Dass man die Welt künftig mit doppelt so langen Twitter-Nachrichten beglücken kann, ist nett gemeint, im Hinblick auf die momentan heranwachsende digitale Generation aber auch ziemlich überflüssig. Wenigstens was die schriftliche Kommunikation mit ihren Eltern angeht, zeichnen sich Teenager durch einen besonders effizienten Sprachgebrauch aus. Um komplexe Gedanken und Gefühle, Wünsche oder Missfallen auszudrücken, braucht kein Mensch unter 18 Jahren heute noch mehr als 140, geschweige denn 280 Zeichen. Das beweist ein Blick auf die Protokolle der Whatsapp-Chats mit den Kindern.
Viel grün, wenig weiß
Als Erstes sticht das farbliche Ungleichgewicht ins Auge. Massive grüne Rechtecke (das sind die eigenen Mitteilungen) wechseln sich mit schmalen, weißen Streifen (Antworten der Kinder) ab. Manchmal folgen gleich mehrere fußballfeldfarbige Blöcke aufeinander, bevor sich mal ein zaghaftes Weiß in die grüne Wortlandschaft verirrt.
Hauptsache Zeichen gespart
Auch inhaltlich gibt es riesige Unterschiede. Die Texteinstiege liefern Kommunikationsforschern interessante Beispiele für die verschiedenen Arten der Kontaktanbahnung. Während die Ansprache mütterlicherseits stets mit einer längeren und tageszeitbezogenen Grußformel beginnt, steht am Anfang der Kindernachricht meist ein lässiges „Hey“, ein knappes „Hi“ oder ein albernes „Huhu“. Das wohlgemerkt ist nur an Sonn- und Feiertagen der Fall. In der deutlich hektischeren Schulzeit muss es schneller gehen. Ein grußloses „Ich brauche....“ oder „Kann ich....“ spart Zeit und Zeichen. Reine Verschwendung ist auch die Verwendung der Wörter „Bitte“ und „Danke“, die beide jeweils aus fünf Zeichen bestehen, wo man eigentlich keines, allerhöchstens aber eines braucht.
Noch etwas fällt beim Scrollen auf: Geht es im Jahreslauf auf ein Fest zu, an dem Geschenke zu erwarten sind, nehmen die weißen Textanteile urplötzlich zu. Außerdem kann der Hausteen froh und dankbar sein, dass es bei WhatsApp keine Zeichenbegrenzung gibt. Denn manche dieser Wünsche aus dem Onlineshop haben einfach unendlich lange und extrem zeichenintensive Links.