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200.000 Euro für Anschaffung veranschlagt

Gemeinderat Bretten investiert kräftig in Luftreiniger in Schulen

Der Gemeinderat Bretten will maximal 200.000 Euro für mobile Luftreiniger in Schulen ausgeben – auch wenn einer Studie zufolge andere Maßnahmen effektiver sind.

Luftreinigungsgerät in einem Klassenraum, Luftfilter, Lüftungsgerät
Teil der „Modell-Diskussion“: Martin Knecht (CDU) hat durch den Verweis auf die Luftreinigungsgeräte am Edith-Stein-Gymnasium im Gemeinderat eine Debatte losgetreten, die darin gipfelte, dass die Stadtverwaltung die veranschlagte Summe für die Anschaffung auf 200.000 Euro verdoppelte. Foto: Tom Rebel

Die Delta-Variante, ungeimpfte Kinder und eine vierte Welle. Das sind derzeit die Ängste, die die Rufe nach mobilen Luftreinigungsgeräten an Schulen immer lauter werden lassen.

Darauf hat die Stadt Bretten jetzt reagiert. In seiner jüngsten Sitzung hat der Gemeinderat zugestimmt, sogar 200.000 statt der ursprünglich geplanten 100.000 Euro für die Ausstattung von insgesamt 100 Räumen bereitzustellen, die von den Klassenstufen 1 bis 6 genutzt werden – und das, obwohl mehrere Untersuchungen keinen Mehrwert in den Luftreinigungsgeräten erkennen.

„Das Lüften per Fenster ist mobilen Anlagen stets vorzuziehen, da diese das Lüften nicht ersetzen“, heißt es im Argumentationspapier des Gemeindetags vom 6. Juli, das die Brettener Stadtverwaltung für ihre Beurteilung der Lage heranzieht. Der Einsatz entsprechender Geräte ist demzufolge nur in „schwer lüftbaren“ Räumen angezeigt.

Luftreinigungsgeräte nur für „schwer belüftbare Räume“ empfohlen

Eine gemeinsame Schnellerhebung der kommunalen Landesverbände kommt zu einem ähnlichen Ergebnis: Mindestens 95 Prozent der Schulräume können in erforderlichem Umfang über die Fenster gelüftet werden, heißt es dort. Als dritte Grundlage für die Beurteilung der Lage dient der Stadt eine Studie der Universität Stuttgart, die ebenfalls schlussfolgert, dass Lüftungsgeräte nur bei ungenügender Fensteröffnungsfläche eingesetzt werden sollten.

Wir wollen nichts unversucht lassen, damit die Schulen weiter offen bleiben können.
Michael Nöltner, Bürgermeister

„Wir wollen nichts unversucht lassen, damit die Schulen weiter offen bleiben können“, betonte Bürgermeister Michael Nöltner (CDU). Dem Unterfangen hat nicht zuletzt das jüngste Förderprogramm des Landes Vorschub geleistet, welches 50 Prozent der Kosten trägt. 200 Geräte des Typs „Daikin Luftreiniger“ schlug die Stadtverwaltung vor.

Für dieses kleinere von zwei möglichen Modellen, von dem pro Raum zwei Stück beschafft werden müssen, hatte sie sich entschieden, weil sie mit insgesamt rund 95.000 Euro nur ein Drittel der größeren Geräte vom Typ „TAC V+“ kosten, aber auch, weil hier lediglich eine Filter-Reinigung nötig ist, die der Hausmeister übernehmen könne.

Die größeren Geräte, die jetzt auch in Ettlingen eingesetzt werden, hätten zwar jeweils für einen Raum ausgereicht, der notwendige Austausch der Filter aber jährliche Kosten von 35.000 Euro verursacht. Als weiteres Argument für die kleineren Geräte führte die Stadtverwaltung die Stromkosten an, die bei 3.500 gegenüber 6.000 Euro liegen.

„Modell-Diskussion“ gipfelt in Bretten in der Verdopplung der Auszahlungssumme

Die Mittel für die Beschaffung der Luftreinigungsgeräte sollen zum Teil aus der Maßnahme „Alter Friedhof Bretten“ bezogen werden, die in diesem Jahr nicht benötigt wurden. Um die außerplanmäßige Auszahlung zu gewährleisten, entfällt in diesem Jahr außerdem die Installation von Sonnensegeln im Stadtpark.

Im Gemeinderat entbrannte jedoch eine Diskussion, nachdem Martin Knecht (CDU) beantragt hatte, statt der ausgewählten und mutmaßlich zu lauten Geräte die Beschaffung des leiseren, aber wiederum teureren Typs „Blueair Classic 605 Series“ zu prüfen, welche am Edith-Stein-Gymnasium bereits im Einsatz sind. „Es geht hier nur um einen Vorratsbeschluss“, gab Nöltner zu bedenken. „Wir wissen noch gar nicht, welche Geräte im Förderprogramm zugelassen sind.“

Schließlich sah sich Oberbürgermeister Martin Wolff (Freie Wähler) dazu genötigt, die „Modell-Diskussion“ zu bremsen und schlug vor, statt der ursprünglich veranschlagten Summe von 100.000 Euro vom Gemeinderat die Erlaubnis einzuholen, 200.000 Euro für Luftreiniger auszugeben. Viel mehr stand nicht zur Debatte, denn ab 214.000 Euro muss europaweit ausgeschrieben werden. Die Räte erklärten sich damit einverstanden. Die „Modell-Diskussion“ wird dementsprechend vertagt.

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