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Was machen die 13 Mitglieder des Jugendgemeinderats?

Brettener Jugendgemeinderat ist ein Vorbild in der Region

„Wer denkt, wir hätten keinen Einfluss auf die örtliche Politik, der täuscht sich”. Das sagt ein Mitglied des Brettener Jugendgemeinderats. Dort sind 13 jungen Leute versammelt. Mit viel ehrenamtlichem Einsatz bringen sie ihre Meinung in Verwaltung und Gemeinderat ein. Wie gehen sie dabei vor?

Brettener Jugendgemeinderäte zu Besuch im deutschen Bundestag in Berlin.
Besuch im Bundestrag: Die Brettener Jugendgemeinderäte Jana Freis, Marco Vögele, Nina Frick, Marla Reiß, Nina Lingenfelser, Katja Hiller und Willi Kraft (von links nach rechts) statteten dem deutschen Bundestag in Berlin einen Besuch ab. Foto: Jana Freis

Von unserem Mitarbeiter Jonas Walter

Seit 2011 werden Brettener Jugendliche im Alter von 14 bis 19 Jahren ins Rathaus gewählt, um dort Ziele und Interessen der hiesigen Jugend zu vertreten. Hat der ein oder andere Bürger schon Probleme damit, die Aufgaben, Rechte und Pflichten des „großen“ Gemeinderates zu umreißen, wird das beim Jugendgemeinderat noch schwieriger. Was dürfen, können und machen diese 13 Jugendlichen also eigentlich im Rathaus?

Vorerst sind die Rechte des Gremiums beratender Natur. Beraten von Oberbürgermeister Martin Wolff werden Projektideen besprochen, Konzepte erarbeitet und konstruktiv zur Umsetzung gebracht. Wolff ist zwar offiziell der Vorsitzende des Jugendgemeinderates, agiert aber mehr in einer Beraterfunktion. Mindestens einmal im Monat treffen sich die Mitglieder in der großen Runde, außerdem kommt es zu in vielen weiteren kleineren Organisationstreffen.

Der Kontakt zur Verwaltung und zum Oberbürgermeister sowie zu Mitgliedern des Gemeinderates steht dabei an erster Stelle. So werden zahlreiche Projekte im kommunalen Politikgeschehen durch die Jugendlichen beeinflusst, zuletzt zum Beispiel das Mobilitätskonzept der Stadt Bretten. In dessen Planung wurden die Jugendlichen miteinbezogen und lobten den umweltfreundlichen sowie nachhaltigen Anspruch des Programms.

Für eine jugendfreundlichere Stadt

Ganz wichtig bei diesen Themen: die Jugendgemeinderäte haben immer das Ziel vor Augen, die Melanchthon-Stadt jugendfreundlicher zu gestalten. „Das ist ja auch das Ziel des Gemeinderates, bloß vergessen die es manchmal,“ meint Jana Freis, lachend, die Sprecherin des Organs. Sie sieht sich in der Rolle der Mediatorin: Ideen des Gemeinderates seien zwar immer gut gemeint, verfehlten die Lebensrealität der jungen Generation aber manchmal.

Wichtig sei es ihr, nicht zu meckern, sondern konstruktive Gegenvorschläge zu bringen. Sie beleuchtet gerne Punkte, über die sich die Gemeinderäte so vielleicht noch keine Gedanken gemacht haben – und habe damit öfter Erfolg. „Es ist inzwischen selbstverständlich geworden, dass ich an öffentlichen Sitzungen des Gemeinderates teilnehme und mich dort zu Wort melde. Meine Meinung wird respektiert und wertgeschätzt. Wer also denkt, dass wir keinen Einfluss haben, irrt sich gewaltig. Es liegt in unserer Hand etwas zu verändern, wir müssen es nur tun!“

Neben der Arbeit mit dem Gemeinderat sind die Jugendlichen mit anderen Projekten in der Gemeinde aktiv. Wenn es sich ergebe, arbeite man mit Parteien und Wählerverbänden zusammen. So organisierte man zum Beispiel zusammen mit den Freien Wählern den Familientag am Tierheim. Die in diesem Jahr geplante Schwimmbadparty fiel zwar leider aus, andere Partys waren in der Vergangenheit aber gut besucht gewesen. Vor allem die sogenannte „Abrissparty“ im ehemaligen Schneider sei damals ein großer Hit gewesen.

Aktuelle Projekte seien ebenfalls sehr erfolgreich – zuletzt zum Beispiel „Pizza und Politik“. Bei diesem Event trafen sich zahlreiche Jugendliche mit verschiedenen Vertretern aller Parteien, diskutierten über die Zukunft ihrer Stadt und setzten Impulse für die Parteienvertreter. Das Event, unter Moderation des Jugendgemeinderates und der Landeszentrale für Politische Bildung, sei gut angekommen.

Jugendgemeinderat hat Probleme, alle zu erreichen

Weitere Kontakte des Brettener Jugendgemeinderates gehen unter unter anderem zur Jugendstiftung, zum Dachverband der Jugendgemeinderäte sowie zu „Jugend bewegt“. Inzwischen beraten Mitglieder des Brettener Gremiums sogar andere Gemeinden in deren Anliegen, ähnliche Institutionen zu gründen.

Die junge Truppe pflegt Solidarität: Besonders junge Mitglieder sein am Anfang schnell überfordert. Frühstarter können schließlich schon mit 14 Jahren gewählt werden. Dann gilt: Die Älteren kümmern sich um die Jungen, zeigen und erklären Abläufe und bereiten sie auf zukünftige, größere Aufgaben vor.

So wachsen die Mitglieder an ihren Aufgaben geschult. Sie üben zu diskutieren, Meinung zu bilden und kritischen Nachdenken einzusetzen. Am Beispiel der jüngsten Brettener Stadträtin Isabel Pfeil lässt sich eindeutig sehen, dass der Jugendgemeinderat durchaus ein Sprungbrett für weitere Ämter sein kann.

Die Interessen der Jugend zu vertreten ist aber einfacher gesagt als getan, und „die Jugend“ gibt es natürlich sowieso nicht. Dem Jugendgemeinderat ist dieses Problem bewusst: „Es fällt uns schwer, alle zu erreichen,“ so Jana Freis. „Daran arbeiten wir auch: Wir wollen sowohl die Aufmerksamkeit für, als auch den Glauben in unsere Macht stärken. Das ist und bleibt eines unserer größten Ziele, und deshalb sind Projekte wie ‚Pizza und Politik‘ auch die, in die wir am meisten Herzblut investiere.“ Mit einer Wahlbeteiligung von etwa 30 Prozent hat der Jugendgemeinderat zwar noch einige Mobilisierungs-Arbeit vor sich, brachte 2017 aber dennoch fast 500 Jugendliche an die Urne.

Soziale Netzwerke stellen Kontakt her

Über soziale Netzwerke versuchen sich die Ehrenamtler noch mehr unters Volk zu mischen. Auf der Plattform Instagram posten sie Beiträge unter dem Motto „Themen-Mittwoche“, in denen sie sich mit aktuellen und wichtigen Themen auseinandersetzen. Darunter: Plastikmüll, Organspende, Antisemitismus und Klimawandel. Im Moment ist ein brisantes Thema des Jugendgemeinderates der Wunsch nach einer eigenen Geschäftsstelle im Rathaus.

Mit einer zuständigen Angestellten für die Arbeit des Gremiums könnte einige bürokratische Arbeit von den Schultern der ehrenamtlich arbeitenden Jugendlichen genommen werden. Diese könnten sich dann verstärkt auf Inhalte und Ziele konzentrieren – und Bretten noch effizienter zu einer jugendfreundlicheren Stadt gestalten. Jana Freis appelliert: „Es liegt an jedem selbst ob er gehört werden will. Der Jugendgemeinderat ist definitiv eine Art das zu erreichen – die Stimme der Jugend ist die Stimme der Zukunft. Du hast es in der Hand!“

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