Skip to main content

Tierschutz

Glasmuster sollen in Oberderdingen Vögel vor tödlicher Gefahr warnen

In Oberderdingen wurden Glasflächen am Filplebad und an Wartehäuschen für den Tierschutz umgestaltet.

Vogelschutz am Filplebad
Am Filplebad wurden in der Vergangenheit immer wieder tote Vögel gefunden. Die Sichtfenster stellten sich als Gefahr heraus und wurden darum beklebt. Foto: Franz Lechner

Tierschutz wird in Deutschland ganz groß geschrieben. Das gilt aber wohl vor allem für der Deutschen Lieblingstiere Hund und Katze, bei wildlebenden Tieren sieht man das mit dem Tierschutz oft nicht ganz so eng.

Wie wäre es sonst zu erklären, dass der Gesetzgeber Bauherren und Architekten beim Planen schicker Glasfassaden an Bürohäusern, Fabrikgebäuden, Schulen, Schwimmbädern oder auch an Privathäusern nicht verpflichtet, die Gefahr des Vogelschlags zu berücksichtigen. Und die ist enorm. „Bundesweit verenden jährlich etwa 115 Millionen Vögel, manche schätzen sogar bis zu 180 Millionen Vögel, weil sie mit Glasflächen kollidieren“, erklärt der in Sternenfels wohnende Fachbeauftragte für Ornithologie des Nabu-Landesverbandes, Stefan Bosch.

Fensterfassaden besonders gefährlich

Besonders gefährlich seien Fensterfassaden in denen sich Bäume oder Grünflächen spiegeln. „Für Vögel sind das keine Spiegelungen, sondern echte Natur“, erklärt Bosch, warum gerade an solchen Flächen viele Vögel sterben.

Auch andere Spiegelungen und die Durchsicht einer Glasfläche können Vögel nicht richtig wahrnehmen. Deshalb besteht das Problem an jedem Gebäude und an jedem Standort, wie der ehemalige Kreisvorsitzende des Nabu, Hans Otto Gässler am Filplebad in Oberderdingen feststellen konnte.

„Vor den Glasflächen durch die man in das Freibad schauen kann, habe ich zwei Mal einen toten Vogel liegen sehen, einmal eine Türkentaube und einmal einen Gartenbaumläufer“, berichtet der in Oberderdingen wohnende Naturschützer.

Laubsänger mit gebrochenem Genick nach Aufprall an Glascheibe
Ein Laubsänger mit gebrochenem Genick nach Aufprall an einer Glascheibe. Foto: Franz Lechner

Aber nicht nur Hans-Gässler hat das Phänomen beobachtet. „Aus Oberderdingen erhielten wir in der Vergangenheit immer mal wieder Berichte von Augenzeugen, die Vögel tot vor den Sichtfenstern des Schwimmbades liegen sahen“, sagt Bosch. Das Filplebad war aber nur eine Problemzone in Oberderdingen. „Auch die Glasscheiben der Oberderdinger Bushaltestellen waren potenzielle Todesfallen für Vögel“, sagt Bosch.

Mit unseren Vorschlägen stoßen wir oft auf taube Ohren.
Hartmut Weinrebe , BUND-Gruppe Mittlerer Oberrhein

Eine Situation, wie man sie natürlich nicht nur in der Kraichgau-Gemeinde findet. Dabei könnte man relativ leicht für Abhilfe sorgen. Es fehlt aber oft an guten Willen „Wenn wir mit unseren Verbesserungsvorschlägen an Gemeinden oder Privatleute herantreten, stoßen wir oft auf taube Ohren“, sagt der Geschäftsführer der BUND-Gruppe Mittlerer Oberrhein, Hartmut Weinrebe. Er sagt, dass die Bereitschaft, etwas gegen Vogelschlag zu unternehmen, oft gering ist.

Das war in Oberderdingen anders. „Als wir den Bürgermeister auf das Problem aufmerksam machten, war der sofort bereit, die von uns vorgeschlagenen Maßnahmen gegen den Vogelschlag umzusetzen“, erinnern sich Stefan Bosch und Hans-Otto Gässler.

Mehrere Verglasungen umgestaltet

Sowohl die Verglasungen am Filplebad und auch die Wartehäuschen an den Bushaltestellen wurden von der Gemeinde in Zusammenarbeit mit dem Nabu vogelschutzgerecht umgestaltet. Das heißt: Diese wurden nicht etwa mit den Silhouetten von Greifvögeln beklebt, wie es lange Zeit üblich war. „Die bringen nämlich gar nichts, wie wissenschaftliche Studien zeigten. Wichtig ist es, Glasflächen so mit Mustern zu versehen, dass Spiegelungen gebrochen und die freie Sicht durch die Scheiben gestört werden“, sagt Bosch.

Maßnahmen, die ohne großen Kostenaufwand und ohne große Beeinträchtigungen für den Menschen ausgeführt werden können, wie man in Oberderdingen sehen kann. „Für uns war und ist Oberderdingen ein Signalprojekt, von dem wir uns viele Nachahmer erhoffen“, sagt Bosch. Und die braucht es. Nicht nur in Oberderdingen, wo die Mehrzahl der großen Glasflächen beispielsweise an Bürogebäuden immer noch tödliche Hindernisse für Vögel sind.

nach oben Zurück zum Seitenanfang