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Zugunsten der Tafel

Beim Klappstuhlkonzert werden in Oberderdingen Klappschirme gebraucht

Der Alleinunterhalter Philipp Lingenfelser überrascht mit Wortwitz und Gesang beim Konzert zugunsten der Tafel Oberderdingen. Wir waren vor Ort.

Ein kahlköpfiger Mann an einem Keyboard.
Philipp Lingenfelser ist ein Selfmade-Künstler. Mit scharfsinnigem Verstand und musikalischem Wortwitz galoppiert er in Singreimen durch das Jahr. Foto: Susanne Lindacker

„Das Klappstuhlkonzert findet heute mit Klappschirmen statt“, begann Philipp Lingenfelser den Konzertabend. Sehr charmant verwies er auf die Wetterverhältnisse und erhaschte damit bereits die ersten Lacher.

Die Bezeichnung „Klavierkabarett“ trifft es auf den Punkt, was Lingenfelser im evangelischen Gemeindehaus der Laurentiuskirche in Oberderdingen ablieferte.

Der Alleinunterhalter kann getrost als Tausendsassa bezeichnet werden. Überraschte der Künstler nicht nur mit gereimtem Wortwitz, Klamauk und bisweilen bissiger Ironie – auch seine Stimme überzeugte und er brauchte den Vergleich mit dem Sänger und Chansonnier Reinhard Mey nicht scheuen.

Lingenfelser führt mit Lockerheit und Ironie durchs Programm

Mit gekonnter Lockerheit und spontaner Ironie, führte er selbst durch das Programm und gab witzige und überraschende Erklärungen zur Entstehung der Stücke ab. In seinem Streifzug durch die erste Hälfte dieses Jahres beleuchtete er Alltagssituationen und besondere Ereignisse.

So fängt das Jahr mit der Hoffnung an, es möge doch ein Gutes werden – denn es hätte das auch verdient. Hinterher legte Lingenfelser gleich die Erkenntnis nach, dass er seinen Saugroboter bewundere, nehme der doch stoisch jeden Dreck weg, fahre kompromisslos seine Runden – genauso wie er es sich für den von der Menschheit produzierten Dreck wünsche.

Den Zuhörern und sich selbst empfiehlt der Künstler ein wenig mehr „Prokrastination“ – also die Aufschieberitis, die noch niemand schadete. Eine Hommage an die Kindheit und im Besonderen seine Nichte, widmete Lingenfelser das Lied „Doof“. Seine rasant gesungenen Aufzählungen aller Attribute, die heranwachsende Damen ausmachen, zeigen auf, wie sich das Mädchen selbst sieht und schlussfolgert: Alle sind doof – nur sie nicht.

Selbst Sprachfehlern, die er sehr prätentiös interpretiert, wirken durch seine liebevolle und anschauliche Darstellung äußerst sympathisch. Der Künstler beackert an diesem Abend allerlei Themen, zeigt tiefe Abgründe auf und blickt musikalisch in die menschlichen Seelen.

Alleinunterhalter zieht in Oberderdingen Selbstdarsteller durch den Kakao

Fast keine charakterliche Schwäche lässt Lingenfelser aus – nimmt Klassentreffen, Männer, Frauen aufs Korn, zieht mediale Selbstdarsteller durch den Kakao und stimmt dennoch auch leise und nachdenkliche Töne an.

Der Alleinunterhalter Lingenfelser ist eine Nummer für sich. Er verzichtete an diesem Abend auf seine Gage – bat um großzügige Spenden, die er der Vorsitzenden der Oberderdinger Tafel, Ellen Leitenberger, übergab.

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