
Sparfüchse freuen sich seit Wochen aufs 9-Euro-Ticket für den Nahverkehr und die Regionalzüge. Die BNN wollten von Fahrgästen verschiedener Altersklassen wissen, welche Ersparnis ihnen persönlich das günstige Monatsticket beschert – und was sie von der Aktion der Bundesregierung halten.
Die BNN hörten sich bei Kunden des Karlsruher Verkehrsverbunds (KVV) um. Sie nutzen Busse und Bahnen teils sehr unterschiedlich. Einige von ihnen wollen in den Spar-Monaten Juni, Juli und August aber deutlich häufiger unterwegs sein.
Zheng-Xian Liang (38, Ingenieur für Verkehrswesen)
Monatskarte, reguläre Kosten: 53 Euro
Ersparnis: 44 Euro

Ich hatte im April und Mai ein Monatsticket für 53 Euro. Ich fahre damit nur in Karlsruhe. Künftig arbeite ich in Frankfurt am Main bei der Deutschen Bahn und pendle hin und her. Für die Bahnstrecke bekomme ich dann ein Ticket, aber für den Nahverkehr in Karlsruhe brauche ich trotzdem noch eine zusätzliche Karte. Jetzt habe ich mir ein 9-Euro-Ticket gekauft – und spare damit 44 Euro im Monat. Darüber freue ich mich natürlich. Aber ich finde die normalen Monatskarten nicht zu teuer.
Lisa Neckenich (31, in Elternzeit)
Tagesticket: 5,60 Euro
Ersparnis: 13,40 Euro bei vier Tagestickets pro Monat

Meistens fahre ich zwischen den Karlsruher Bergdörfern hin und her – oder von Stupferich in die Stadt. Ich hole mir oft ein Tagesticket für 5,60 Euro. Mit dem 9-Euro-Ticket ist es dann deutlich günstiger. Wenn ich mit meinem Kind einmal pro Woche mit dem Nahverkehr fahre, zum Beispiel zur Krabbelgruppe, dann gebe ich im Monat über 20 Euro aus. Dann muss ich nur zweimal fahren und habe schon einen Gewinn. Ich freue mich darüber. Mit dem 9-Euro-Ticket werde ich noch mehr Ausflüge machen.
Darius Kühner (21) Elektrotechnik-Student
Studenten-Ticket: 169 Euro + 17 Euro Semesterbeitrag
Ersparnis: 66 Euro für drei Monate

Ich habe ein Studi-Ticket. Das kostet rund 170 Euro für ein Semester. Jetzt habe ich das 9-Euro-Ticket und habe eine Rückerstattung von rund 66 Euro für drei Monate bekommen. Und ich kann mit dem Spar-Ticket deutschlandweit fahren. Das hat schon was. Das lohnt sich für mich. Es wäre nicht schlecht, wenn es das immer gäbe. Städtetrips bieten sich mit dem 9-Euro-Ticket an – nach Stuttgart oder auch nach München –, auch wenn das mit den Nahverkehrsstrecken länger dauert. Aber es kostet ja praktisch nichts.
Birgitta Maier (75, Rentnerin)
Karlsruhe-City und zurück: 5,60 Euro
Ersparnis: 2,20 bei zwei Touren + Gratis-Ausflüge

Normalerweise nutze ich selten die Straßenbahn, weil ich meist mit dem Fahrrad fahre. Aber das 9-Euro-Ticket habe ich mir geholt. Mein Mann und ich sind Rentner, deshalb habe ich gesagt: Die drei Monate genießen wir. Wir wollen dann öfter Ausflüge mit der Stadtbahn oder dem Regionalzug machen – mal in den Schwarzwald, mal an den Bodensee, mal in die Pfalz. Wir müssen ja nicht am Wochenende fahren, wenn alle Züge voll sind. Ich zahle üblicherweise schon für die Fahrt von unserem Stadtteil Daxlanden in die Karlsruher Innenstadt 2,80 Euro – und zurück nochmal 2,80 Euro. Am zweiten Tag lohnt sich das 9-Euro-Ticket schon.
Niklas Pfeiffer (22, Student Vermessungsingenieurwesen)
Studenten-Ticket: 169 Euro + 17 Euro Semesterbeitrag
Ersparnis: 22 Euro pro Monat

Ich fahre fast täglich von Rheinstetten-Leichtsandstraße nach Karlsruhe. Das sind etwa 15 Haltestellen. Üblicherweise habe ich ein Studenten-Ticket. Das kostet rund 170 Euro für ein halbes Jahr. Jetzt kriege ich 22 Euro pro Monat zurück, solange das 9-Euro-Ticket gilt. Mit dem Geld kann ich nachher einkaufen gehen. Das 9-Euro-Ticket finde ich schon super. Ausflüge würde ich in der Aktionszeit auch mit der Bahn machen. Spezielle Ziele habe ich mir allerdings noch nicht ausgesucht.
Karl Hähnle (75, Installateur-Meister)
Einzelfahrt Bretten – Karlsruhe: 10,80 Euro retour
Ersparnis: 1,80 Euro an einem Tag

Wir kommen aus Knittlingen und sind heute zuerst mit dem Auto nach Bretten gefahren – und dann mit der Bahn nach Karlsruhe. Hin und zurück kostet das 10,80 pro Person, ohne Benzin. Das 9-Euro-Ticket hätte sich schon rentiert. Für Menschen, die auf den Nahverkehr angewiesen sind oder gute Verbindungen haben, ist das Sparangebot echt in Ordnung. Aber es ist für uns nicht so interessant, weil wir keinen Bahnanschluss haben. Wir könnten es allerdings nutzen, um mit den Enkeln in den Zoo zu fahren.
Regina Dzeick (70, Rentnerin)
Karte ab 65 für 49 Euro pro Monat
Ersparnis: 40 Euro

Ich habe schon seit drei Jahren eine Senioren-Karte. Ich bin Rentnerin, muss also nicht mehr zur Arbeit fahren. Die Monatskarte nutze ich pro Woche meist einmal, manchmal zweimal. Ich wohne in Kraichtal und kann im KVV-Gebiet alle Straßenbahnen und Busse nutzen. Das geht bis Bad Schönborn im Norden und fast bis Freiburg hinunter in den Süden. Das ist eine schöne Sache. Ich habe gehört, der Betrag über die 9 Euro hinaus wird automatisch gutgeschrieben. Die Aktion hört sich erst einmal sehr gut an. Es wäre natürlich schön, wenn man das längerfristig beibehalten könnte.
Jan Goebel (22, Augenoptiker)
Einzelfahrten für rund 30 Euro pro Monat
Ersparnis: rund 21 Euro

Früher hatte ich eine Monatskarte für den Nahverkehr, aber seit ich in die Nähe meiner Arbeitsstelle gezogen bin, kann ich zu Fuß gehen. Deshalb fahre ich nur noch sporadisch, zum Beispiel, um meine Eltern zu besuchen – das kostet 5,60 Euro. Ich gebe höchstens 30 Euro im Monat für Fahrkarten aus. Ich will mit dem 9-Euro-Ticket auch mal mit dem Zug nach Nürnberg fahren, weil ich dort Freunde habe. Die Aktion ist an sich gut. Aber Bahnfahren ist normalerweise einfach zu teuer, gerade auf Kurzstrecken.
Klarissa Maissa (27, IT-Beraterin)
Einzelfahrt Reichenbach – Karlsruhe: 4,60 Euro
Ersparnis: 20 Cent bei zwei Fahrten

Ich habe mir schon ein 9-Euro-Ticket gekauft. Heute bin ich von Reichenbach nach Karlsruhe gefahren und habe 4,60 Euro bezahlt. Bei zwei Fahrten hätte sich das Ticket schon ausgezahlt. Ich wohne eigentlich in Heilbronn – dort lohnt es sich ähnlich, wenn man zweimal den Bus nimmt. Durchs Homeoffice muss ich jedoch nicht oft fahren. Die 9-Euro-Aktion halte ich für einen guten Ansatz, aber Menschen, die nicht in der Stadt wohnen und schlechte Nahverkehrsverbindungen haben, profitieren kaum davon.