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Klimawandel macht sich bemerkbar

Brettener Wald leidet unter anhaltendem Wassermangel

Der Brettener Stadtwald leidet unter dem Klimawandel. Hitze und Trockenheit haben vor allem den Buchen zugesetzt. Dennoch sind die Erträge bei der Holzernte noch gut.

Ewald Kugler zeigt auf die kaputten Bäume.
Angeschlagen: Brettens Stadtförster Ewald Kugler zeigt auf geschädigte Buchen, die eine Gefahrenquelle darstellen. Denn abgebrochene Äste in erstorbenen Baumkronen sind für Waldarbeiter lebensgefährlich. Foto: Tom Rebel

Dem Brettener Wald geht es nicht gut. Er leidet unter den Folgen des Klimawandels. Dies erfuhr der Brettener Gemeinderat bei der Vorstellung des Forstbetriebsplans für 2022 aus erster Hand.

„Wir haben mittlerweile bei jeder Baumart große Schwierigkeiten“, sagt Simon Boden vom Forstamt des Landkreises. Das liege vor allem am anhaltenden Wassermangel der vergangenen Jahre.

Die ergiebigen Regen der jüngsten Zeit hätten nicht ausgereicht, die Grundwasserspeicher in den tieferen Bodenschichten wieder aufzufüllen. Das vergangene Jahr sei allerdings gut gewesen für die jüngeren Pflanzen.

Buchen sind Sorgenkinder des Brettener Waldes

Besondere Sorgen bereitet im Brettener Stadtwald die Baumart Buche, die mit ihren Wurzeln nicht so stark in die Tiefe kommt. Der Anteil der „zufälligen Nutzung“, also der Bäume, die durch Dürre und Insekten ausfallen, liegt laut Boden mittlerweile bei 60 bis 70 Prozent. In früheren Jahren seien dies rund zehn Prozent gewesen. Dies habe auch die Konsequenz, dass der Forst weniger waldwirtschaftlich agieren könne, als vielmehr auf die Schäden reagieren müsse.

Die Pflege, die Sicherung des Waldes und die Holzernte werde dadurch aufwändiger, gefährlicher und teurer. Das habe natürlich auch Auswirkungen auf das Betriebsergebnis. Der Holzmarkt hat sich laut Boden zwischenzeitlich wieder stabilisiert, beim Schnittholz seien bessere Preise zu erzielen, wobei aber auch die Kosten gestiegen seien. Geholfen habe die einmalige Bundeswaldprämie von 100 Euro je Hektar sowie die üblichen Förderungen für die Neuanlage von Kulturen. Hinzu kamen sechs Euro Ausgleich vom Land pro Festmeter Schadholz.

Wir müssen im Schulterschluss mit den Jägern im Wald arbeiten.
Simon Boden, Forstexperte

Aktuell liegt die Begutachtung der Verbiss-Belastung im Wald vor. „Wir müssen im Schulterschluss mit den Jägern im Wald arbeiten, weil das Rehwild als Feinschmecker alles bevorzuge, was nicht Buche heißt“, erklärt der Forstexperte.

Doch das seien gerade die Baumarten, die für die Klimastabilität gebraucht werden, weil sie besser mit den künftigen klimatischen Verhältnissen klarkommen. Die Empfehlung der Forstverwaltung laute deshalb, den Abschuss mindestens so zu belassen, wie er ist, oder gar zu erhöhen. Ziel sei eine Populationsgröße des Wildes, die es zulässt, dass junge Pflanzen hochwachsen können.

Bis zu 16.000 Festmeter können pro Jahr im Brettener Wald geschlagen werden

Stadtförster Ewald Kugler informierte das Gremium darüber, dass man im Wald über einen hohen Zuwachs verfüge und pro Jahr 16.000 Festmeter einschlagen könne, ohne den Wald über Gebühr zu belasten. Beim Einschlag orientiere man sich an den Holzpreisen. Auch den Bedarf an Brennholz könne man befriedigen, der Preis sei von 38 auf 42 Euro erhöht worden. „Trotz der Erhöhung wurde bei der ersten Brennholzvergabe in Ruit noch kräftig gesteigert“, berichtete Kugler.

Für 2022 hoffe man auf ein nasses, kühles Jahr, damit sich der Wald vom extremen Trockenjahr 2020 erholen könne. Eine Einschätzung, die im Ratsgremium eher mit ungläubigem Schmunzeln bedacht wurde. Seine Zuversicht stützt der Stadtförster auf den Umstand, dass die tiefgründigen Lösslehmböden im Kraichgau nicht so schnell austrocknen, wie die Sandböden im Hardtwald oder Tonböden in der Langenbrücker Senke.

Doch auch Kugler erwartet trockenere Jahre mit höheren Temperaturen. Seit 2020 werde immer deutlicher, dass die Buche, die ja eigentlich in den Kraichgau gehört, ab 40 Grad und Trockenheit nicht mehr durchhält und die Blätter hängen lässt. Die Krone könne sich nicht mehr erholen, die Buchenwälder gingen kaputt.

Traubeneiche und Douglasie als Ersatz im Brettener Wald

„Baumarten, die bei uns die Trockenheit am besten ertragen, sind bei den Laubbäumen die Traubeneiche und bei den Nadelbäumen die Douglasie“, informierte der Stadtförster. Diese beiden Baumarten pflanze man nun auf Standorten, die man früher als zu gut für diese Baumarten ausgewiesen haben.

Die Sorgen um den Gesundheitszustand des Waldes kamen auch im Ratsgremium an. Dass die Erlöse noch gut ausfallen, wurde begrüßt. Nachdenklich stimmte dagegen die Prognose, dass der Umbau des Wandels zu robusteren Baumarten womöglich zu langsam ginge. Neue Strategien seien nötig – nur welche?

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