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Ökosystem in Gefahr

Drohnen sammeln im Landkreis Karlsruhe Daten über Streuobstwiesen

Viele Streuobstwiesen sind in schlechtem und ungepflegtem Zustand. Um mehr über die Ökosysteme zu erfahren, sammeln Forscher jetzt mit Drohnen Daten.

Zwei Frauen an kleinen Rechnern auf einem Weg, der durch Streuobstwiesen führt.
Modernste Technik kommt zum Einsatz: Anna Jungfleisch (links) und Tamara Schober kalibrieren die Drohne, bevor der Flug starten kann Foto: Monika Eisele

Surrend setzen sich die Rotorblätter der Drohne in Bewegung und heben das kleine Fluggerät in die Lüfte. Etwa 40 Meter über einer Streuobstwiese am Ortsrand vom Brettener Stadtteil Bauerbach sammeln Tamara Schober, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Fachbereich Geowissenschaften der Uni Tübingen, und Assistentin Anna Jungfleisch mit den so gewonnenen Daten Informationen über den Zustand der Obstbäume.

Streuobstwiesen gehören seit fast einem Jahr zum immateriellen Unesco-Kulturerbe und erfahren durch das Biodiversitätsgesetz des Landes vermehrt Aufmerksamkeit. Allerdings fehlt es bislang an grundlegenden Daten über die wertvollen Ökosysteme.

Diese Grundlagen zu schaffen, aufzubereiten und für die Bevölkerung nutzbar zu machen, ist Ziel des Projektes „Streuobstwiesen im Klimawandel – StiK“. Neben der Uni Tübingen sind die Uni Hohenheim sowie der Verband zur Förderung angepasster, sozial- und umweltverträglicher Technologien, kurz AT-Verband, am Projekt beteiligt.

Bisher nur lückenhaft Daten über Streuobstwiesen

„Es gibt nur lückenhaft Daten über Streuobstbestände im Land. Viele Streuobstwiesen sind in schlechtem und ungepflegtem Zustand, die Besitzverhältnisse oft unklar oder die Besitzer sind im fortgeschrittenen Alter und können sich nicht mehr so kümmern“, berichtet Schober. Derweil zieht die Drohne ihre Bahnen über der Wiese. Etwa 15 Minuten braucht sie für die zirka 18.700 Quadratmeter große Fläche.

Alle zwei Sekunden wird ein Bild gemacht. Eine spezielle App sorgt für sich überlappende Bilder und damit für eine lückenlose Gesamtaufnahme. Dafür ist auf der Unterseite eine hochauflösende Multispektralkamera angebracht, die auch Aufnahmen im nahen Infrarotbereich macht.

„Dadurch erfahren wir beispielsweise etwas über den Gesundheitszustand der Bäume, ihre Wasserversorgung oder den Chlorophyll-Gehalt. Die Aufnahmen der Drohne sind sehr viel detailgenauer als Satellitenbilder. Man kann einzelne Äste erkennen, im Sommer sogar einzelne Früchte oder etwaiges Totholz und erkennt Misteln“, erklärt Schober.

Warum Obstbäume seit einiger Zeit vermehrt von Mistel befallen werden, ist eine Frage, der die Wissenschaftlerin nachgeht. Um mit der Drohne arbeiten zu dürfen, musste Schober zunächst den Drohnenführerschein machen und natürlich die Genehmigungen für den Überflug einholen.

„Wir arbeiten sehr gut mit den örtlichen Obst- und Gartenbauvereinen und zuständigen Landratsämtern zusammen. Das Interesse der Menschen ist sehr groß“, so Schober. Tags zuvor waren sie in Alt-Dettenheim unterwegs. Der dortige Vorsitzende des Obst- und Gartenbauvereins sei extra vorbei gekommen und habe geguckt, was sie so machen.

Mehrere Landkreise beteiligen sich an Forschungsprojekt

Zum Projektgebiet gehört nicht nur der Landkreis Karlsruhe, sondern auch mehrere Alb-Kreise sowie Kreise am Bodensee, insgesamt sind es sieben Kreise mit unterschiedlichen Voraussetzungen. „Seit Projektbeginn im Sommer 2021 haben wir auch Infoveranstaltungen an der Uni Hohenheim gemacht. Da konnten sich Streuobstwiesenbesitzer aus den unterschiedlichen Regionen über ihre spezielle Situation austauschen. So eine Plattform gab es bislang nicht“, erzählt Schober.

Hat man die Datengrundlage geschaffen, sollen weitere Plattformen und Kooperationen entstehen. „Wir können uns Kooperationen mit Kindergärten und Schulen vorstellen. Und vielleicht können wir jüngere Menschen für die Streuobstwiesen begeistern“, so Schobers Hoffnung.

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