbau im Master am Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Sie erklärt: „Das Wichtigste für mich ist, dass ich Spaß an den Aufgaben habe. Das ist meine erste Priorität.“ Auch flexible Arbeitszeiten und die Möglichkeit, spontan aus dem Home-Office zu arbeiten, seien ihr wichtig: „Familienplanung und in Vollzeit arbeiten geht sonst einfach nicht“.
Der Fokus liege für sie aber nicht nur auf der Arbeit, sondern auch auf den Wertvorstellungen des Unternehmens. „Grundsätzlich muss das Unternehmen meine Wertvorstellungen, wie beispielsweise mein Interesse am Klimaschutz, teilen.“
Die Moral des Arbeitgebers ist für viele entscheidend – und ein gutes Gehalt
Külpers Vorstellungen decken sich mit denen ihrer Generation. Wie eine Studie des Personaldienstleisters Randstad im Jahr 2022 ergab, fordern 41 Prozent der Befragten der Generation Z Inklusion und Diversität von ihrem künftigen Arbeitgeber. Auch die Übernahme von gesellschaftlicher Verantwortung des zukünftigen Unternehmens spielt für 39 Prozent eine Rolle. Im Vergleich mit den vorherigen Generationen sind diese Zahlen deutlich gestiegen.
Junge Menschen sehen ihrer finanziellen Zukunft mit großer Sorge entgegen.Studie „Jugend in Deutschland“
Auch bei den Motivationsanreizen gibt es Veränderungen. Die Studie „Jugend in Deutschland“ kommt vor allem zu einem Ergebnis: Das Gehalt wird im Angesicht der Inflation zu einem immer größer werdenden Motivator im Job.
„Was wir hier beobachten, ist kein neuer Materialismus, sondern eine Form von Existenzialismus. Junge Menschen sehen ihrer finanziellen Zukunft mit großer Sorge entgegen, und um sich für die Zukunft abzusichern, benötigen sie Geld“, fassen die Studienautoren der Studie „Jugend in Deutschland“ zusammen.

Dass es den jungen Erwachsenen nicht auf Reichtum ankommt, zeigen auch die anderen Ergebnisse der Studie: Spaß, Sinnhaftigkeit und Anerkennung werden auch als Motivationsgründe angeführt.
Wenn junge Leute die Auswahl haben, finde ich es nicht schlimm, wenn sie sie auch nutzen.Andrea Nahles, Chefin der Bundesarbeitsagentur
Weshalb fallen die Anforderungen der Generation Z nun so auf? Die Experten von Randstad heben die selbstbewusst formulierten Erwartungen hervor. Unternehmen, die sich ihre gesellschaftliche Rolle nicht bewusst machen, könnten junge Talente verlieren.
Auch Andrea Nahles sieht dieses Problem. Im „Interview der Woche“ im SWR sagte sie: „Wenn junge Leute die Auswahl haben, finde ich es nicht schlimm, wenn sie sie auch nutzen. Das müssen die Arbeitgeber auf der anderen Seite aber auch erstmal verdauen.“
EnBW: Junge Arbeitskräfte haben lediglich „null Bock auf Sinnloses“
Die Karlsruher EnBW beispielsweise nimmt bei ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus der Generation Z andere Prioritäten wahr: Zwar wollten sich junge Erwachsene in erster Linie beruflich gut weiterentwickeln, jedoch bestehe vor allem der Wunsch nach einer sinnstiftenden Aufgabe. Auch das Unternehmen solle ähnliche Werte verkörpern. So spielte beispielsweise das Umweltbewusstsein eine große Rolle.
Diesen Anforderungen und dem Wunsch nach einer guten Vereinbarkeit von Familie und Beruf möchte die EnBW nachkommen. „Letztendlich ist es die Generation, die wir derzeit als Nachwuchs suchen und einstellen“, erklärt eine Unternehmenssprecherin auf Nachfrage.
Darum müssten freie Stellen anders vermarktet werden. Jobausschreibungen, die sich primär an die jungen Arbeitskräfte richteten, würden in den sozialen Medien und auf Jobplattformen im Internet beworben. „Die gut ausgebildete Generation Z ist genau so begehrt wie andere Generationen“, sagt die EnBW-Sprecherin. Denn null Bock auf Arbeit und Leistung habe sie nicht. Sie haben einfach nur „null Bock auf Sinnloses“.