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Wimmelbilder als Highlight

Zufriedene Gesichter, entspannte Galeristen: Sommerausgabe der art Karlsruhe ist ein voller Erfolg

Zufriedene Gesichter, entspannte Galeristen, eine insgesamt gute Stimmung: Die Sommerausgabe der art Karlsruhe ist ein voller Erfolg.

06.07.2022, Baden-Württemberg, Rheinstetten: Bei der Kunstmesse art Karlsruhe wird das Werk „HELLO 112, I`M Tired“ von Ambra Durante aus dem Jahr 2022 gezeigt (zu sehen ist ein Ausschnitt der Arbeit). Bis zum 10.07.2022 stellen mehr als 200 Galerien aus zwölf Ländern auf dem Messegelände in Rheinstetten aus. Foto: Uli Deck/dpa – ACHTUNG: Nur zur redaktionellen Verwendung im Zusammenhang mit der aktuellen Berichterstattung +++ dpa-Bildfunk +++
Ein Highlight auf der art 2022 sind die Wimmelbilder von Ambra Durante: Für das Werk „HELLO 112, I`M Tired“ hat sie im Stile von Keith Haring auf Tickets der Berliner Verkehrsbetriebe gezeichnet (zu sehen ist ein Ausschnitt der Arbeit). Foto: Uli Deck/dpa

Die Stimmung ist entspannt, weil die Sonne scheint, die Hallen klimatisiert sind und auch Verkäufe getätigt werden. Zufriedene Gesichter – eigentlich ist für alle Geschmäcker und fast jeden Geldbeutel etwas dabei, wenn die art Karlsruhe ihre Pforten öffnet, die für Klassische Moderne und Gegenwartskunst steht. Was dabei ganz besonders erstaunt, sind die Neuentdeckungen, die man immer wieder machen kann.

Ein Highlight sind die Wimmelbilder von Ambra Durante: Mal auf eine zerborstene Glasscheibe, mal auf Tickets der Berliner Verkehrsbetriebe oder, ganz klassisch, auf Leinwand gezeichnet sind die Werke im Stile von Keith Haring, die die Galerie Friese zeigt (Halle 1/C 13).

Die Kunst der 2000 in Genua geborenen, in Berlin aufgewachsenen Ambra Durante ist kleinteilig und überwiegend in Schwarz-Weiß. Andere mögen’s deutlich knalliger.

Fotorealistisches Nashorn von Simon Czapla ist ein Hingucker auf der art Karlsruhe

Ein echter Hingucker sind die großformatigen Gemälde des frisch gekürten Hauptpreisträgers des Südwestdeutschen Kunstpreises, Simon Czapla, der 2012 mit den „Ateliereinblicken“ in den EnBW erstmals auf sich aufmerksam machte.

Sein fotorealistisches Nashorn, das lackierte Fußnägel hat und ein kokettes Einhorn-Hütchen trägt, blickt trotzdem traurig drein (Galerie Michaela Helfrich, Halle 2/M 12). Sein Horn wurde abgesäbelt, die Landschaft hat Endzeitstimmungsduktus. Kitsch oder Kunst? Diese Frage liegt, wie immer, im Auge des Betrachters.

Gleich am ersten Tag wechselte eines der quietschbunten Gemälde von Leon Löwentraut (art box berlin, Halle 2/N 08), dem Shooting-Star der art 2018, in private Hände. Weit mehr am Comic orientiert sind Künstler wie Van Ray und Zir0, die in der Neue Kunst Gallery (Halle 1/D 25) zusammen mit KEF! präsentiert werden, dessen schwarz-weiße, schwungvolle Ornamente unverwechselbar sind.

Skulpturen von Anke Eilergerhard sind unverwechselbar

Unverwechselbar sind auch die an Softeis erinnernden Skulpturen von Anke Eilergerhard, die in Reaktion auf Corona ein „Pollenarchiv“ geschaffen hat, das erstmals auf der Messe gezeigt wird (Galerie Anna Laudel, Halle 4/K 25). Jedes Sahnehäubchen wird per Hand gespritzt, dabei handelt es sich um eine eigens für sie gefertigte Silikonmischung. Für Überraschung sorgen auch die geschmiedeten Arbeiten von Till Augustin (Galerie Steinberger, Halle 1/B 19), weil der Künstler gezielt mit der Erwartungshaltung des Betrachters spielt.

Die „Seele“ des Stahlseils schaut oben und unten raus, also muss sie wohl auch im gesamten Kunstwerk, vom aufgewickelten Seil bis zum aufragenden Ende, enthalten sein. Ähnlich irritierend sind auch die Auto- und Rollerskulpturen von Stephan Rohrer, die die Galerie Scheffel sowohl am Stand als auch auf ihrem Skulpturenplatz (Halle 4/J 05 und J 03) präsentiert.

Galerie zeigt Gemälde von Lovis Corinth im Wert von 1,25 Millionen Euro

Schon lange sind die Künstler der Nachkriegsmoderne auf dem Kunstmarkt arriviert. Das zeigt sich auch bei den Preisen, die für einen Mack, Piene, Richter, Pfahler, Brüning oder Thieler aufgerufen werden, die sich je nach Material, Größe und Alter im sechsstelligen Bereich bewegen können. Damit ist aber nicht das Ende der Fahnenstange erreicht: Die Galerie Ludorff (Halle 4/H 05) zeigt ein Gemälde von Lovis Corinth aus dem Jahr 1907, dessen Preis bei 1,25 Millionen Euro liegt.

Aber auch die Kunstwerke von Emil Nolde, Max Liebermann, Alexeji Jawlenskij oder Pablo Picasso, die bei Gilden’s Art (Halle 4/F 10), Thole Rotermund (Halle 4/G 07) oder Rudolf (Halle 4/K 07) zu sehen sind, zeugen von hoher Qualität und ungebrochener Nachfrage.

Und es gibt immer noch Entdeckungen: Die Salongalerie „Die Möwe“ (H4/F 19) präsentiert mit Lotte Laserstein, Louise Stomp und Marg Noll gleich drei Künstlerinnen der Zeit um 1900, die verdeutlichen, dass weibliches Kunstschaffen auch damals auf hohem Niveau möglich war, die Frauen aber eher dem Vergessen anheimfielen als ihre männlichen Kollegen. Wobei: dasselbe Schicksal teilte auch der Bauhäusler Fritz Kuhr, von dem neben späteren Arbeiten auch ein Werk aus dieser Zeit am Stand zu sehen ist.

Service

Bis Sonntag, 10. Juli, täglich 11 bis 20 Uhr geöffnet, www.art-karlsruhe.de.

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