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Gemeinderat

Einstimmig: Bretten fördert Blühflächen mit jährlich 45.000 Euro

Mit jährlich 45.000 Euro fördert die Stadt Bretten Blühflächen, und dies nun auch um Solitärbäume herum, die auf Äckern stehen. Das dient auch dem Schutz der Wurzeln.

Ein junger Landwirt hält am Rande eines Feldes mit Blühstreifen ein Schild in die Höhe. Es trägt die Aufschrift „Bretten blüht auf“.
Landwirt Tobias Burkhardt probiert es mit einer mehrjährigen Saat auf einem Blühstreifen beim Derdinger Brünnle, obwohl er noch nicht überzeugt ist. Er wäre für eine Überprüfung nach spätestens drei Jahren, ob nicht Unkraut die Mehrjährigen überwuchert. Foto: Tom Rebel

Komblü ist ein Erfolgsmodell, darin sind sich die Gemeinderatsfraktionen und die Verwaltungsspitze einig gewesen. Das Gremium befürwortete am Dienstag einstimmig, die Blühstreifen auf Ackerland bis 2026 weiter mit jährlich 40.000 Euro zu fördern.

Auch wird das Programm auf Solitärbäume, also einzeln stehende Bäume, ausgedehnt. Auch sie sollen blühende Baumscheiben erhalten – für jährlich weitere 5.000 Euro bis 2026. Bei dem Betrag sei nicht viel falsch zu machen, sagte Bürgermeister Michael Nöltner (CDU). Diskutiert wurde aber über Details.

Immer mehr Landwirte dabei

Komblü dient seit 2019 der Nahrungsgrundlage von Insekten in der vom Ackerbau dominierten Region. Das Programm hatten 2018 die Fraktionen Bündnis 90/Die Grünen und die Freien Wähler angeregt.

Seither wuchs die Resonanz, wie Oberbürgermeister Martin Wolff (Freie Wähler) darstellte, von 14 Landwirten 2019 mit rund 13 Hektar Blühflächen auf 41 Hektar 2021. Dieses Jahr, 2022, meldeten sich bereits 22 Landwirte bei der Stadt an mit rund 44 Hektar Gesamtfläche. Die Haushaltsmittel pro Jahr von 40.000 Euro seien mit 900 Euro je Hektar nahezu ausgeschöpft.

Studentin untersucht Ziele

Ob die Ziele des Förderprogramms erreicht werden, untersuchte im Auftrag der Verwaltung und des Nabu Bretten eine Studentin der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen.

Ihre Auswertung ergab neben guten Effekten aber, dass es besseren ökologischen Nutzen verspräche, wenn einjährige Pflanzen durch mehrjährige ersetzt würden. Die Studentin empfahl dies in ihrer Bachelorarbeit zum einen wegen des langen Entwicklungszyklus von Insekten und weil mehrjährige Kräuter mehr Nektar und Pollen böten.

Otto Mansdörfer (Bündnis90/Die Grünen) schlug darum vor, mehrjähriges Saatgut festzuschreiben. Dies umfasste der Gemeinderatsbeschluss nun zwar noch nicht. Allerdings bestellten die Landwirte die Saaten nach Maßgabe der Verwaltung, so Fabian Dickemann, Leiter des Amtes für Gebäudemanagement und Umwelt, auf eine entsprechende Frage von Bernd Diernberger (FWV). Die Stadt dringt laut Nöltner bei künftigen, neuen Verträgen darauf, mehrjährige Saaten zu verwenden.

Auch Martin Kern, Ortsvorsteher Diedelsheims und selbst Landwirt, versicherte, Landwirte säten mehrjährige Pflanzen, „wo es möglich ist, aber lassen Sie uns doch ein bissle Luft“, bat er. Denn die Saat Mehrjähriger ist laut Kern nicht stets und überall möglich.

Stadt fördert 44 Hektar Blühfläche

Landwirte wüssten nicht, was seitens der EU 2023 auf sie zukomme, wandte Aaron Treut ein (die aktiven) und berief sich auf Gespräche mit diesen. So halte sich mancher angesichts der fünfjährigen Planung zurück. Auch sehe er einen Widerspruch von „Blühflächen contra Weizenflächen“, wo EU-weit vier Prozent der Ackerflächen brachliegen sollten, aber Getreideausfälle aus der Ukraine und Russland hinzukämen.

Mansdörfer konterte: „Komblü ist kein Problem, solange noch Mais in Biogasanlagen landet oder Futtermittel für die Fleischproduktion einen Großteil der Ackerfläche benötigt.“

Die Blühflächen um Solitärbäume auf Äckern dienen zum einen als Trittsteinbiotope in der Flur. Zum anderen sollen sie vor Schäden an den Baumwurzeln schützen, die entstehen, wo das Feld zu nah am Stamm beackert wird. Mansdörfer bedauerte, dass man dieses Jahr schon zu spät dran sei. „Es ist ausgesät.“

Nöltner erläuterte, von den zehn auf zehn Metern um den Baum herum hole kein Landwirt 40 Euro heraus – also den Förderbetrag je Baumscheibe. Auch sei der Standort freigestellt. Nöltner rechtfertigte auch die Dauer der fünfjährigen Förderung mit der Planungssicherheit der Landwirte. „Sonst wird auch eine mehrjährige Saat auch unsinnig.“

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