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Kostenlose Tests für Berechtigte

Drei Minuten dauert ein Abstrich bei der DRK-Corona-Teststation in Bretten

Am Ende der ersten Testwoche hat das Deutsche Rote Kreuz Bretten je Tag knapp 40 Erzieher oder Lehrer, Betreuer und Schüler auf den SasCov2-Erreger getestet - kostenlos dank Test-Kits der Stadtverwaltung. Steigerbar wäre dies auf 120 am Tag.

Eine Rotkreuzhelferin in Schutzkleidung macht einen Corona-Abstrich bei einer Frau.
Augen zu und durch: Für etwa vier Stunden bringt ein negativer Test die relative Sicherheit, nicht infektiös zu sein. Beim Roten Kreuz in Bretten wird pädagogisches Personal wiederholt getestet, kostenlos und mit offenem Ende laut Stadt und DRK. Foto: Irmeli Thienes

„Ich wusste, was auf mich zukommt“, sagt Sandra Reiber. Ihre Augen glänzen. Sie zückt blinzelnd ein Taschentuch. Rotkreuz-Helferin Isabell Massow hat die Lehrerin der Schillerschule abgestrichen. Die künftige Rettungshelferin Massow kennt das. Sie hat Theorie und Praxis-Schulungen durchlaufen und über eine Woche schon Abstriche an der Teststation des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) Bretten gemacht. Bürgermeister Michael Nöltner teilt mit, es seien bislang 99 Tests an der kommunalen Station gemacht worden und es gebe 300 Anmeldungen für die nächsten zwei Wochen. Weiteres folge noch diese Woche aus dem nächsten Taskforce-Gespräch zum Thema Teststrategie in Bretten.

Beim DRK am Breitenbachweg werden Erzieherinnen und Lehrkräfte getestet, Betreuer und Schüler von Abschlussklassen. Sobald die Fünft- und Sechstklässler wieder in den Präsenzunterricht gehen in wenigen Tagen, gehören auch sie zum Kreis der Berechtigten, der bislang rund 700 Personen ausmacht. Die Test-Kits stellt die Stadt zur Verfügung und verweist auf weitere Angebote der Apotheken und Arztpraxen.

Wie Sandra Rieber treten auch Elke Wild-Siebert, Lehrerin am Edith-Stein-Gymnasium, Tränen in die Augen, als der lange Wattestab in die Nase taucht. Brettens DRK-Bereitschaftsleiter Christopher Glück: „Ja, das ist nicht angenehm, aber passieren kann entgegen Falschinformationen im Internet nichts.“

Und es sei beabsichtigt, die Probe vom ganzen Weg durch die Nase über den Rachen bis tief in den Rachenraum abzustreichen, da das Virus im Verlauf der Infektion wandert. Glück: „Aber wir suchen den Gesunden. Der Schnelltest kann keine Kranken finden, nur Verdachtsfälle.“ Lediglich PCR-Tests können Infektionen bestätigen, sagt der DRK-Bereitschaftsleiter.

Rund 700 Personen erhalten von der Stadt Berechtigungsscheine

Getestet wird in der großen Fahrzeughalle des DRK, bei offenen Türen für eine gute Luftzirkulation. Ob die Kapazitäten beim DRK ausgeweitet werden können oder andere mit ins Boot geholt werden müssen, war Thema einer Taskforce am Montag. Bürgermeister Nöltner traf sich mit zwei Apothekern, DRK-Bereitschaftsleiter Glück und Kulturamtsleiter Bernhard Feineisen. Um einen Test wöchentlich kostenlos für knapp 30.000 Einwohner zu stemmen, braucht es laut Nöltner weit mehr Unterstützung. Apotheker und Ärzte sind ein Anfang.

Vier Personen sind vor Ort nach den DRK-Erfahrungen, nötig. Eine Person gewährleistet die Anmeldungkontrolle, eine den Abstrich, zwei weitere die Ergebnisauswertung und die Assistenz. „Selbst wenn nur ein Viertel der Bevölkerung das Angebot gleich nutzen wollte, müssten wir in einer Woche 7.500 Angebote machen können“, so Nöltner. Darum treffe man sich am Donnerstag erneut. Bis dahin befassten sich alle Beteiligten der Taskforce mit dem ihnen jeweils Möglichen, wie räumlichen und personellen Voraussetzungen.

„Und wir wollen als Stadt nicht in Konkurrenz treten mit den Ärzten und Apothekern“, so Nöltner, auch wenn nicht entscheidend sei, wer teste, sondern dass getestet werde. Auch er könne voraussichtlich gegen Ende der Woche mehr dazu sagen, wie die Abrechnung zwischen Kommune und Land verlaufe. Ärzte und Apotheker rechneten über die Kassenärztliche Vereinigung mit dem Land ab.

Beim DRK-Test erinnert Christoph Glück daran: „Mit einem negativen Antigen-Schnelltest steht nur fest, dass man selbst im Falle einer Infektion, die noch nicht spürbar ist, für rund vier Stunden nicht infektiös ist“, sagt Glück.

Vom Kreis der 700 bislang Berechtigten sind etwa 230 an Kindertagesstätten und Kindergärten und rund 470 an Schulen beschäftigt. Gemäß Landesempfehlung werden rund 480 Schüler aus Abschlussklassen einbezogen.

Aus der Testkabine ist ein Niesanfall zu hören

Bis Ende der ersten Testwoche wurde kein Positiver gefunden, so Glück. Würde ein Positiver gefunden, muss er sich in häusliche Isolation begeben und mit ihm die ganze Klasse und die Lehrer oder Lehrerinnen, die sie im Präsenzunterricht trafen. Das Gesundheitsamt wird über die DRK-Software informiert. Ein PCR-Test folgt für alle. Bei Positiven wandelt sich die Isolation in Quarantäne, verhängt vom Ordnungsamt.

Gymnasiallehrerin Wild-Siebert schaut zur Abstrich-Kabine, als wiederholtes Niesen zu hören ist. Ihr Mann Gerald ist an der Reihe. Wie seine Frau will er das testen beibehalten bis sie geimpft seien.

Manche der Testwilligen kommen vor der Arbeit, andere abends, um nichts mit nach Hause zu nehmen. Manche wollen ihr Arbeitsumfeld schützen, andere abends beispielsweise betagte Eltern.

Dank Tests können wir Entwicklungen in der Bevölkerung erkennen
Christoph Glück, Bereitschaftsleiter des DRK Bretten

Glück erinnert an die Bedeutung der AHA-L-Regeln trotz Schnelltests. „Der Test bietet nur relative Sicherheit, aber dank Tests können wir Entwicklungen in der Bevölkerung besser erkennen.“ Man könnte je Tag bis zu 120 Personen maximal testen, sagt Romano Au. Der DRK-Ausbilder prüft die Anmeldungen, die online erfolgt sind. „Das wäre allerdings Volltaktung.“ Pro Test seien rund rund drei Minuten nötig.

Die unkomplizierte Anmeldung online dauert auch nur Minuten. Die Testergebnisse erhält man ungefähr 15 Minuten danach per E-Mail aufs Handy. „Dass das Ergebnis erst nach Verlassen der Teststation kommt, dient auch der Privatsphäre“, sagt Glück. Ausschlusskriterium für die Wahrnehmung des Test-Termins ist nur das Auftauchen von Symptomen.

Auch die Drogeriemarktkette dm, die zwei Filialen in Bretten und eine in Oberderdingen betreibt, ist laut Christoph Werner, Vorsitzender der Geschäftsführung, im Gespräch mit den Behörden vor Ort, um erste Schnelltest-Zentren bei den dm-Märkten zu errichten. Man rechnen im Verlauf der kommenden zwei Wochen damit und warte nun auf den Auftrag des Landes.

Das dm-Konzept funktioniert wie die DRK-Teststraße. Die Terminvergabe erfolgt zwar über die dm-eigene App, während das DRK eine eigene Software nutzt. Doch wie beim DRK würden laut dm geschulte Mitarbeitende und Fachkräfte eingesetzt. Die Testergebnisse würden jeweils aufs Smartphone gesendet und zudem Zertifikate ausgestellt als Nachweise eines negativen Ergebnisses.

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