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Nach langer Abstinenz

Brettener jubeln, dass sie nach der Corona-Zwangspause wieder Peter-und-Paul feiern können

Die Freude vieler Brettener ist immens, dass sie nach dreijähriger Corona-Zwangspause wieder ihr Peter-und-Paul-Fest feiern können. Eine schwungvolle Eröffnung bildete den Auftakt für das viertägige Spektakel, das am Samstag mit einer Schlacht und am Sonntag mit einem Festumzug aufwartet.

Lagerszene
Wie im Mittelalter: Beim Peter-und-Paul-Fest stellen die Akteure detailgenau dar, wie das Lagerleben zur Zeit der Belagerung der Stadt Bretten anno 1504 ausgesehen haben mag. Kleider, Kopfbedeckungen und Geschirr sind historisch möglichst genau nachempfunden. Fotos: Tom Rebel, Hansjörg Ebert (2) Foto: Thomas Rebel

Wenn Männer mit bunten Strumpfhosen, fantasievollen Hüten und einer Armbrust oder einem Langschwert über der Schulter, begleitet von braven Frauen in linnenen Gewändern und schmucken Häubchen durch die Fußgängerzone schlendern, kann das nur eines bedeuten: Brettens höchster Feiertag ist angebrochen. Und der dauert in Philipp Melanchthons Geburtsstadt sogar vier Tage.

Den Startschuss gab es am Freitagabend mit der feierlichen Eröffnung des Peter-und-Paul-Festes mit Trommelwirbeln und Fanfarenklängen.

Stadtvogt Thomas Lindemann hatte dann gleich eine ganze Reihe von Superlativen bereit, um zu beschreiben, was das Peter- und-Paul-Fest - immerhin immaterielles Weltkulturerbe neben Oberammergau - vielen Brettenern bedeutet: „Im Grunde bereiten wir uns 361 Tage im Jahr auf dieses Hochfest vor, das seinesgleichen sucht.

Es ist der Stoff, aus dem unsere Träume sind, Teil unserer Brettener-DNA, ein Lockstoff für jung und alt und für manchen gar ein Aphrodisiakum“, bekundete er vor einem jubelnden Publikum auf dem brechend vollen Marktplatz.

„Ein Befreiungsfest“

Brettens OB Martin Wolff begrüßte die Besucher, die zu allermeist im Gewand erschienen waren, sowie die zahlreichen Freunde, die aus den Partnerstädten angereist waren.

Frau mit Haube
Anita Burkhardt, Bauerngruppe Foto: Hansjörg Ebert

Einen besonders Gruß richtete er an alle Ukrainer, die sich kriegsbedingt in Bretten aufhalten. „Das Peter-und-Paul-Fest ist ein Befreiungsfest, und wir wünschen unseren Gästen aus der Ukraine, dass sie möglichst bald auch so ein Fest feiern können“, erklärte er unter dem Beifall der Menge. Ein dickes Lob hatte er für die zahllosen ehrenamtlichen Mitstreiterinnen und Mitstreiter parat, die das Fest erst zu dem machten, was es ist.

Einen ersten Eindruck vom Schlachtgetümmel, das am zweiten Festtag in Szene gesetzt wird, gab es mit dem Aufmarsch der wilden Horde, die unter dumpfen Trommelklängen mit Spieß, Hellebarde oder Armbrust bewaffnet, durch die Menge marschierte.

Herkunft spielt keine Rolle

Auch bei den Teilnehmern war die Freude groß: Anita Burkhardt ist ein Brettener Peter-und-Paul-Urgestein. Von Kindesbeinen an hat sie bei ihrem Vater die Liebe zum Fest inhaliert und sie auch an ihre Tochter und den Enkel weitergegeben.

Man mit Hut
Oliver Kayaz, Gruppe Paravicini Foto: Hansjörg Ebert

„Ich freue mich wahnsinnig, dass wir wieder Peter-und-Paul feiern können, uns hat das in den vergangenen drei Jahren sehr gefehlt“, sagt die 67-Jährige, die die Bauerngruppe 22 Jahre lang als Vorsitzende geleitet hat. Das Besondere an diesem Fest? „Dass es ein Fest für die ganze Familie ist und die Herkunft der Leute keine Rolle spielt“, erklärt die Seniorin im etwas aufgehübschten Bauerngewand. So schön und sauber gekleidet seien die Bäuerinnen im Mittelalter sicher nicht unterwegs gewesen, meint sie.

Oliver Kayatz und seine Frau Ellen nehmen seit weit über 20 Jahren am Peter- und-Paul-Fest teil. Beide tragen ein stilechtes Gewand der etwas hochwertigeren Art. Am Schuhwerk erkennt man die wahren Mittelalterfreunde: Keine modernen Wohlsfühltreter, sondern mit Riemen gefasste Ledersandalen schützen die Füße.

„Es ist ein sehr schönes Gefühl, wieder hier zu sein und diese ganz besondere Atmosphäre zu erleben“, erklärt der 56-jährige Rheinstettener, der sich Jahr für Jahr mit seiner Gemahlin für fünf Tage in ein Brettener Hotel einquartiert, um das Mittelalterspektakel mitzufeiern. Die Hotels sind übrigens fast ausschließlich mit Festbesuchern ausgebucht.

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