Konzentriert brüten die beiden Mädchen über der Broschüre. Die kleine Sprachschule in Papierform hat die Flüchtlingshilfe München entwickelt. Jetzt kommt sie in der Unterkunft für Geflüchtete aus der Ukraine in Sulzfeld zum Einsatz. So funktioniert Netzwerkarbeit.
„Da hört man schon die ersten Sätze in Deutsch“Manuela Kräter, Integrationsbeauftragte der Gemeinde Sulzfeld
Zweisprachig und mit Bildern versehen lernen die Gäste auf einfachstem Niveau die ersten Brocken Deutsch: „Hallo“, „Guten Tag“ sowie die wichtigsten Wörter rund ums Essen und Trinken und für erste Begegnungen. Die Lernbereitschaft und der Wissensdurst sind groß. „Da hört man schon die ersten Sätze in Deutsch“, sagt Manuela Kräter, die Integrationsbeauftragte der Gemeinde, und freut sich.
In Sulzfeld hat am Montag die Schule für die Kinder und Jugendlichen aus der Ukraine begonnen. In zwei Vorbereitungsklassen werden 24 Jungen und Mädchen betreut, der Schulleiter der Sulzfelder Schule hat dies organisiert. Ein Dutzend Grundschüler und ein weiteres Dutzend in der Sekundarstufe werden unterrichtet. Die katholische Kirchengemeinde hat dafür einen Raum im Gemeindezentrum bereitgestellt, der im Wechsel genutzt wird: Zuerst zwei Stunden für die Jüngeren, dann zwei Stunden für die Älteren.
Den Unterricht gestaltet eine Lehrerin der Blanc-und-Fischer-Schule, die von einer Ukrainerin unterstützt wird, die selbst Lehrerin war und gut Englisch spricht. So läuft der Unterricht sogar dreisprachig. Die Kinder seien sehr motiviert und mit großem Interesse bei der Sache, betont Kräter, alle wollten schnell Deutsch lernen.
Derzeit 80 Flüchtlinge in Sulzfeld
„Bislang sind fünf Busse mit Geflüchteten aus der Ukraine angekommen“, berichtet Bürgermeisterin Sarina Pfründer. Doch nicht alle blieben in Sulzfeld, viele zögen weiter zu Freunden oder Bekannten. Rund 80 Personen seien derzeit in der Unterkunft in der Riegelstraße untergebracht, 20 Plätze seien dort noch frei. Rund 20 weitere Flüchtlinge seien in der Gemeinde privat untergekommen.
Nicht ganz so einfach gestaltet sich die Betreuung der Kleinsten. „Die örtlichen Kitas sind alle voll“, sagt Pfründer. Deshalb plane man zunächst einmal eine Kinderbetreuung auf niedrigstem Niveau, eine Art Spielgruppe. „Dafür suchen wir noch Räumlichkeiten“, ergänzt Kräter.
Zwei ukrainische Frauen hätten sich bereiterklärt, diese Gruppe zu betreuen. Das längerfristige Ziel sei, so eine Gruppe jeden Vormittag für vier Stunden anzubieten. Geplant sind auch Deutschkurse für Erwachsene, darum kümmert sich der Freundeskreis International, der noch über gute Erfahrungen mit Sprachkursen aus den Jahren 2015 und 2016 verfügt.
In Bretten 31 Kinder und Jugendliche registriert
In Bretten sind Stand Dienstag 118 Geflüchtete aus der Ukraine registriert, darunter 31 Kinder. „Davon gehen acht Grundschüler an die Hebelschule, sechs an die weiterführende Hebelschule und die anderen an die Berufliche Schulen“, informiert Bernhard Feineisen, der als Amtsleiter Kultur auch für die Schulen zuständig ist. Elf Kinder seien im Kindergartenalter, doch für die gebe es bislang noch kein Betreuungsangebot.
Ob der Unterricht in den Vorbereitungsklassen schon begonnen hat, vermochte Feineisen nicht zu sagen. Denn die Kinder und Jugendliche müssen die Schulen selbst aufsuchen und sich dort melden. Die Schulen wurden per Rundschreiben über die aktuelle Situation informiert.
Feineisen geht davon aus, dass die Eltern ihre Kinder mit Unterstützung der Gastgeberfamilien oder von Ehrenamtlichen den Weg zu den Schulen selbst finden. Dort kommen sie in sogenannte Vorbereitungsklassen (VKL), die nun auch für ukrainische Kinder geöffnet werden sollen. Dann wird sich je nach Sprachkenntnissen entscheiden, wie die Klassen künftig zusammengesetzt werden.
Die Kita-Betreuung ist schwierig
„Im Blick auf die Kita-Betreuung haben sich verschiedene Einrichtungen bereiterklärt, Kinder aufzunehmen“, informiert Feineisen weiter. Doch von Seiten der Stadt werde man versuchen, die Kinderbetreuung so lange wie möglich über sogenannte Spielgruppen zu machen.
Zum einen, weil es in den Kindergarten keine Erzieherinnen gibt, die ukrainisch sprechen, zum anderen aber auch, um die ohnehin überlasteten Einrichtungen zu schonen. Denn die seien alle voll und am Anschlag und hätten coronabedingt auch mit Personalausfällen zu kämpfen.