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Unterricht ist gefragt

Corona-Effekt überwunden: Viele Anmeldungen bei Musikschulen in Bretten

Die Musiklehrer freuen sich über wachsendes Interesse an ihrem Unterricht. Sie hoffen, dass eine neue Pandemie-Welle im Herbst ihnen keinen Strich durch die Rechnung macht.

Musikunterricht am Klavier in Präsenz mit dem Lehrer ist nach den Corona-bedingten Einschränkungen wieder gefragt.
Endlich wieder in Präsenz: Kathrin Hack ist während der Panemdie in den Klavierunterricht bei Ronny Winkler eingestiegen. Sie freut sich jetzt jede Woche wieder auf den Präsenzunterricht. Foto: Irmeli Thienes

Die Erleichterung ist spürbar, wenn auch verhalten. Es gehe aufwärts, lautet der Tenor bei den Musikschulen in Bretten. Sowohl die Jugendmusikschule (JMS) Unterer Kraichgau als auch die Musikschulen von Hendrik Böttcher und Ronny Winkler verspürten „endlich“ steigendes Interesse am Musizieren, heißt es. Auch wenn keine der Schulen die Einbußen durch die Pandemie ganz überwunden hat: Alle sehen das vorpandemische Niveau in erreichbarer Nähe – sofern der Herbst keinen Rückfall bringt.

Die finanzielle Delle der JMS bezeichnet Susanne Jaggy als gering. Die Schulleiterin untermauert den Aufwärtstrend mit einem neuen Früherziehungskurs, Bläserklassen und Kooperationen, wie etwa mit der Grundschule Bauerbach. Kontakte zu Schulen wurden wiederbelebt, die Lehrkräfte seien motiviert und die Freude über Auftritte groß. „Die sind für die Sichtbarkeit der Schule nach draußen wichtig“, sagt Jaggy. Nun steuere man auf erste Outdoor-Konzerte zu. Das nächste findet am 21. Mai in Bretten statt.

Am Bildschirm ist Musik-Unterricht nicht so einfach

Auch JMS-Gitarrenlehrer Florian Joergel genießt es, seine Schülerinnen und Schüler wieder physisch vor sich zu haben. Es sei oft ausgesprochen schwierig gewesen, „sich nah und fern zugleich zu sein“, sagt er. Beim Online-Unterricht „kam oft kaum ein persönliches Gespräch zustande“. Er freue sich, dass sich in der Pandemie nicht mehr Schülerinnen und Schüler als sonst von seinem Unterricht abgemeldet hätten. Das spreche dafür, dass sich der höhere Vorbereitungsaufwand gelohnt habe.

Generell schwankten die Anmeldezahlen bei der JMS jährlich um 80 bis 100 auf- oder abwärts, was exakte Momentaufnahmen erschwere, sagt Schulleiterin Jaggy. Die JMS finanziert sich aus Elternbeiträgen, aus Landesfördermitteln mit gut zwölf Prozent für pädagogische Kosten, aus Drittmitteln von Sponsoren sowie aus kommunaler Förderung. Diese richtet sich nach der Zahl der Schüler, die aus den Gemeinden zur Musikschule kommen.

Die Förderung der Stadt Bretten macht Jaggy zufolge aufgrund von fast 50 Prozent der Schüler den Löwenanteil aus. „Wir werden sehen, wie es sich auswirkt, dass die Kommunen nun selbst alle mit Einbußen kämpfen“, meint Jaggy vorsichtig.

Ich habe so viele Anmeldungen wie schon lange nicht mehr.
Hendrik Böttcher, Inhaber der Modern Music School Bretten.

Hendrik Böttcher hat im vergangenen halben Jahr so viele Anmeldungen bei seiner Modern Music School Bretten und Eisingen gehabt wie lange nicht. „Die Menschen wollen endlich wieder Musik machen.“ Sam beispielsweise hat seinen Freund Tino überzeugt. Die beiden zehn- und neunjährigen Jungs haben an diesem Tag gemeinsam E-Gitarren-Unterricht bei Böttcher.

„Das ist jetzt viel besser als online“, sagt Sam. Da Tino schon lange Gitarre lernen wollte, war er begeistert von Sams Vorschlag. „Ich mag immer schon Metal, weil es laut ist und cool. Und eine eigene Gitarre habe ich auch“, sagt Tino: „Aber nur eine akustische.“

Viele Feiern mit Musik werden nachgeholt

Böttcher ist auch deshalb zuversichtlich, weil er eine deutliche Nachfrage nach seiner Band und den Gruppen aus Musikern seiner Schule verzeichnet. „Die Leute möchten Geburtstage nachfeiern und andere Partys. Sie suchen uns für Gigs.“ Wie er ist auch Ronny Winkler als Musiker bis in den Herbst gut gebucht. Beide hoffen, dass eine neue Corona-Welle ausbleibt.

Im Januar hat Kathrin Hack mit Klavierunterricht beim Musik Center Winkler begonnen – wieso in der Pandemie? Die 29-Jährige bekam ein Klavier von ihrem Mann geschenkt. Sie habe den Wunsch wohl recht häufig geäußert, sagt sie und lacht. Sie genieße den Präsenzunterricht wieder sehr. Sie ist ehrgeizig, denn sie möchte sich künftig Lieblingssongs selbst erarbeiten können, sagt Kathrin Hack. „Und irgendwann so spielen wie Ronny.“

Wir sind dankbar, dass wir überlebt haben.
Ronny Winkler, Inhaber des Musik Center Winkler in Bretten.

Laut Winkler machen Klavier und Gitarre rund 60 Prozent des Unterrichts in seinem Haus aus. Der Anteil sei in der Pandemie eher gestiegen, da beide Instrumente leichter online zu unterrichten seien als andere. Nach rund 30 Prozent Einbußen seit Frühjahr 2020 gehe es nun aber deutlich aufwärts.

Denn Online-Unterricht war in der Früherziehung oder mit älteren Schülern und Schülerinnen kaum machbar. Auch summierten sich die normalen Kündigungszahlen auf. Denn auf den Wartelisten kamen in der Pandemie nur wenige Bewerberinnen und Bewerber hinzu. So waren nicht alle Ausfälle zu kompensieren, sagt Winkler.

Sorgen wegen steigender Energiekosten

Gestiegene Energiepreise kämen noch obendrauf, „denn eine Musikschule braucht viel Strom“. Aber den Laden wird Winkler halten. Dessen Besetzung sei zugleich das Sekretariat der Musikschule und der Laden biete zugleich einen Service für Musikschüler, wie Reparaturen und Zubehör. „Es sind schwierige Zeiten, aber wir sind dankbar, dass wir überlebt haben.“

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