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Harmlose Doppelgänger

Eichenprozessionsspinner in Bretten und Bruchsal: Wie man sie von anderen Raupen unterscheidet

Eichenprozessionsspinner sind gefährlich für Menschen, Schwammspinner schaden dem Wald. Spektakulär sehen die Nester der Gespinstmotten-Raupen aus, die wiederum niemandem Schaden zufügen. So kann man die Tiere voneinander unterscheiden.

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Die Raupe des Eichenprozessionsspinners sieht anderen Raupen ähnlich. Doch es gibt eindeutige Merkmale, die sie von den anderen unterscheiden. Foto: Patrick Pleul/dpa

Gespinstmotten Eichenprozessionsspinner und Schwammspinner – drei Schadraupen deren Auftreten in der Region immer mal wieder für Unruhe sorgen.

Und häufig auch für Fehlalarme. Die meisten Menschen können die drei Raupen nämlich nicht voneinander unterscheiden.

„Wir bekommen immer wieder Anrufe von Bürgern, die glauben sie hätten irgendwo die gefährlichen Eichenprozessionsspinner entdeckt. Dann schicken wir die Mitarbeiter des Bauhofes dorthin und die finden dann meist Gespinstmotten“, berichtet beispielsweise die Leiterin der Pressestelle der Stadt Bretten, Susanne Maske. Ein Phänomen, das auch in Bruchsal bekannt ist.

Die einen sind für den Menschen gefährlich, die anderen für den Wald

Schwammspinner
Schwammspinner Foto: Franz Lechner

Die kleinen fast haarlosen Raupen dieses Nachtfalters sind aber für den Menschen völlig harmlos und richten auch an Pflanzen keinen großen Schaden an. „Gespinstmotten-Raupen sind nur auf Sträuchern aktiv, die können sie zwar komplett kahl fressen, aber da sie meist relativ früh im Jahr aktiv sind, also vor dem so genannten Johannistrieb, schlagen die meist wieder aus“, erklärt der wissenschaftliche Mitarbeiter der forstlichen Versuchs-und Forschungsanstalt (FVA) in Freiburg, Martin Burger.

Eichenprozessionsspinner sind dagegen sehr gefährlich für Menschen. Ihre Haare lösen nämlich sehr starke allergische Reaktionen aus. „Es sind aber nicht die charakteristischen langen Haare der Raupe, sondern die für das menschliche Auge kaum sichtbaren Mikrohaare, die üble Hautausschläge verursachen können“, erklärt Burger.

Der Schwammspinner frisst an allen Laubbäumen und kann bei Massenauftreten ganze Waldareale kahlfressen.
Joachim Schell, Forstwirtmeister

Für den Wald sind Eichenprozessionsspinner meist harmlos. Im Gegensatz übrigens zum sehr ähnlich aussehenden, aber trotz seiner ebenfalls langen Haare für den Menschen deutlich weniger gefährlichen Schwammspinner: „Der frisst an allen Laubbäumen und kann bei Massenauftreten ganze Waldareale kahlfressen“, erklärt der Forstwirtmeister bei der Brettener Forstverwaltung, Joachim Schell.

Forstmitarbeiter rücken im Schutzanzug an

Aktuell sind aber weder der Eichenprozessionsspinner noch der Schwammspinner ein großes Problem in der Region rund um Bretten und Bruchsal. „Wir haben in diesem Jahr deutlich weniger Meldungen als in den Jahren zuvor“, berichtet Burger. „Allerdings haben uns Wanderer kürzlich ein kleines Gespinst an einer Eiche, direkt bei einer Sitzbank zwischen Neibsheim und Gondelsheim, gemeldet“, erzählt Schell und fügt hinzu: „Das Gespinst haben wir natürlich sofort entfernt.“

Das Werk von Gespinstmotten
So sieht das Werk von Gespinstmotten aus. Foto: Franz Lechner

Dabei waren die Forstleute mit Schutzanzügen, Atemmaske und Gummihandschuhen bekleidet. „Das ist unbedingt nötig“, betont Martin Burger und ergänzt: „Die Mikrohärchen des Eichenprozessionspinners können, wenn sie beispielsweise irgendwo an einer Baumrinde kleben, noch zwei bis drei Jahre lang Allergien auslösen.“

Raupen wollen sich vor Fressfeinden schützen - mit zweifelhaftem Erfolg

Höchste Vorsicht ist also tatsächlich geboten beim Anblick der Raupen oder ihrer Gespinste. Die bilden die Tiere übrigens als Schutz vor Fressfeinden. Und die haben selbst die Raupen der Eichenprozessionsspinner. Vor allem der Kuckuck, aber auch andere Vögel fressen neben Gespinstmotten-Raupen auch die haarigen Giftraupen quasi als Snack zwischendurch.

Die Brennhaare der Raupen würgt der Brutschmarotzer dabei einfach heraus, bevor sie ihm schaden. Auch räuberische Käfer wie der Große Puppenräuber fressen den Nachwuchs des Eichenprozessionsspinners mit gewisser Begeisterung und verschiedene parasitäre Schlupfwespenarten legen ihre Eier in die Raupen.

Schwammspinner und Eichenprozessionsspinner sind schwer zu unterscheiden

Unterscheiden kann man die Raupen von harmlosen Gespinstmotten und gefährlichen Eichenprozessions- beziehungsweise Schwammspinner anhand einiger unverkennbarer Merkmale. „Gespinstmottenraupen sind gelb, fast haarlos und sie beziehungsweise ihre Gespinste befinden sich immer auf Sträuchern“, erklärt Martin Burger.

Dagegen hätten Eichenprozessionsspinner-Raupen auffällig lange Haare und sie seien tatsächlich fast ausschließlich auf Eichen unterwegs. „Und sie bewegen sich oft in einer Prozession, also in einer Schlange aus mehreren Tieren fort“, sagt der Mitarbeiter der FVA.

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