Die Infektionszahlen sinken nicht mehr weiter, die 7-Tage-Inzidenz steigt wieder, einige Virologen und Gesundheitsexperten, wie beispielsweise SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach, warnen bereits vor einer möglichen dritten Corona-Welle.
Die Pandemie scheint also noch lange nicht am Ende zu sein. Nun, nach der erneuten Lockdown-Verlängerung, bleiben nach wie vor lediglich die alltäglichen Gänge zum Supermarkt, zum Bäcker, zur Post, oder zur Arbeit als Möglichkeiten für soziale Kontakte, abseits von Sozialen Netzwerken und dem eigenen Haushalt, bestehen.
Unternehmungen mit etwas „Event-Charakter“ sind dieser Tage, ausgenommen eines ausgedehnten Spaziergangs, ganz besonders rar. Der Brettener Wochenmarkt ist da wohl der letzte Ort im ganzen Brettener Umland, an dem man noch soziale Kontakte pflegen kann und gleichzeitig auch etwas Abwechslung von den immer gleichen Tagesabläufen bekommt.
Völlig anderes Gefühl
Schlendert man am Samstagvormittag mit der aufgezogenen medizinischen Schutzmaske über den Wochenmarkt auf dem Brettener Marktplatz, so kann man durchaus den Eindruck gewinnen, dass sich hier im Vergleich zur Zeit vor der Pandemie etwas Grundlegendes verändert hat.
Damit ist nicht unbedingt gemeint, dass nun während des Wochenmarkts orange-weiße, kniehohe Leit-Pylonen vor den einzelnen Ständen aufgestellt sind, damit Wochenmarktbesucher den Mindestabstand besser einhalten können, oder dass die Stände nun weiter auseinander stehen und der Wochenmarkt für einige Monate in der Sporgasse stattfand.
„Das Gefühl auf dem Wochenmarkt zu sein, ist ein völlig anderes“, meint Henry Mayer. Der Rentner aus Gondelsheim ist ein langjähriger Wochenmarkt-Gänger. „In den letzten Monaten habe ich den Eindruck gewonnen, dass die Leute die Marktzeit mehr schätzen als vor der Pandemie.
Zeit mit anderen Menschen, die nicht aus der eigenen Familie stammen, ist, besonders für einen Alleinstehenden wie mich, etwas sehr wertvolles geworden“, so der Senior gegenüber den BNN. Er genieße fast jeden Samstag die kurze, aber angenehme Zeit auf dem Brettener Marktplatz. Er könne unter den vielen Menschen wieder etwas Kraft tanken, auch wenn alle Abstand halten und eine Maske tragen würden.
Ziel einer Wandertour
Der Brettenerin Patrizia Steiner geht es ganz ähnlich. Die zweifache Mutter sei vor der Pandemie so gut wie nie auf dem Wochenmarkt gewesen, doch aus Mangel an Beschäftigungsaktivitäten und Abwechslung habe sie den Markt nun für sich und ihre beiden Kinder entdeckt.
„Man trifft hier immer wieder auf Menschen, denen es ähnlich geht, denen es einfach an Kontakten mangelt. Ich habe erst vor kurzem hier auf dem Wochenmarkt eine Wanderer-Gruppe aus Sternenfels getroffen, die früh morgens ihre Tour gestartet hat, um hier auf dem Markt einzukaufen. Schon etwas verrückt, dafür so einen langen Weg zurückzulegen, aber ich konnte es auch irgendwie verstehen.
Wenn Kinos, Bars und Freizeitparks geschlossen haben, dann sucht man sich eben etwas anderes. Der Mensch ist ja erfinderisch“, scherzt die Brettenerin.
Die langen Schlangen vor den Marktständen, die kleineren Menschengruppen, die durch das Abstandhalten ganze Ecken des Marktplatzes einnehmen, die Kinder die sich von ihren Eltern auf dem Brettener-Hundle-Wagen über die Pflastersteine ziehen lassen, das alles spricht Bände. Der Markt ist beliebt und mittlerweile ein wichtiger sozialer Treffpunkt für viele Menschen aus Bretten und Umgebung geworden.