„Barack Obamas Erinnerungen gehen gut“, sagt Franz Domokos, Inhaber des Buchladens Am Roten Tor in Oberderdingen. Auch der neue Ken Follett, „Kingsbridge“, sei gefragt. „Das ist die Vorgeschichte zum Bestseller Säulen der Erde“, erläutert Domokos.
Er ist froh, bis zum harten Lockdown gute Geschäfte gemacht zu haben, „denn jetzt ist es gerade nicht mehr witzig“. Er sagt das zwei Mal. Christian Riethmüller, Geschäftsführer der Filialkette Osiander, und Ulrike Müller von der Buchhandlung Kolibri in Bretten bestätigen, dass es seit dem verschärften Lockdown zu ruhig ist.
Allerdings zeigt sich Riethmüller mit dem Standort Bretten noch zufrieden. „An anderen unserer Standorte fehlten uns beispielsweise die Studenten“, so etwa in Tübingen, und am Bodensee fehlten die Schweizer Kunden.
Der Osiander-Chef: „Ich verstehe nicht, warum in Baden-Württemberg und Bayern keine Abholung erlaubt ist wie in anderen Bundesländern oder wie in der Gastronomie“, ergänzt er. „Aber jetzt ist es so.“
Auslieferungskosten nicht zu verachten
Riethmüller zufolge habe die Pandemie mit viel häuslicher Lesezeit insgesamt zu so hohen Umsätzen geführt, dass diese das dünnere Weihnachtsgeschäft etwas abfingen. Aufgrund höherer Kosten für die Auslieferung treffe dies für die Zeit seit dem Lockdown ab dem 16. Dezember nicht zu.
„Sonst stehen die Leute bis zum letzten Tag vor Weihnachten bei uns an“, sagt der Derdinger Buchhändler Domokos. Ihn stört, dass andere Geschäfte weiter Bücher verkaufen dürfen: „Das ist wenig hilfreich derzeit.“ Der Inhaber des Buchladens Am Roten Tor ist aber von der Qualität der Beratung im Buchhandel generell überzeugt, im Unterschied zu der im Lebensmittelhandel oder in Drogerien. „Aber am Telefon es ist nicht ganz einfach“, sagt er. Wenige Kundinnen und Kunden nutzten das Angebot.
„Dass andere Geschäfte weiter Bücher verkaufen dürfen, ist wenig hilfreich“Franz Domokos, Inhaber des Buchladens Am Roten Tor in Oberderdingen
Dabei plaudert Franz Domokos gern und auch kenntnisreich. Weshalb aber der Obama weggehe wie warme Semmeln, das entziehe sich seiner Kenntnis. „Im Grunde hat das ja keine aktuelle Relevanz“, dennoch schlage das Werk ein. Gut verkaufe sich auch der neue Schorlau-Krimi „Kreuzberg Blues“ oder „Der Heimweg“ von Sebastian Fitzek.
Dennoch: Das Telefon klingle insgesamt momentan zu selten, selten reagierten Kunden auf Emails und sein Webshop bringe aktuell kaum Aufträge. Schon auf seiner Homepage heißt es „Lieferung frei Haus“. Was solle man denn noch anbieten, „wir sind wirklich auf allen Kanälen ansprechbar“, so Domokos. Auch hat er eigens zwei Kräfte eingestellt für die Auslieferung. Ausgelastet seien sie momentan nicht.
Zwei zur Auslieferung eingestellte Kräfte sind nicht ausgelastet
„Bücher möchten die meisten eben doch in die Hand nehmen, sie anschauen, durchblättern“, sagt er. Ein Mann sei vor dem Lockdown gekommen, um ein Buch für seine Frau zu besorgen. In diesen Fällen half Domokos natürlich gern, denn er kennt Kundinnen und Kunden, weiß, was sie gerne lesen. „Das ist für den Käufer ganz anders, als vom Internetangebot erschlagen zu werden“, erläutert er einen Vorteil des stationären Bücherkaufs.
Dass der stationäre Handel aus der Pandemie jedenfalls in seiner Branche gestärkt hervorgehen werde, davon ist Christian Riethmüller überzeugt. Der Osiander-Chef sagt: „Das ist jetzt schon spürbar.“
Anfang Dezember seien ihre Umsätze noch höher gewesen als 2019, sagt Ulrike Müller. Aber seit dem Lockdown sei das anders, so die Geschäftsleitung von Kolibri in Bretten. „Wir sind froh ausliefern zu dürfen, und auch wenn wir definitiv nicht die Vorjahresumsätze des Weihnachtsgeschäfts erreichen“, sei sie zufrieden. Das Team liefere bis zu dreimal je Woche im größeren Radius Ware aus, in Bretten, Rinklingen und Gölshausen sogar täglich. Das Angebot werde durchaus gut angenommen.