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Hilfe für Pflegebedürftige

Brettener Nachbarschaftshilfe läuft wieder an

Aufgrund der Corona-Pandemie war die Arbeit der Nachbarschaftshilfe Bretten ziemlich eingebrochen. Doch jetzt läuft das Unterstützungsangebot wieder an, das sowohl die Klienten als auch deren Familien als wertvolle Entlastung empfinden.

Frau am Schreibtisch
Koordiniert die Arbeit: Barbara Leize leitet seit acht Jahren die Nachbarschaftshilfe der Evangelischen Kirchengemeinde Bretten. Foto: Hansjsörg Ebert

Einfach mal für zwei Stunden nicht in Habachtstellung sein. Oder einfach mal wieder unbeschwert einkaufen gehen - ohne schlechtes Gewissen. Für die Angehörigen von älteren Pflegebedürftigen ist die Dauerbetreuung nicht selten eine Dauerbelastung. Der Wunsch, zumindest hin und wieder eine kleine Auszeit zu nehmen, ist groß. Die Nachbarschaftshilfe Bretten ermöglicht solche Pausen. Ehrenamtliche Helfer kommen stundenweise in die Familien und übernehmen die Betreuung, Pflege ausgenommen. Dann wird mit den Klienten gelesen und gesungen, gespielt und gekocht, wenn möglich gibt es auch einen Spaziergang oder einen Einkaufsbummel.

Mit 30 Aktiven bestreitet Barbara Leize die Nachbarschaftshilfe Bretten. Seit acht Jahren leitet die 57-Jährige das Projekt der Evangelischen Kirchengemeinde Bretten. Sie führt die Erstgespräche mit den Interessenten oder deren Familie, sie rekrutiert die Mitarbeiter und koordiniert deren Einsätze.

„Aufgrund der Corona-Pandemie ist die Arbeit im März ziemlich eingebrochen”, berichtet Barbara Leize. Man wusste nicht, wie man die Arbeit machen sollte, insbesondere weil die älteren Menschen ja alle zur Risikogruppe zählten und das Angebot - anders als bei der Pflege - nicht zwingend notwendig war. Darum habe man eine Zeit lang ausgesetzt und nur die wichtigsten Aufgaben wie zum Beispiel Einkaufen übernommen.

„Wir haben aber schnell gemerkt, dass die körperliche Unversehrtheit nur die eine Seite der Medaille ist”, sagt Leize. Einsam und alleine zu Hause zu sitzen, sei für das Wohlbefinden der Betroffenen auch nicht gut. „Man braucht auch den Kontakt, sonst verkümmert man”. Mittlerweile hat man deshalb das Angebot wieder hochgefahren. Mit Mundschutz und dem nötigen Abstand, wo immer es geht. Dabei erleben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter - sechs Männer sind mit dabei - wie froh die Menschen sind, wenn sie Besuch bekommen. Und weil in der Regel immer dieselben Helfer kommen, wachsen auch echte Beziehungen.

Vor 15 Jahren ins Leben gerufen

Pfarrer Dietrich Dietrich Becker-Hinrichs hat die Nachbarschaftshilfe Bretten seinerzeit ins Leben gerufen. „Ich kam vor 15 Jahren aus einer Gemeinde im Freiburger Raum, in der es seit vielen Jahren eine gut funktionierende Nachbarschaftshilfe gab. Und ich habe mich gewundert, dass diese Aufgabe in Bretten von keiner Institution angeboten wurde”, bekundet er.

Sein diesbezüglicher Vorschlag stieß auf offenen Ohren. „ Mir ist es als Gemeindepfarrer ein großes Anliegen, dass die diakonische Verantwortung auch in der Ortsgemeinde gelebt wird und nicht nur von den Diakonischen Werken wahrgenommen wird”, sagt er. Darum habe man dann auch die Nachbarschaftshilfe in Trägerschaft der Kirchengemeinde ins Leben gerufen.

Zwei Frauen
Mehr als Betreuung: Seit zwei Jahren unterstützt Sabine Krutina-Pfeiffer (rechts) die Seniorin Bärbel Lorenzen im Rahmen der Nachbarschaftshilfe Bretten Foto: Hansjörg Ebert

Nicht bei allen Brettenern ist das Angebot bekannt. Doch spätestens, wenn sie selbst in irgendeiner Weise betroffen sind, rückt die Nachbarschaftshilfe ins Blickfeld. Sei es, dass die Diakoniestation oder der Pflegestützpunkt auf das Angebot aufmerksam machen, sei es, weil man den Flyer in die Hände bekommt.

Unterschiedliche Anforderungen

Rund 50 Klienten betreut die Einrichtung derzeit, meist gibt es einen festen Termin in der Woche. Von erstaunlich fit obgleich hochbetagt bis pflegebedürftig und dement reicht das Spektrum der Klienten. Und entsprechend fallen die Anforderungen aus. Manchen ältere Leute kann man noch beim Einkaufen oder bei einem Friedhofbesuch begleiten, bei anderen geht das nicht mehr. Schwierig wird es nur, wenn die Kinder die Betreuung wünschen, die Eltern das Angebot aber verweigern.

Bärbel Lorenzen nutzt das Angebot seit etlichen Jahren. Die 76-jährige, die in Bretten lebt, ist gehbehindert und braucht Begleitung beim Einkaufen und bei Arztbesuchen und hin und wieder auch Hilfe im Haushalt. Sie ist sehr froh über die Unterstützung, die sie jede Woche erfährt. „Dadurch komme ich auch mal raus aus meinen vier Wänden, alleine kann ich das Haus ja nicht verlassen”, sagt sie. Und außerdem habe sie mit ihrer Helferin viel Spaß, mit der Zeit sei eine schöne Beziehung gewachsen.

Die Chemie stimmt

Sabine Krutina-Pfeiffer kann das nur bestätigen. Die Heidelsheimerin leitet im Hauptberuf Seniorentanzgruppen und ist über diese Arbeit zur Nachbarschaftshilfe gekommen. Seit zwei Jahren besucht sie Bärbel Lorenzen einmal die Woche für zwei Stunden und hat viel Freude an dieser Aufgabe und der gewachsenen Beziehung. Die Chemie stimmt. Genau dies ist eine der wichtigsten Aufgaben von Barbara Leize, nämlich zu schauen dass das Miteinander von Klient und Helfer gut funktioniert.

Dass beim Besuchsdienst der Nachbarschaftshilfe nach wie vor die Gefahr einer Covi-19-Infektion besteht, ist nach Einschätzung von Leize allen Beteiligten bewusst. Betreuer wie Betreute wüssten, dass sie ein gewisses Risiko eingehen. „Wenn wir kommen, fragen wir an der Haustür, wie es geht, und wenn Symptome vorliegen gehen wir nicht rein”, erklärt sie. Und wenn man selbst nicht fit ist, bleibe man ebenfalls zuhause. Sie ist froh, dass die Arbeit nun wieder weiter geht und wünscht sich, dass das Angebot der Nachbarschaftshilfe noch stärker ins öffentliche Bewusstsein rückt. Auch weitere ehrenamtliche Helferinnen und Helfer könnte sie gebrauchen. Eine Kontaktaufnahme ist unter Telefon (07252) 92 82 71 70 möglich.

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