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Infrastruktur

Entscheidung im Gemeinderat: Zwei Varianten für Umfahrung von Karlsruhe-Hagsfeld möglich

Die Planung einer Entlastungsstraße zwischen Hagsfeld und Rintheim geht seit Jahren nur schleppend voran. Am 18. Februar soll nun der Gemeinderat zwischen zwei machbaren Varianten eine Entscheidung treffen. Doch in den beiden Stadtteilen wird das Projekt nach wie vor kontrovers diskutiert.

Eine Brücke über die Bahngleise ist eine der denkbaren Varianten für die Umfahrung in Karlsruhe-Hagsfeld.
Eine Brücke über die Bahngleise ist eine der denkbaren Varianten für die Umfahrung in Karlsruhe-Hagsfeld. Foto: Stadt Karlsruhe

Welche Emotionen die geplante Straße zwischen Hagsfeld und Rintheim bei den Anwohnern hervorruft, wird bei der Vorstellung der beiden Varianten bereits während der einführenden Worte von Sigrid Puschmann deutlich. Für ihre Behauptung, dass durch den Bau einer Straße zwischen der Autobahnanschlussstelle Karlsruhe-Nord und dem Technologiepark auch Rintheim verkehrstechnisch entlastet werde, erntet die Sachbearbeiterin des Tiefbauamts spöttisches Gelächter.

Auch bei weiteren Vorträgen zur Verkehrsbelastung können sich einige der weit über 100 Besucher im überfüllten Versammlungssaal der Rintheimer Stuben ungläubiges Kopfschütteln oder Unmutsbekundungen nicht verkneifen.

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Hagsfelder wollen die Straße, Rintheimer sind dagegen

Die Fronten sind dabei klar erkennbar: Während die Hagsfelder durch den Bau einer Südumfahrung auf eine Entlastung ihres vom Durchgangsverkehr geplagten Stadtteils hoffen, stellen die Rintheimer den Sinn und Zweck einer Trasse im Norden ihres Wohngebiets grundsätzlich in Frage. Selbst von Fachleuten erstellte Verkehrsprognosen tragen nicht zur Entspannung bei. „Diese Zahlen werden ungern geglaubt. Auch wenn sie stimmen“, sagt Brigitte Stummer vom Stadtplanungsamt.

Stadtverwaltung will Brücke bauen

Die beiden möglichen Varianten für die Verbindung zwischen Elfmorgenbruchstraße und Haid-und-Neu-Straße wurden bereits im Sommer in Hagsfeld vorgestellt. In Rintheim küren die Stadtplaner nun ihren Favoriten, nämlich eine aufgeständerte Fahrbahn mit einer bis zu zehn Meter hohen Brücke über die Bahngleise.

„Das ist kostengünstiger und technisch einfacher umzusetzen als die Untertunnelung der Gleistrasse“, begründet Tiefbauamtsleiter Martin Kissel das Votum der Fachämter. Mit rund 55 Millionen Euro schlägt die Brückenvariante zu Buche. Die Troglösung mit einem bis zu sieben Meter tief liegenden Tunnel kostet 15 Millionen Euro mehr.

Baubeginn frühestens 2025

Bis zum Baubeginn müssen sich die Befürworter der Straße noch gedulden. Selbst wenn es zu keinen Verzögerungen mehr kommt, werden Autos frühestens 2025 von der Autobahn auf direktem Weg zum Technologiepark fahren können. Welche Variante schneller realisiert werden kann, darüber will Kissel wegen der unterschiedlichen planerischen und baulichen Herausforderungen nicht spekulieren.

Gemeinderat hat das letzte Wort

Das letzte Wort hat am 18. Februar aber das Stadtparlament. „Der Gemeinderat kann sämtliche Argumente anders gewichten als die Fachämter. Deshalb ist noch keine Entscheidung getroffen“, stellt Oberbürgermeister Frank Mentrup klar.

Beide Varianten haben Vor- und Nachteile

Die Vor- und Nachteile der beiden Varianten macht Christian Müller vom Planungsbüro Mailänder Consult deutlich: Eine 430 Meter lange Brücke bedeutet einen optischen Einschnitt in die Grünstruktur. Unter der Brücke ist dafür ebenerdiges Queren möglich. Die Trogvariante bedeutet dagegen vor allem für die Tierwelt ein unüberwindbares Hindernis.

Außerdem muss die Stadt bei einer tiefergelegten Straße mit höheren Betriebskosten rechnen. Dafür könnten Trog und Tunnel problemlos in die Landschaft integriert werden. Wege für Radfahrer und Fußgänger sind bei beiden Varianten möglich. Die Trassenführung mit einem leichten Bauch Richtung Rintheim ist ebenfalls identisch.

Bürgervereine sind sich nicht einig

Bei den Bürgervereinen herrscht bezüglich eines Favoriten noch keine Einigkeit. „Wir sind einfach froh, wenn dieses Projekt irgendwann überhaupt zu Ende gebracht wird“, sagt Thomas Scheffner, Vorsitzender der Bürgerkommission Hagsfeld. Deshalb überlasse er die Entscheidung über die Gestaltung gerne den Fachleuten.

„Wir sind immer noch gegen die Straße. Aber wenn wir sie nicht verhindern können, dann soll zumindest die Trogvariante gebaut werden“, sagt Helmut Rempp, Vorsitzender des Bürgervereins Rintheim. Allerdings müsse der Trassenverlauf noch weiter nach Norden verlagert und der Lärmschutz deutlich verbessert werden.

Vom Sinn und Zweck der geplanten Trasse ist Rempp deshalb aber noch lange nicht überzeugt. „Die Hagsfelder werden sich noch wundern, wie wenig ihr Stadtteil durch diese Straße entlastet wird“, so Rempp. Für eine nachhaltige Verkehrspolitik brauche es keine neuen Straßen, sondern Maßnahmen zum Vorantreiben der Mobilitätswende.

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