
Unter bleigrauem Himmel entfalten die orangefarbenen Hokkaido-Kürbisse nicht ihre ganze Pracht, aber sie verleihen dem Wochenmarkt in Bretten dennoch etwas Farbe. Immerhin ist die Vielfalt an Grün verlockend, derzeit vor allem bei den Kohl-Sorten. Was Händler oder Käuferinnen empfehlen, was Saison hat und was guttut, um der Witterung zu trotzen, hat die Redaktion erfragt.
Lieblinge der Kunden sind im Herbst nicht nur der helle Spitzkohl oder der saftig-grüne Brokkoli. Rote Lebensmittel stärken mit ihrem Farbstoff Anthocyan das Immunsystem, ob Rotkohl, Radicchio oder Trauben, sagt Susanne Sieck.
Schnell zubereitet und lecker: Kürbisse
Nein, sie sei keine Ernährungswissenschaftlerin. Sieck lacht herzhaft. „Aber ich interessiere mich für gesundes Essen.“ Sie hat ihre Mutter aus Ölbronn abgeholt, um sie zum Arzt nach Bretten zu fahren. Währenddessen kauft sie auf dem Wochenmarkt ein.
„Ich liebe Kürbisse“, sagt sie, „in jeder Form.“ Ihre blonden Locken wippen beim Lachen. Sie zieht Hokkaido schon deshalb vor, weil er mit Schale gegessen werden kann.
„Nur waschen und schnippeln.“ Sieck zählt auf: Bandnudeln mit in Chilli-Öl gerösteten Kürbis-Würfelchen und Kürbiskernen obendrauf, das mag sie sehr. Kürbissuppe mit Karotten, Orangensaft und ein paar dekorativen Tropfen Kürbis-Öl seien toll am Abend, findet sie. „Oder Kürbis-Tarte!“ ruft Sieck dann.
Kalorien sind in der kalten Jahreszeit auch schon mal erwünscht
„Das Rezept habe ich erst ganz neu auf Instagram entdeckt und gleich ausprobiert. Das gehört jetzt in mein ständiges Repertoire. Man übergießt einfach dünne Kürbisspalten auf einem Mürbteig mit einer Sahnesoße. Die hat man zuvor mit weich gekochten und pürierten Kartoffeln gemischt und schiebt das dann in den Ofen. Da die Tarte recht dünn bleibt, ist alles in etwa 15 Minuten gar.“
Wie heiß soll es sein? „Ach so, ja: 180 Grad Umluft oder 200 Ober- und Unterhitze.“ Sie kann das Rezept auswendig? „Ja, es ist ja ganz leicht und so lecker. Also leicht im Sinn von einfach, denn Kalorien hat es schon ordentlich.“ Sie lacht. „Aber das tut jetzt in der kalten Jahreszeit ja auch gut.“
Dann schaut Susanne Sieck auf die Uhr und macht sich auf den Weg zum Arzt. Ihre Einkauftasche hat Beulen an beiden Seiten.
Raclette- und Fondue-Käse auf dem Brettener Wochenmarkt gefragt
Doch nicht nur Gemüse ist im Herbst gefragt, wissen Käsehändler Jens Völkle oder Fisch-Verkäuferin Samantha Gocht von Gochts Fischdelikatessen. Bevor Verena Schäfer ihre schwer gewordene Tasche zum Käsestand von Jens Völkle trägt, hat sie Suppengrün gekauft.
„Im Herbst mache ich gern Nudelsuppe“, sagt sie, „mit Suppengemüse und Rindfleisch.“ Sie ist aus Mühlacker gekommen, da dort nur samstags Markt ist. „Das mache ich, wenn es gerade passt“, sagt Verena Schäfer.
Bei Jens Völkle sucht sie Feigenkäse für die Kinder aus und Kräftiges für sich. Völkle berät sie. „Einige Käsesorten haben jetzt Saison, wie der Vache rin Mont d`Or“, ein Weichkäse. „Und natürlich Raclette- und Fondue-Käse“, sagt Völkle auf die Frage, ob Kunden derzeit auch Käse wegen der Saison wählten.
Der Körper braucht jetzt im Winter Power.Jens Völkle
Inhaber von Käse Völkle
„Der Körper braucht jetzt im Winter Power“, sagt er. Ob Käse-Fette denn gute Fette seien? „Da sag´ ich jetzt nicht nein.“ Völkle lacht, in jedem Fall besser als raffinierte Öle. „Aber wie immer gilt, alles in Maßen“, sagt er.
Jens Völkle ist zum letzten Mal auf dem Brettener Wochenmarkt. Denn er habe sich aus kaufmännischer Sicht wegen eines Angebots aus Baden-Baden so entschieden.
Allerdings werde er den Brettener Markt und seine schöne Atmosphäre in der schmucken Altstadt vermissen. Seine hiesige Kundschaft finde ihn aber auch einmal monatlich in Walzbachtal auf dem Genussmarkt, immer am ersten Montag im Monat, von 14.30 bis 19 Uhr.
Weintrauben sind jetzt saisonal gut in Form.Albert Wild
Käufer aus Bretten auf dem Wochenmarkt
Um gute Fette geht es auch bei Samantha Gocht. „Omega-3-Fette sind für ihre stärkende Wirkung auf das Immunsystem bekannt“, sagt sie. „Allerdings sind Omega-3-Fette immer gute Gründe für Fisch“, nicht nur im Herbst, meint sie. Als die Schlange vor ihrem Verkaufswagen länger wird, bedient sie weiter.
Albert Wild kocht gerne, sagt er. Er ist seit 2007 in Bretten heimisch und holt sich an diesem Markt-Mittwoch Weintrauben. „Sie schmecken mir gut und sind jetzt in saisonal guter Form“, sagt er. Ansonsten kaufe er das Übliche, einen Kopfsalat und Tomaten.
Die Spätzle zum Braten macht der Wahl-Brettener selbst
Auch Kohlrabi kommt in die Einkaufstasche. „Kochen ist eine kreative Tätigkeit, und man kann ja etwas vorkochen und einfrieren. Bei manchen Gerichten ist es sogar nötig, etwas mehr zu machen, damit es gelingt, wie bei einem guten Braten.“ Die Spätzle dazu mache er als gebürtiger Stuttgarter natürlich selbst.