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Kapazitäten für Gemeindearbeit

Das Beste von beiden: Kirchengemeinden Bretten und Gölshausen feiern Zusammenschluss

Mit großer Zuversicht feiern die Kirchengemeinden Bretten und Gölshausen ihren Zusammenschluss. Es ist der erste im Kirchenbezirk im Zuge des Reformprozesses der Badischen Landekirche.

Pilgerzug in Schneelandschaft
Pfarrer Dietrich Becker-Hinrichs (blaue Jacke) aus Bretten und Kirchengemeinderätin Susanne Örnas (rosa Jacke) aus Gölshausen führen den Pilgerzug an, der von der Stiftskirche in Bretten zum Gotteshaus nach Gölshausen wandert. Foto: Tom Rebel

Die festlichen Posaunenklänge am Anfang und Ende des Gottesdienstes passten gut zum Anlass und zur Atmosphäre der Feier. Denn es war ein guter Tag für die Kirchengemeinden Bretten und Gölshausen, die am Sonntag ihren Zusammenschluss besiegelten.

Der erste übrigens im Kirchenbezirk Bretten-Bruchsal im Zuge der Strukturreform der Badischen Landeskirche. Doch es war keine Fusion, die von außen oder oben an die Gemeinden herangetragen wurde.

Sie erwuchs vielmehr aus einem organischen Miteinander der beiden Gemeinden, die auch räumlich nicht weit voneinander liegen, wie Ulrike Trautz unterstrich.

Zusammenschluss bot sich an

Die Dekanin erinnerte beim gut besuchten Festgottesdienst in der schön renovierten Gölshausener Kirche an die Frustration de Gemeinde, als klar war, dass die vakante Pfarrstelle aufgrund der fehlenden Größe der Gemeinde nicht mehr besetzt würde.

Ein Zusammenschluss mit Bretten bot sich an und konnte in vielen guten Gesprächen angebahnt werden. Am vergangenen Mittwoch hatte sich bereits der neue gemeinsame Kirchengemeinderat konstituiert.

Weniger Verwaltungsarbeit

Ein Pfarramt, ein Büro mit zwei Sekretärinnen, ein Kopierer, ein Drucker, ein Leitungsgremium, ein Haushalt und zwei Pfarrstellen – so skizziert Pfarrer Dietrich Becker-Hinrichs einige der formalen Vorzüge der Fusion.

Mann und Frau im Gespräch
Heitere Brautschau: Die Kirchengemeinderäte Susanne Örnaz und Günter Foos inszenieren die Fusionsgespäche als Eheanbahnung samt Mitgiftverhandlung. Foto: Tom Rebel

Weniger Verwaltungsarbeit, mehr Zusammenarbeit und mehr Kapazitäten für die Gemeindearbeit sowie eine Bereicherung des Gemeindelebens nennt die Dekanin als weiteren Gewinn.

Gut sei gewesen, dass die Fusionsgespräche nicht mit Vorbehalten oder der Angst, die eigene Identität zu verlieren, behaftet waren, sondern mit einer Haltung des Vertrauens in die gegenseitige Achtsamkeit und der Neugier darauf, wie man sich persönlich bereichern könne, sagte sie.

Schon ein Stück zusammengewachsen

„Wir sind schon ein Stück zusammengewachsen“, erklärt die Gölshausener Kirchengemeinderätin Susanne Örnas.

In einem pfiffigen Sketch mit ihrem Brettener Amtskollegen Günter Foos inszenierten die beiden die Fusion als heitere Brautschau samt Mitgift-Verhandlungen, bei der die Gölshausener Kirche ohne Parkplätze mit dem schiefen Kirchturm der Stiftskirche und den jeweiligen Gemeindefinanzen abgewogen wurde. So heiter und zuversichtlich wie im Anspiel wurde die Fusion gefeiert.

Symbolischer Pilgerweg

Begonnen hatten die Feierlichkeiten mit einer Abendmahlsfeier in der Brettener Stiftskirche. Von dort machten sich zahlreiche Gemeindemitglieder gleichsam auch symbolisch auf den Weg, um den Abstand der Kirchen zu überwinden.

Am Rosengarten, beim Hohkreuz und vor dem Kindergarten Gölshausen gab es Stationen, wo die beiden Posaunenchöre der Gemeinden musizierten, der Kirchenchor sang und die Pfarrer kurze Impulse gaben und Gebete sprachen. Vor dem Kindergarten begrüßten die Kindergartenkinder die Pilger mit einem Lied.

Vielfalt im Fokus

In ihrer Dialogpredigt beim Festgottesdienst griffen die beiden Pfarrer der künftigen Kirchengemeinde „Bretten und Gölshausen“ das Motto „Zusammenkommen in Vielfalt“ auf. Ralf Bönninger forderte dazu auf, die Fusion als Chance zu begreifen und die neu gewonnene Vielfalt wahrzunehmen und bewusst zu leben.

Dietrich Becker-Hinrichs beschrieb die christliche Gemeinde als Gemeinde der Ungleichen, in der ethnische, nationale, soziale und milieubedingte Grenzen aufgehoben seien. Dabei komme es nicht auf die großen Zahlen, sondern auf die Strahlkraft an.

„Auch als Minderheitenkirche haben wir eine große Zukunft“, erklärte er.

Das Beste von beiden

Bürgermeister Michael Nöltner (CDU) empfahl in seinem Grußwort, die Fusion als Möglichkeit zu begreifen, die Kräfte zu bündeln und gemeinsam stärker in die Zukunft zu gehen. Oft sei es bei derartigen Zusammenschlüssen so, dass der Große den Kleinen schlucke und bestimme, wo es langgeht.

„Dies ist hier offenkundig nicht der Fall“, erklärte der Bürgermeister. Die Gespräche seien auf Augenhöhe geführt und mit einer einstimmigen Entscheidung abgeschlossen worden. Jetzt werde die Fusion gefeiert, weil das für beide Gemeinden ein guter Tag sei. Das Beste von beiden, sei das Motto – eine Win-Win-Situation.

Die besten Wünsche gab auch der neue Ortsvorsteher von Gölshausen, Timo Grahm, der neue formierten Kirchengemeinde mit auf den Weg und legte noch einen Wunsch aus Gölshausen nach: dass der Kindergarten baldmöglichst saniert und erweitert werde.

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