Die Auseinandersetzung mit dem Krieg in der Ukraine hört für viele nicht bei den täglichen Nachrichten auf. Das Angebot an Sachbüchern und Romanen, die die Hintergründe des russisch-ukrainischen Konflikts betrachten, nimmt immer weiter zu.
Das zeigen nicht nur die aktuellen Sachbuch-Bestsellerlisten. Auch in den Buchhandlungen in Bretten und Oberderdingen gibt es Aufsteller rund um das Thema Krieg und Frieden.
Genauso wächst das Angebot für ukrainische Geflüchtete – vor allem im Bildungs- und Kinderbereich – stetig weiter.
Eine ukrainische Flagge mit dem Aufdruck „Recht auf Frieden“ schmückt den Aufsteller in der Buchhandlung Osiander in der Brettener Weißhofer-Galerie.
Alessandra Schmid beobachtet vor Ort, dass sich mehr Kundinnen und Kunden für diese Themen interessieren. „Spätestens beim Besuch in der Filiale werden die Leute auf die Bücher und Themen aufmerksam“, erzählt Schmid mit einem Blick auf den Aufsteller.
Hier steht unter anderem das kurz vor Ausbruch des Krieges erschienene Sachbuch „Putins Netz“ von Catherine Belton.
Und wartet auf Käuferinnen und Käufer: Das Leseverhalten habe sich bisher noch nicht stark verändert. Trotzdem stellt Schmid gerade bei Jugendlichen ein größeres Interesse an den aktuellen Themen fest.
Wir stocken nach und nach auf.Alessandra Schmid, Osiander Bretten
Von ukrainischen Besucherinnen und Besuchern der Buchhandlung habe es noch keine Nachfragen nach Büchern in ihrer Muttersprache gegeben. Die Geflüchteten, aber auch ehrenamtliche Helferinnen und Helfer fragten vor allem nach Büchern aus der Abteilung „Deutsch als Fremdsprache“. „Wir stocken nach und nach auf“, erzählt Schmid.
Im Regal stehen unter anderem Bildwörterbücher und deutsch-ukrainische Lernbücher, die mithilfe von thematisch geordneten Geschichten beispielsweise alle Begriffe rund um den Besuch im Supermarkt erklären. Eine Nachfrage nach rein ukrainischen Kinderbüchern habe es noch nicht gegeben, erzählt Schmid.
Deutsch-ukrainische Wörterbücher waren schnell vergriffen.Ulrike Müller, Buchhandlung Kolibri Bretten
In der Buchhandlung Kolibri in der Brettener Melanchthonstraße sind vor allem Lehrbücher und Bildwörterbücher für Ukrainerinnen und Ukrainer gefragt.
Vor allem Anbieter von Deutschkursen und Lehrerinnen und Lehrer, die ukrainische Kinder in ihren Klassen unterrichten, fragten nach Lehrmaterial, wie Inhaberin Ulrike Müller erzählt.
Noch gibt es keine ukrainischen Kinderbücher in Brettener Buchhandlungen
„Deutsch-ukrainische Wörterbücher waren schnell vergriffen.“ Jetzt weist ein Poster an der Eingangstür der Buchhandlung auf eine Aktion des Verlags Reise-Know-How hin.
Auf der Verlagswebseite können Interessierte für einen Cent das Wörterbuch „Ukrainisch Wort für Wort“ herunterladen.
Nach Büchern auf ukrainisch sei die Nachfrage noch sehr gering, erzählt Müller. In der Buchhandlung gebe es noch keine ukrainischen Kinderbücher oder Romane.
Das Buchhandelsunternehmen Libri habe allerdings insgesamt etwa 5.000 Titel aus der Ukraine beschafft, die bei Bedarf über die Buchhandlungen bestellt werden können.
Leser interessieren sich für Sachbücher über den Ukraine-Krieg
Romane und Sachbücher rund um das Thema Krieg konnten die Kundinnen und Kunden bis vor Kurzem noch im Schaufenster der Brettener Buchhandlung begutachten.
Mittlerweile sind die Bücher in eine andere Ecke des Geschäfts umgezogen. Zusätzlich findet sich auch im Sachbuch-Regal unter den Bestsellern das hochaktuelle Thema wieder: Darunter unter anderem das bereits 2017 erschienene Buch „Ungleiche Brüder – Russen und Ukrainer“ von Andreas Kappeler. „Ein Interesse für solche Bücher ist schon da“, erzählt Müller. Trotzdem gebe es keine außergewöhnliche Nachfrage.
Romane von ukrainischen und russischen Autoren sind in Bretten gefragt
In der Oberderdinger Filiale der Buchhandlung von Carolin Wolf steigt bei den deutschsprachigen Kunden seit Beginn des Krieges das Interesse nach Romanen ukrainischer und russischer Autoren.
So seien Andrij Kurkows Roman „Graue Bienen“ und Alina Bronskys „Baba Dunjas letzte Liebe“ sehr gefragt, berichtet Mitarbeiterin Julia Schuster. Letzerer sei erst vor kurzem im Lesekreis der Mediathek Oberderdingen behandelt worden.
Schulen und Lehrerinnen und Lehrer bestellten vermehrt Wörterbücher und Lehrbücher für den Deutschunterricht, ergänzt Chefin Carolin Wolf.
Für Lehrkräfte, Erziehende und Ehrenamtliche aus der Flüchtlingshilfe, die beispielsweise Deutschkurse anbieten, gibt es bei Wolf kostenlose ukrainische Landkarten. Auch in Oberderdingen könne ukrainischsprachige Literatur für Kinder und Erwachsene aller Altersgruppen bestellt werden.