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Fragen an einen Gärtnermeister

Deshalb haben viele Kastanienbäume in Bretten im Sommer braune Blätter

Sie sind krank? Viele Kastanienbäume in Bretten haben schon jetzt braune Blätter. Ein Experte erklärt, woran das liegt.

28.06.2022, Niedersachsen, Laatzen: Eine von der Rosskastanienminiermotte befallene Kastanie steht im Naturschutzgebiet "Leineaue zwischen Hannover und Ruthe" in der Leinemasch in der Region Hannover. Der 36. Deutsche Naturschutztag findet vom 28. Juni bis 2. Juli 2022 in Hannover statt. Zum deutschlandweit größten Naturschutzkongress werden rund 1000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus dem amtlichen, freiberuflichen und verbandlichen Naturschutz erwartet. Foto: Julian Stratenschulte/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Eigentlich färben sich Blätter der Kastanien erst im Herbst braun. Sind sie befallen, geschieht das aber früher. Foto: Julian Stratenschulte Julian Stratenschulte/dpa

Mitten im Sommer färbt sich das Laub vieler Kastanien in Bretten derzeit bräunlich.

Andreas Kolb
Gärtnermeister Andreas Kolb arbeitet beim Bauhof Bretten. Foto: Andreas Kolb

Andreas Kolb ist Gärtnermeister im Bauhof Bretten und erklärt den Grund und ob es ein Mittel dagegen gibt.

Herr Kolb, was ist die Ursache, dass so viele Kastanien schon braune Blätter haben? Spielt die Wärme derzeit eine Rolle?
Andreas Kolb

Die Ursache ist die Miniermotte. Das ist ein Kleinschmetterling, ein eingeschleppter Schädling, der nur Kastanien befällt. Die Mottenlarve frisst sich durch die Blätter der Rosskastanie wie ein Minenarbeiter. Die Art kommt ursprünglich vom Balkan und mag Hitze.

Sterben die Bäume irgendwann daran?
Kolb

Nein, sie treiben im nächsten Frühjahr wieder aus. Sie halten die Motten lange aus, wenn alle anderen Bedingungen stimmen, wie der Standort. Bei Hitze-gestressten Rosskastanien an engen Standorten kann das anders sein.

Muss und kann man etwas gegen die Miniermotte tun?
Kolb

Wie ich erst gelesen habe, existieren noch keine effektiven Fressfeinde gegen die Kastanienminiermotte. Laut dem Nabu ist sie erst kurz in Mitteleuropa heimisch. Wir können nicht viel Erfolgversprechendes tun. Spritzen wollen wir nicht, weil das auch andere Insekten beeinträchtigt. Man kann Nistkästen für Meisen anbringen, die Miniermotten fressen, und Pheromonfallen, also Fallen mit Sexuallockstoffen aufstellen oder Leimringe anbringen. Aber nichts ist richtig effektiv. Man kann auch das befallene Laub einsammeln und sollte es am besten verbrennen. Aber das ist kaum flächendeckend möglich, weil es zu viel Zeit und Arbeitskraft bindet. Wirksam ist das Laubsammeln schon, aber es muss jährlich wiederholt werden und dann bleiben trotzdem ein paar Blätter liegen, in denen die Motten überwintern. Treiben die Bäume dann aus, kommen auch die Motten wieder.

Das heißt also einmal Motte, immer Motte?
Kolb

Ja, das kann man so sagen. Es sind zu viele Kastanien, allein an der Saalbach stehen an die 30 und einige auf Gelände, für das wir nicht zuständig sind. Aber wir stärken die Bäume mit Dünger, um die Fraßschäden zu kompensieren. Wir werden darum mit der Miniermotte leben müssen.

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