Martin Burweger ist Inhaber der S3 Sanitär- und Heizungsservice GmbH in Gondelsheim. Und auch sein Bruder Heiko hat einen eigenen Installationsbetrieb. Wann immer sie können, fahren sie nach Nordrhein-Westfalen. Dort helfen sie Flutopfern, die nicht gegen die Schäden versichert sind.
„Unser Privatleben hat sich verändert. Im Januar waren wir dreimal vor Ort und auch Ende März wieder. Aktuell machen wir eine kurze Pause und sammeln selbst wieder Energie“, sagt Nicole Augenstein. Sie ist die Lebensgefährtin von Martin Burweger. Bei den Einsätzen ist sie seine rechte Hand. Und oft übernimmt sie einen psychologischen Part.
Die Geschichten der häufig traumatisierten Menschen gehen den Helfern unter die Haut. Sie berichten von größeren Kindern, die sich einnässen, sobald sie ein Glas Wasser sehen. Schicksale gibt es viele. Und oft auch die ernüchternde Erkenntnis, dass man bei allem guten Willen nicht allen helfen kann. Dafür ist das Leid auch Monate nach der Katastrophe noch immer zu groß.
Beispielhaft erzählt Nicole Augenstein die Geschichte eines Opfers: „Die Frau lebt alleine. Vier Jahre lang hat sie ein altes Haus renoviert. Zwei Monate hatte sie einen Pflegedienst als Mieter, dann nahm ihr die Flut alles.“ Versichert war nur das Motorrad. Von der Auszahlung kaufte sie eine neue Heizung. Und Nicole Augenstein und Martin Burweger schenkten ihr später ein neues Motorrad.
Not im Ahrtal zieht Kriminelle und Abzocker an
Befreundet sind die tatkräftigen Helfer mittlerweile auch mit Annerose und Dirk Tomalak aus Oberdorf. Bei ihnen wohnen sie während ihrer Einsätze. Der Ort wurde durch die zu späte Öffnung der Steinbachtalsperre überflutet. „Bis zu 75 Prozent der Häuser sind zerstört“, berichtet Martin Burweger. Durch den Ort fließt der Orbach, eigentlich ein kleines Rinnsal. „Plötzlich ging das Licht aus, nichts funktionierte mehr. Man hörte das Rauschen der Wassermassen und irgendwann kreisten Hubschrauber mit Suchscheinwerfern über das Gebiet.“
Mit diesen Worten gibt Nicole Augenstein die „Endzeitstimmung“ wieder, die Annerose und Dirk Tomalak erlebt haben. Das Paar war 24 Stunden lang getrennt. Keiner von beiden wusste, ob der Partner überlebt hat.
Flutopfer, die versichert sind, kommen ebenfalls mit den Arbeiten kaum voran. „Die Versicherungen wollen drei bis vier Kostenvoranschläge. Manche Gutachter betrachten die Schäden nicht und erstellen ihre Gutachten vom Computer aus“, sagt Martin Burweger.
Auch unter den Handwerker gebe es schwarze Schafe. „Elektroinstallationen im Keller und Erdgeschoss für 100.000 Euro oder 65 Quadratmeter Fliesen verlegen ohne Material für 30.000 Euro sind Abzocke.“ Die allgegenwärtige Not im Flutgebiet ziehe zudem Kriminelle an. Nach Angaben von Martin Burweger erwischt die Polizei immer wieder Menschen, die Baumaterial stehlen.
Service
Laut Burweger fehlt den Menschen im Flutgebiet für die weitere Sanierung vor allem Geld. Wer helfen möchte, kann per E-Mail an info@s3-gondelsheim.de oder h.burweger@web.de Kontakt aufnehmen oder bei der Sparkasse Kraichgau spenden auf das Konto DE94663500360018614372.