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Kostenintensive Bewirtschaftung

Weinbau in der Region macht Strukturwandel durch

Steile Hänge, malerische Weinbergmauern und schöne Ausblicke über die Reben prägen die Landschaft im Bereich Horn und Bergwald. Aber gerade ein Teil dieser Fläche ist nur bedingt für eine umfassende mechanische Bearbeitung tauglich. Junge Winzer suchen nach Alternativen.

Blick von Westen her auf die Rebflächen beim Derdinger Horn. Steile Hänge mit vielen malerischen Weinbergmauern prägen hier das Landschaftsbild, das Bürgermeister Thomas Nowitzki erhalten möchte.
Blick von Westen her auf die Rebflächen beim Derdinger Horn. Steile Hänge mit vielen malerischen Weinbergmauern prägen hier das Landschaftsbild, das Bürgermeister Thomas Nowitzki erhalten möchte. Foto: Gerhard Obhof

„Es kann nicht sein, dass ich immer mehr arbeiten muss, um nicht weniger zu verdienen“, sagt Gerd Schäfer. Er weist damit auf die seit Jahren steigenden Betriebskosten hin, gleichzeitig bleiben zusätzliche Einnahmen aus. Schäfer ist Weinbauer und Vorsitzender von Amthof 12-Weingärtner Oberderdingen-Knittlingen kennt deshalb die Situation genau.

Obwohl viele Oberderdinger Rebhänge in den 50er Jahren Bestandteil einer Flurbereinigung wurden und ein gutes Wegenetz besteht, gibt es insbesondere im Bereich Horn und Bergwald noch viele aufwändig zu bearbeitende Flächen.

Steile Hänge, malerische Weinbergmauern und schöne Ausblicke über die Reben prägen diesen Teil von Oberderdingen, dem sich zum Bernhardsweiher hin ein Landschaftsschutzgebiet anschließt.

Thomas Nowitzki setzt sich als Oberderdingens Bürgermeister für Landschaftsbild ein

Für Oberderdingens Bürgermeister Thomas Nowitzki hat die Erhaltung dieses typischen Landschaftsbildes einen hohen Stellenwert. Die Gemeinde hat inzwischen auf der Gesamtgemarkung Rebflächen von mehr als fünf Hektar im Besitz, die in Abstimmung mit der Naturschutzbehörde für notwendige Ausgleichsmaßnahmen für ausgewiesene Baugebiete genutzt werden.

„Die Weingüter und Besenwirtschaften mit dem Amthof und einem historischen Ortskern ziehen seit Jahrhunderten Tagestouristen nach Oberderdingen. Diese Kombination in Verbindung mit der Natur ist dafür ausschlaggebend“, sagt Nowitzki.

Aber gerade ein Teil dieser Fläche ist nur bedingt für eine umfassende mechanische Bearbeitung tauglich. Bei einem Preis von im Schnitt 70 Cent pro Kilogramm abgegebenen Trauben bei den regionalen Genossenschaften suchen insbesondere jüngere Winzer nach einer Alternative.

Diese sehen sie überwiegend in einer effizienten technischen Bearbeitung von Weinbergen einschließlich der maschinellen Weinernte. Bei der Rebbegehung Anfang Juni beim Derdinger Horn fand der Weinbauberater beim Landwirtschaftsamt Bruchsal, Tim Ochsner, dazu klare Worte: „Eine wirtschaftliche Bearbeitung eines Teils der Flächen mit hoher Neigung ist praktisch nicht möglich. Die Auszahlungspreise der regionalen Genossenschaften decken die anfallenden Kosten nicht.

Wenn die Winzer den Aufwand kritisch hinterfragen, müssten sie sich zwangsläufig einer alternativen Bewirtschaftungsmethode wie dem Modell des Minimalschnitts zuwenden. Auch unter Sicherheitsaspekten sind Teile der Flächen als grenzwertig einzustufen und könnten auf mittlere Sicht aus der Bewirtschaftung als Weinberge ausscheiden.“

Fachleute nennen einen Arbeitsaufwand von an die 300 Stunden pro Hektar in der klassischen Reberziehung, gegenüber an die 60 Stunden im sogenannten Minimalschnitt. Minimalschnitt bedeutet Verzicht auf den starken Rückschnitt der Rebe im Spätjahr auf ein bis zwei Ruten und den maschinellen Schnitt der Laubwand.

Jährlich scheiden viele regionale Winzer aus der Produktion aus

Dass im Moment der Weinbau in der Region einen schleichenden Strukturwandel erlebt, wird so nicht gleich offensichtlich. Jährlich scheiden viele ältere Winzer aus der Produktion aus, da sie keine Nachfolger haben.

Da bisher die Flächen von den noch verbliebenen Betrieben übernommen wurden, war das nicht zu erkennen, bestätigt Rudolf Meel, Vorsitzender der Winzergenossenschaft Kürnbach. „In Kürnbach gibt es praktisch keine brachliegenden Weinberge“, stellt er fest. Eine nachhaltige wirtschaftliche Nutzungsalternative für freiwerdende Rebflächen sieht er nicht.

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