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Run aufs Rad

Fahrradhändler der Region verzeichnen Boom

„Der Nächste bitte!“ Was man sonst nur von Arztpraxen erlebt, ist im Brettener Fahrradgeschäft Tretlager mittlerweile tägliche Praxis. Auch an diesem Morgen hat sich vor der Eingangstür eine lange Warteschlange gebildet.

Haben ihr Lager voll: Manuela und Egon Fenrich betreiben das Fahrradgeschäft Tretlager in der Brettener Weißhoferstraße. Ihnen kommt bei den aktuellen Lieferschwierigkeiten zugute, dass sie kräftig eingekauft haben, weil sie demnächst in Mühlacker eine weiteres Geschäft eröffnen wollen.
Haben ihr Lager voll: Manuela und Egon Fenrich betreiben das Fahrradgeschäft Tretlager in der Brettener Weißhoferstraße. Ihnen kommt bei den aktuellen Lieferschwierigkeiten zugute, dass sie kräftig eingekauft haben, weil sie demnächst in Mühlacker eine weiteres Geschäft eröffnen wollen. Foto: Rebel

„Der Nächste bitte!“ Was man sonst nur in Arztpraxen erlebt, ist im Brettener Fahrradgeschäft Tretlager mittlerweile tägliche Praxis. Auch an diesem Morgen hat sich vor der Eingangstür eine lange Warteschlange gebildet: Ein junger Mann steht da und möchte sich über ein Business-Bike informieren, ein Papa braucht Ersatzteile für die Bremse am Kinderfahrrad seiner Tochter, eine Seniorin möchte mal ein E-Bike ausprobieren.

„Mitte März hatten wir einen totalen Einbruch, da ging zwei Wochen im Verkauf überhaupt nichts, wir hatten Angst, dass es bergabwärts geht“, berichtet Egon Fenrich, der das Tretlager in der Weißhoferstraße mit seiner Frau im Jahr 2017 übernommen hat. Doch seit Anfang April gebe es einen regelrechten Boom, und dies nicht nur auf E-Bikes, sondern quer durch alle Sparten. „Bei den Bio-Bikes, bei denen man sich noch zu 100 Prozent selbst anstrengen muss, sind Cross- und Mountainbikes besonders gefragt, daneben entdecken Familien das gemeinsame Radfahren und kaufen Fahrräder für die gemeinsame Radtour“, sagt Manuela Fenrich.

Die Fat-Bikes mit den dicken Reifen seien zwar der Traum vieler Jungs, doch da meldeten die Mütter oft Bedenken an. Zu Unrecht, wie die Fahrradhändler meinen, denn gerade solche Räder böten mehr Sicherheit.

Alle Sparten gefragt: Von Kinderrädern bis E-Bikes für Senioren geht die Nachfrage der Kunden.
Alle Sparten gefragt: Von Kinderrädern bis E-Bikes für Senioren geht die Nachfrage der Kunden. Foto: Rebel

Von den Lieferschwierigkeiten bei neuen Rädern und Zubehör, die andere Fahrradhändler beklagen, sind die Fenrichs nur wenig betroffen. „Wir hatten zum Glück das Lager voll, auch weil wir demnächst in Mühlacker ein neues Geschäft aufmachen wollen“, erklärt Egon Fenrich. Aus diesem Grund finden die Kunden im Tretlager eine breite Auswahl vor: vom Laufrad für Zweijährige bis zum Tiefeinsteiger für Senioren. Zudem würden die E-Bike-Kunden immer jünger, wissen die Fenrichs zu berichten. Gerade die Crossbiker lernten den Vorzug einer motorisierten Unterstützung zu schätzen. Und für Senioren sei eine Tour durchs Hügelland mit Mittelmotor auch keine Herausforderung mehr.

Um 30 Prozent hat der Umsatz im Tretlager seit April zugelegt, in den nächsten Monate werde die Nachfrage aber wohl wieder abflachen, so die Fenrichs. Zu den neuen Trends zählen ihrer Erfahrung nach auch die Job- und Diensträder, die man leasen kann, auch die Nachfrage nach Kinder- und Hundeanhänger sei merklich angestiegen. Für Lastenräder gewähre der Bund sogar 50 Prozent Zuschuss.

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Leute wollen raus ins Freie

Den Run auf Räder spürt auch Volker Szameit vom Radgeschäft Happy Bike in Bruchsal mehr als deutlich. „Die Corona-Krise hat dem Fahrradgeschäft einen mächtigen Schub nach vorne verpasst, weil viele Leute nicht länger zuhause sitzen sondern raus ins Freie wollen“, bekundet der Firmeninhaber, der den Laden am Siemenskreisel mit sechs Mitarbeitern betreibt. Auch Szameit spricht von einem richtigen Boom, der Ansturm sei unglaublich, man komme kaum hinterher. Gefragt sei alles, vom Kinder- und Jugendrad, über nicht motorisierte Touren- oder Stadträder bis zu flotten Pedelecs. Und auch mit der Wartung und den Reparaturen sei man am Anschlag. Als großes Manko beklagt der Fahrradhändler, dass die Hersteller mit ihren Lieferungen nicht hinterher kommen.

Hersteller haben Lieferschwierigkeiten

Genau das beklagt auch Thomas Höhn, der Inhaber des Gondelsheimer Fahrradgeschäfts Rad normal. „Da wartet man jahrelang auf so ein Jahr, und dann bekommt man von den Herstellern weder Räder noch Ersatzteile geliefert“, moniert er die Nachteile eines globalen Systems, bei dem die einen Teile aus China, die anderen aus Korea oder Japan kommen. Aufgrund der Lieferengpässe ist seine Ausstellung derzeit auch merklich ausgedünnt. „Ich könnte 100 Räder verkaufen und muss Leute wegschicken, weil die Hersteller vor November keine Räder mehr liefern können, denn auch sie bekommen keine Zubehörteile“, erklärt Höhn, die Situation mache die kleinen Händler kaputt.

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