Im Kölner Karneval hat sich die 13-köpfige Brasspop-Band Querbeat längst etabliert – seit 2017 mischt die Formation auch abseits der fünften Jahreszeit die Konzerthallen mit eigenen Liedern auf. Am „Fest“-Freitag 2019 bestreitet sie den „Nightclub“ nach Gentleman. BNN-Redaktionsmitglied Renan Sarah Frankenreiter hat vorab mit Jojo Berger (E-Gitarre und Gesang), Andy Berger (E-Bass), Sebastian Schneiders (Posaune) und Carlos Kurschilgen (Mellophon) gesprochen.
BNN: Habt Ihr denn schon einmal von „Das Fest“ gehört?
Jojo: Ja, viel gehört und vor allem auch gesehen. Wir waren immer sehr beeindruckt von den Bildern, wie das so schön mit dem Berg da hinten hochgeht. Das haben wir tatsächlich schon gehört, bevor wir gebucht wurden. Und die Atmosphäre scheint unglaublich zu sein, wir haben da sehr viel Bock drauf!
Wie habt Ihr Euch gefunden?
Andy: Wir kennen uns schon wirklich ganz, ganz lange. Wir haben als Schülerband angefangen und haben dann immer weiter zusammen Musik gemacht. Und dann ist das ganz gesund gewachsen.
Wir würdet Ihr Euren Musikstil denn beschreiben?
Jojo: Wir haben irgendwann mal angefangen, es Brasspop zu nennen, weil wir irgendwie viel Brass haben, die Instrumente aber dann doch etwas anders einsetzen als normale, traditionelle Blasmusiker. Wir versuchen, viele moderne Elemente einfließen zu lassen, zum Beispiel, eine Trompete mal ein Gitarrenriff spielen zu lassen. Da kam dann Brasspop raus. Für uns ist der Ursprung Karneval natürlich auch irgendwo immer überall mit drin, weil für uns Karneval auch ein Lebensgefühl ist.
Seit 2001 gibt es Euch, aber auf das erste eigene Album mussten die Fans eine Weile warten…
Sebastian: Wir mussten uns erst mal 16 Jahre inspirieren lassen, bevor wir uns getraut haben, das Album zu machen. Wir haben ja angefangen mit Straßenmusik und viele Songs gecovert. Und irgendwann mal gesagt, wie wäre es, wenn wir was Eigenes schreiben – und eine Single gemacht. Dann kam der Moment, an dem wir gemerkt haben, jetzt ist es an der Zeit für das erste Album. Und jetzt haben wir innerhalb von zwei Jahren zwei Alben gemacht – jetzt wird die Schlagzahl erhöht.
Das hört sich an, als ob Ihr konkrete Zukunftspläne habt…
Jojo: Absolut! Wir wollen weiter Musik machen, es ist zwar gerade am schönsten, aber wir wollen noch lange nicht aufhören. Kreativ sind wir eigentlich dauerhaft, das heißt, da wird auf jeden Fall was kommen. Wir arbeiten bald fleißig an einem neuen Album.
Ihr seid 13 Leute – wie ist das auf Tour? Quetscht man sich da gemeinsam in einen Bus?
Andy: Wir sind sogar 24 in diesem Tourbus. Wir haben gedacht: 13, das ist noch ein bisschen weitläufig, da nehmen wir doch noch die komplette Crew mit. Wir sind wirklich mit 24 Betten unterwegs. Und wir schlafen da drin und leben da drin – und das klappt gut. Wir kennen uns schon so lange, dass man jede kleine Socke wiedererkennt.
Wie ist das, wenn Ihr zu Hause im Alltag seid?
Sebastian: Wir haben einen Probenraum in Köln und wohnen alle im Umkreis von 500 Metern drum rum. Dadurch, dass wir so viel am Wochenende zusammen Musik machen, haben wir auch keine anderen Freunde mehr, sondern nur noch uns. Arbeitskollegen, Schicksalsgemeinschaft und beste Freunde in einem. Das ist wunderbar.
Jojo: Es gab auch schon Touren, bei denen wir direkt danach zusammen in den Urlaub gefahren sind. Man kann das nicht abschalten, weil es eben anders zusammengehörig ist als eine Interessengemeinschaft und einfach nur beruflich.
Ist das Euer Beruf oder habt Ihr noch andere Berufe, mit denen Ihr Euch finanziert?
Jojo: Musik, Kreativität im Allgemeinen, ist für 99 Prozent der Band auf jeden Fall Hauptberuf, würde ich sagen. Carlos macht noch Fotos, unsere ganzen Videos und mittlerweile sind wir so gewachsen, dass wir viele Aufgaben selber übernehmen. Uns war wichtig, dass alles in der Familie bleibt.
Im Titelsong eures Albums „Randale und Hurra“ singt Ihr „Ich bin das Megafon einer Generation“ – seid Ihr das?
Jojo: Der Song trifft schon unsere Generation. Bei uns geht es natürlich auch um diesen Schritt: Ab wann hast du keinen Job nebenher? Wann bist du bereit, auf Risiko zu gehen? Wir kennen das von vielen Freunden, die sagen: Ey geil, ich will ein Tattoo machen, eine Weltreise, ich will alles machen. Aber im Grunde will ich auch irgendwie ganz gut versichert sein. Man ist wirklich ein Hybrid aus dem Gefühl von Sicherheit und dem Gefühl von Rausgehen. Diese Zerrissenheit, mit dem Fazit, dass es eigentlich immer das positive Leben ist, das einen rausziehen sollte, dass die Generation laut sein darf und muss, das ist die Message dahinter.
Ihr habt ein gemeinsames Lied mit Gentleman aufgenommen, der beim „Fest“ als Hauptact vor Euch spielt. Da sind die Texte nicht nur auf Deutsch, sondern auch in anderen Sprachen. Ist das eine Option für Euch?
Carlos: Ja, selbstverständlich. Wir setzen uns da keine Grenzen. Ich selbst komme aus Spanien und mein guter Bro, der Jojo, der meinte, lass uns doch vielleicht mal ein bisschen was Internationales erschaffen – eben mit der Freiheit, sich so auszudrücken, wie man sich grad fühlt. Und dann war da dieser Song mit der Bengala-Idee.
Also wird’s das in Zukunft auch häufiger geben?
Carlos: Das könnte ich mir schon vorstellen. Ich gehe davon aus, wenn wir uns demnächst ans Album setzen, wenn man da am Schreiben ist, kann alles einen Einfluss haben.
Höre ich da etwa Urlaubspläne raus?
Jojo: Wir haben stark vor, uns im Oktober nochmal eine Woche zurückzuziehen. Irgendwo im Süden auf eine Insel, schon einmal ein bisschen Inspiration für das nächste Album tanken. Wenn wir in Griechenland hängen, wird das Album wahrscheinlich stark griechisch. Aber das, was Carlos sagt, stimmt: Wir schauen einfach, was um uns passiert, was man selber erlebt und das fließt dann irgendwie rein.
Habt ihr musikalische Vorbilder?
Andi: Ganz viele verschiedene. Das hört man auch an der Musik, dass da Einflüsse aus dem Jazzbereich kommen. Und dann sind wir auch große Ärzte-Fans. Wir lieben klassische Musik. Und jeder hat seinen musikalischen Background, den er versucht, einzubringen.
Querbeat spielen am Freitag, 19. Juli, um 23 Uhr auf der Hauptbühne bei "Das Fest".