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Verbindung nach Sprantal ausgedünnt

Wie Erstklässler in Bretten auf dem Schulweg um Busplätze kämpfen müssen

Erstklässler kommen in Sprantal kaum in den Bus und nur schlecht heraus. Der Brettener Stadtteil ist auf der Route der letzte Halt. Früher fuhren vier Busse, jetzt nur noch zwei. Wieso?

Schon fast voll: Zwei Busse kommen nach Sprantal, dem letzten Halt auf der Schulroute von Göbrichen und Nussbaum nach Bretten. Die Erstklässler in Sprantal können oft nur stehen im Bus und manchmal kommen sie gar nicht hinein, klagen Sprantaler Eltern.
Schon fast voll: Zwei Busse kommen nach Sprantal, dem letzten Halt auf der Schulroute von Göbrichen und Nussbaum nach Bretten. Foto: Tom Rebel

Sarah Nonnenmann und Joy Schabinger ärgern sich. Und mit ihnen auch andere Mütter. Ihre sechsjährigen Söhne Jasper und Levin fahren morgens im Bus von Sprantal nach Bretten zur Schillerschule. Gleich in der ersten Schulwoche fiel der Gelenkbus aus. Es kam nur der zweite, ein normaler Bus, sagen die Mütter. Beide Busse sammeln regelmäßig Schüler aus den Orten Göbrichen, Neulingen, Nussbaum und Sprantal ein. Sprantal ist also der letzte Halt.

„Da sind die Busse fast immer total voll“, so die Mamas. „Die Kleinen kommen nicht gut rein und fast nicht wieder raus, und sie müssen oft stehen“, umreißt Nonnenmann das Problem der ÖPNV-Frischlinge. Die zuständigen Verkehrsverbünde sagen auf Nachfrage dazu, die jüngste Bedarfsermittlung vor dem Fahrplanwechsel habe 80 freie Stehplätze ergeben. Diese Ermittlung finde regelmäßig statt.

Zuständig für die Linie 773 sind der KVV (Karlsruher Verkehrsbetriebe) und der VPE (Verkehrsverbund Pforzheim-Enzkreis). Ihnen zufolge sei es nicht wirtschaftlich, einen weiteren Bus auf der genannten Strecke einzusetzen. Allerdings hat Sprantal keine eigene Schule, ist also auf den Bus angewiesen.

Keiner will für die Kürzung in Bretten verantwortlich sein

Der KVV argumentiert mit geänderten Schülerzahlen, und für den VPE teilt Verkehrsplaner Matthias Gruber mit, zur ersten Stunde reichten für die Route zwei Busse. Einer ist ein Gelenkbus. Dieser biete 90 bis 100 Plätze - inklusive Stehplätzen, denn die zählen mit, auch für Erstklässler. Ein gewöhnlicher Bus fasst bis zu 75 Menschen.

Ursprünglich gab es vier Busse, bestätigen die Verkehrsverbünde. Anders als es Eindruck der Müttern sei, gibt es laut Bürgermeister Michael Nöltner (CDU) aber schon seit zwei Jahren nur noch zwei Busse. Doch wer hat die anderen gestrichen? Die Pressestelle des KVV teilt mit: „Wir organisieren und bieten, was bestellt wird.“

Und die Stadt Bretten habe weder weniger bestellt noch etwas gestrichen. „In unserer Finanzierung hat sich ja auch nichts geändert“, so Nöltner. KVV-Verkehrsplaner Peter Mültin war für die BNN nicht erreichbar. Laut KVV genügten zwei Busse, so Nöltner, der anderes nicht auf sich sitzen lassen will.

Zum Eltern-Taxi gezwungen

Sarah Nonnenmann sagt: „Mein Sohn will nicht mehr Bus fahren. Er hat Angst.“ Einmal habe es sogar einer anderen Mutter bedurft, die den kleinen Jasper aus dem Bus holte, als der sich nicht allein durch den vollen Gang quetschen konnte. Und Schabinger fuhr ihre Kinder auch schon selbst zur Schule, als im Bus kein Platz mehr war. „Also Eltern-Taxi, und das will auch niemand“, sagt sie. Dabei gehe es doch auch um die Zukunft der ÖPNV-Kunden.

Besorgt teilt Mutter Tina Bechtold mit, sie beobachte manchmal, wie die Kleinen auch vorne vor der Absperrung beim Busfahrer stünden. Und stehend erreichen die Kleinen noch nicht einmal die Hängegriffe, sagt Schabinger. Oft klammerten sie sich an andere Schüler – „kein Zustand“, sagen die Mütter, zu denen auch Marie Opatz, Carmela Wächter und Mareike Hunzinger gehören.

Ein anderes Problem wurde aber gelöst. Nach der letzten Schulstunde hatten die Erstklässler nur sieben Minuten Zeit, um den Bus zu erreichen. Nach dem Einsatz der Mütter im Gemeinderat wurde vor allem „die Lehrerin der Erstklässler tätig“, sagen sie. Bernhard Feineisen, Leiter des Kulturamtes, hatte sich diesbezüglich an die Schule gewandt.

Die Buspaten wurden ganz neu eingesetzt.
Sarah Nonnenmann, Mutter eines Erstklässlers aus Sprantal

Nun entlässt die Schule die Kinder aus haftungsrechtlichen Gründen nicht vor 11.55 Uhr auf die Straße. Die Kleinen werden aber dank der Lehrerin vor Ende der letzten Stunde zur Schultüre gebracht und ältere Schüler begleiten sie zur Haltestelle. „Diese Buspaten wurden ganz neu eingesetzt“, sagen Nonnenmann und Schabinger.

„Die einzige Lösung, die uns angeboten wird, ist die, dass die Busfahrer darauf hinweisen sollen, dass alle Schüler durch den Gang nach hinten durchgehen sollen.“ Der Busfahrer auf der Linie 733 setze das durch, haben sie beobachtet. Aber so lasse man die Busfahrer mit dem Problem voller Busse und ängstlicher Schulanfänger allein, finden sie.

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