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Migration und Vielfalt

Neue Arbeitsgemeinschaft: SPD im Landkreis Karlsruhe setzt Zeichen gegen Rassismus

„Sie reden aber gut deutsch“ – das muss sich der gebürtige Karlsruher Dominik Wessel allein aufgrund seiner Hautfarbe immer noch oft anhören. Mit seiner Partei, der SPD im Landkreis Karlsruhe, möchte er nun ein Zeichen gegen Rassismus setzen.

Hand in Hand tanzen Kinder und Erzieherinnen bei einem Bewegungsspiel in einer Turnhalle.
Hand in Hand tanzen Kinder und Erzieherinnen bei einem Bewegungsspiel in einer Turnhalle. Foto: Christian Charisius/dpa

Jeder vierte Mensch in Deutschland hat laut einer Auswertung der Bundeszentrale für politische Bildung einen Migrationshintergrund. Diese Bevölkerungsgruppe ist überdurchschnittlich jung.

Dominik Wessel ist Betreuer der Arbeitsgemeinschaften im SPD-Kreisvorstand im Landkreis Karlsruhe.
Dominik Wessel ist Betreuer der Arbeitsgemeinschaften im SPD-Kreisvorstand im Landkreis Karlsruhe. Foto: Stefanie Wessel

Bei Kindern unter fünf Jahren liegt der Anteil sogar bei 40 Prozent. Doch was bedeutet Migrationshintergrund? „Wir bevorzugen das Wort Migrationsgeschichte“, sagt Dominik Wessel von der SPD Karlsruhe-Land, „denn sonst grenzen wir eine ganz große Gruppe von Menschen aus, die hier schon in zweiter oder dritter Generation leben.“

Der 27-Jährige weiß, wovon er redet. Zwar lebt er heute in Münzesheim, aber „ich bin Karlsruher und stolz drauf“. Doch den Satz „Sie reden aber gut deutsch“ hört er heute noch. Obwohl er mittlerweile stellvertretender Geschäftsführer bei einem Montageservice für Messtechnik ist.

Wesels Vorgeschichte motivierte ihn für Engagement in der Politik

Ausgrenzung, so erzählt er im Gespräch mit den BNN, erfährt er, seit Kinder in der zweiten Klasse nicht mit ihm spielen durften. Seinen Meister als Bäcker schloss er als Zweitbester ab. Im Gegensatz zu einigen seiner Kollegen musste er den Meisterkurs selbst bezahlen. „Mir wurde nicht zugetraut, dass ich etwas Positives in der Gesellschaft leisten kann“, erzählt er, „das verletzt mich bis heute.“

In Handwerk und Industrie gebe es nach wie vor Klischees. Menschen mit Migrationsgeschichte sei immer die Rolle des Hilfsarbeiters auferlegt. Doch Wessels Vorgeschichte hat ihn auch zu seinem politischen Engagement in der SPD gebracht.

Ich bin Karlsruher und stolz drauf.
Dominik Wessel, SPD-Mitglied

Für die Partei im Landkreis Karlsruhe ist er Betreuer der Arbeitsgemeinschaften (AG) im SPD-Kreisvorstand und hat die Gründung der Arbeitsgemeinschaft Migration und Vielfalt vorangetrieben. Die Partei möchte mit der AG nicht nur ein Zeichen im Kampf gegen Rassismus setzen, sondern auch Migrationspolitik und weitere Themen angehen. Synergieeffekte erhoffen sich die Initiatoren im gleichen Zug für die Bereiche Bildung, Arbeit und Wohnen, überall dort, wo Diskriminierung stattfinden kann.

Unterstützung erhält Wessel durch seine Genossen der SPD Karlsruhe-Land

Volker Geisel ist Vorsitzender der SPD Karlsruhe-Land.
Volker Geisel ist Vorsitzender der SPD Karlsruhe-Land. Foto: privat

Unterstützt wird Wessel zu 100 Prozent von den Genossen der SPD Karlsruhe-Land, insbesondere von Volker Geisel. „Das ist bei mir auf offene Ohren gestoßen, weil ich das Thema wirklich wichtig finde“, sagt der Kreisvorsitzende. Der stellvertretende Schulleiter weiß, wie noch heute Schüler diskriminiert werden.

Sätze wie „Für einen Türken ist eine 3 doch nicht schlecht“ müssen sie sich anhören. „Und das ist leider kein Einzelfall“, sagt Geisel. Das Thema Migration sei meist „heiß diskutiert“, nur leider mit den Schattenseiten und Problemen im Vordergrund. „Aber wir sind seit 60 Jahren ein Zuwanderungsland, wir brauchen Fachkräfte und Zuwanderung“, sagt der Vorsitzende.

Wir brauchen Fachkräfte und Zuwanderung.
Volker Geisel, Kreisvorsitzender

Mit der AG wolle man aufklären und konstruktiv Lösungsmöglichkeiten erarbeiten, die man in der Kommunalpolitik einbringen könne. Die Resonanz an Menschen, die daran mit arbeiten möchten, ist laut Wessel „stärker als ich es erwartet hätte“.

Die Arbeitsgemeinschaft Migration und Vielfalt in der SPD Karlsruhe-Land wird am Sonntag, 23. Oktober, um 15 Uhr im katholischen Gemeindehaus Gondelsheim offiziell gegründet.

Zu Gast werden der Karlsruher Bundestagsabgeordnete Parsa Marvi, die Co- Bundesvorsitzende der AG Migration und Vielfalt, Stella Kirigiane-Efrimidis, und die beiden Landesvorsitzenden der AG Migration und Vielfalt Baden-Württemberg, An Tang und Melis Sarbalkan, sein. Die Veranstaltung ist öffentlich, Interessierte sind willkommen.

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