
Von der Gemeinde zur Stadt: Ab dem 1. November darf die Gemeinde Oberderdingen offiziell die Bezeichnung „Stadt“ tragen. Das hat die baden-württembergische Landesregierung auf Vorschlag von Innenminister Thomas Strobl (CDU) beschlossen, zuvor hatte der Ministerrat in seiner Sitzung am 19. September Grünes Licht gegeben. Im Ländle gibt es dann insgesamt 316 „Städte“.
„Fest für die Bevölkerung“ zur offiziellen Übergabe der Stadturkunde
„Wir freuen uns natürlich alle sehr darüber, dass die Landesregierung unserem Antrag auf Erhebung zur Stadt so rasch zugestimmt hat“, erklärt Oberderdingens Bürgermeister Thomas Nowitzki (CDU).
Man freue sich schon auf den Vor-Ort-Termin mit Innenminister Strobl, der im November offiziell die Stadturkunde übergeben wird, fügt der Rathauschef der idyllischen Kraichgau-Gemeinde an. Dieses Ereignis soll laut Nowitzki standesgemäß mit einem „Fest für die Bevölkerung“ gefeiert werden.
Um als Gemeinde in die Kategorie „Stadt“ aufzusteigen, müssen allerdings diverse Kriterien erfüllt werden. In dieser Legislaturperiode wurde zuvor nur die damalige Gemeinde Tamm im Landkreis Ludwigsburg zum 1. März 2022 zur „Stadt“ erhoben. Leingarten im Landkreis Heilbronn ist seit dem 1. Januar 2020 eine „Stadt“.
Welche Kriterien muss eine Gemeinde erfüllen, um zur „Stadt“ zu werden?
In der Gemeindeordnung ist festgelegt, dass ein Ort für die Erhebung zur „Stadt“ mindestens 10.000 Einwohner haben muss, davon muss der Hauptanteil in einem geschlossenen Siedlungsgebiet leben. Oberderdingen hat Stand 31. August 2023 insgesamt 11.980 Einwohner. Zudem müssen genügend Straßen, Gehwege, Parkplätze, Grünanlagen, Ver- und Entsorgungseinrichtungen, Kultur-, Bildungs-, Sport- und Freizeiteinrichtungen vorhanden sein. Gleiches gilt für eine wie es heißt „angemessene ärztliche Versorgung“ und Einkaufsmöglichkeiten sowie für Industrie- und Gewerbebetriebe. Es muss daneben auch neues Bau- und Gewerbegelände zur Verfügung stehen, damit der Ort auch in Zukunft die Möglichkeit hat, sich weiterzuentwickeln. Da Oberderdingen all diese Kriterien erfüllt, wird die Gemeinde also ab dem 1. November zur „Stadt“.
Was sind die Unterschiede zwischen Gemeinden und Städten?
Zunächst einmal ist es so, dass jede Bundesbürgerin und jeder Bundesbürger in einer Gemeinde lebt, wobei eine Gemeinde oft auch als „Kommune“ bezeichnet wird. Entscheidend ist in erster Linie die Einwohnerzahl. Wenn also ein Ort mehr als 10.000 Einwohner hat, darf er die Bezeichnung „Stadt“ tragen, wenn ein entsprechender Antrag, wie nun in Oberderdingen geschehen, beim Land Baden-Württemberg gestellt wurde. Gemeinden schließen sich übrigens oft zu Verbandsgemeinden zusammen, weil so diverse Aufgaben wie den Straßenbau gemeinsam besser bewältigen können.
Wie viele Gemeinden und Städte gibt es in Baden-Württemberg?
Seit dem Abschluss der Gebiets- und Verwaltungsreform in den 1970er-Jahren und dem Zusammenschluss weiterer Gemeinden in den darauffolgenden Jahren gibt es in Baden-Württemberg aktuell 1.101 Gemeinden. Wenn Oberderdingen ab dem 1. November offiziell zur Kategorie „Stadt“ gehört, gibt es 787 Gemeinden und 316 Städte. Bei den Städten gibt es neun Stadtkreise, sogenannte kreisfreie Städte sind unter anderem Karlsruhe, Pforzheim, Mannheim und Stuttgart. Daneben gibt es 95 Große Kreisstädte wie Bretten, Bruchsal, Eppingen und Mühlacker, die mindestens 20.000 Einwohner haben müssen.
Wann hat man in Oberderdingen beschlossen, zur „Stadt“ zu werden?
In der Gemeinderatssitzung am 2. Mai hatte Bürgermeister Nowitzki das Gremium über den Vorschlag, die Bezeichnung „Stadt“ zu beantragen, abstimmen lassen. Dieser Antrag wurde in der laut Nowitzki „historischen Sitzung“ mit großer Mehrheit beschlossen. Zuvor hatte der Rathauschef dem Gemeinderat eine Präsentation gezeigt, mit der man bei einem Vor-Ort-Besuch im Februar schon Vertreter des Innenministeriums überzeugt hatte. Der offizielle Antrag wurde im Juni direkt an Innenminister Strobel gestellt. Bei der Ratssitzung im Mai erklärte die CDU-Fraktionsvorsitzende Brigitte Harms-Janssen, der Titel „Stadt“ sei eine Ehre, „auf die wir alle sehr, sehr stolz sein können“. SPD-Fraktionschef Markus Müßig sprach von einem „sehr schönen Zeichen“. Dagegen meinte Reinhard Schiek (UBO), der Antrag sei nichts anders als „nutzloses Lametta, das niemand brauche“.
Wie begründet der Innenminister die Entscheidung, Oberderdingen zur „Stadt“ zu erheben?
CDU-Mann Strobel betont, dass Oberderdingen alles das mitbringt, „was eine Stadt braucht“. Die Gemeinde weise sechs großflächige Verbrauchermärkte sowie ein historisches Ortszentrum mit Fachgeschäften, Banken, Gesundheitsangeboten, Hotels, Gastronomie und weiteren Dienstleistern auf. Die Kultureinrichtungen mit der Mediathek sowie dem Museum und der Galerie im Aschingerhaus bezeichnet Strobl als überdurchschnittlich. „Was Industrie- und Gewerbebetriebe betrifft, ist Oberderdingen Schwerpunktstandort für Industrie, Gewerbe und Handel für die Region Mittlerer Oberrhein mit alteingesessenen mittelständischen Betrieben“, erklärt der stellvertretende Ministerpräsident weiter und fügt an: „Den Bürgerinnen und Bürgern und Bürgermeister Thomas Nowitzki gratuliere ich herzlich.“