
„Unsere Arbeit ist nicht für jeden was“, sagt Diana Kern. Sie berichtet von „vielen E-Mails, Telefonaten und dem Gewusel“ im Alltag des Bürgerbüros. Diese Woche feiern sie und ihr Team im Rathaus Bretten 25 Jahre Bürgerservice. Sie selbst ist von Anfang an dabei. Die acht Mitarbeiterinnen haben die ganze Woche über mit Bürgern aufs gute Miteinander angestoßen. Bürgermeister Michael Nöltner (CDU) kam auf einen Schluck Sekt vorbei.
Diana Kern sieht die Fremdbestimmung, ja, anderes mache das aber wett. „Man weiß nie, was einen erwartet, und so ist kein Tag wie der andere“, sagt sie. Einmal dankte ein Bürger „mit einem Geschenkkorb“, dass sie seine Reise im letzten Moment möglich machte.
„Sein Flieger ging am nächsten Morgen und ich bin trotz Feiertag ins Rathaus, um einen vorläufigen Ausweis zu erstellen“, sagt Kern. Sofort weist sie lachend darauf hin, dass das ihre Arbeit sei und sie keine Geschenke erwarte.
Das war schon eine Revolution, als das Bürgerbüro eine Anlaufstelle für alle Anliegen wurde.Diana Kern
Leiterin des Bürgerservice in Bretten
„Auch Daniela Rittmann ist von Anfang an dabei“, sagt Kern. Sie deutet auf ein Foto an der Wand ihres Büros. Es zeigt sie selbst und Kollegin Rittmann im Team neben dem damaligen Oberbürgermeister Paul Mezger 1998. Damals ging das Bürgerbüro als eines der Ersten im Land an den Start. Nur Raststatt und Heidelberg waren früher dran.
Das Team habe den Dienstleistungsgedanken schnell verinnerlicht, sagt die 52-jährige Teamleiterin. Und das nicht nur, da das Land damals zum kommunalen Qualitätsmanagement aufgerufen hatte und aus Bürgern Kunden wurden.
„Das war schon eine Revolution, als das Bürgerbüro eine Anlaufstelle für alle Anliegen an einem Ort wurde.“ Was sich früher aufs Einwohnermelde- und Passwesen konzentrierte, wuchs laut Kern um vieles mehr an. Darunter waren Gewerbean- und abmeldungen oder Anträge auf GEZ-Befreiung. Korrekt heißen die heute Befreiung vom Beitragsservice, ARD/ZDF.
Landesfamilienpass holen, den Hund anmelden oder Fundsache abgeben
„Wo bin ich da hingeraten?“, dachte Kern gleich an ihrem ersten Tag, erzählt sie. Denn infolge des Bosnienkrieges sammelten sich über Nacht Flüchtlinge vorm Rathaus. Die meisten konnten kein Deutsch. „Die Ukrainer heute bringen oft einen Dolmetscher mit“, sagt Kern. Eine Kollegin spricht außerdem etwas Russisch.
Jede im Team weiß alle Aufgaben zu bewerkstelligen, ob das Anträge von Menschen mit schweren Beeinträchtigungen betrifft, die Ausgabe von Landesfamilienpässen oder Anträgen auf Führerscheine. Letztere leiten sie ans Landratsamt weiter. Darum können sich im Bürgerbüro alle gegenseitig vertreten.
Der Kontakt zu Menschen gelingt im Bürgerbüro in Bretten
Als Teamleiterin ist Diana Kern stolz, dass in den 25 Jahren nur wenige aus persönlichen Gründen gingen, etwa wegen Heirat und Umzug. Aber nach ihren Schwangerschaften kamen die meisten zurück, wie Petra Messerschmidt. Die zweifache Mutter sagt, sie liebe die Abwechslung. „Ich möchte nicht hinter verschlossenen Türen arbeiten, ich mag den Kontakt zu Menschen“, so Messerschmidt.
Kern bestätigt, dass zwar manche Zeitgenossen ungeduldiger geworden seien, aber „richtige Rüpel gibt es kaum. Und wenn, nehmen wir das nicht persönlich.“
Zu Mittag stoßen sie mit Sekt an. Dann nehmen sie wieder Anmeldungen von Hunden an oder drucken Registerauszüge aus, etwa Führungszeugnisse. Auch Zeugnisse werden beglaubigt. „Aber keine öffentlichen Beglaubigungen, wie etwa über Grundstücke“, ergänzt Kern.
Die Vorbereitungen fürs Wahljahr 2023 sind in Bretten gedanklich in Gang
Das Team nimmt Fundsachen an, sorgt für deren Versteigerung oder gibt Formulare für andere Ämter aus. „Das war von Anfang an Sinn der Sache, im Bürgerbüro alles anzugliedern, was schnell zu erledigen ist, und so die Fachämter zu entlasten“, so Kern.
Auch Fischerei-Scheine gehören dazu. Karl-Heinz Schmidt, der stellvertretende Hauptamtsleiter schaut herein, als Kern gerade berichtet, dass es zu Zeiten der Wahl besonders arbeitsintensiv zugeht. 2024 Jahr stehen EU-, Kreistags- und Kommunalwahlen an, sagt er. Da müssen unter anderem Briefwahlunterlagen akribisch korrekt adressiert werden für alle neun Stadtteile - en Wink Schmidts in Richtung Berlin.
Schwerpunkte im Bürgerbüro sind das Pass- und Meldewesen geblieben, aber gefolgt von Führerscheinangelegenheiten mit über 1.500 Anfragen 2022. Jährlich stellen über 10.000 Menschen telefonische Anfragen. 2022 waren es wieder 13.517 nach einem Pandemie-Knick.
Anwohner erhielten früher im Bürgerbüro auch Parkausweise. „Das Parkwesen ist aber wieder ausgegliedert“, sagt Kern. Es wurde zu umfangreich, ähnlich bei den Ferienpässen. Das Kulturamt gibt sie nun in der Tourist-Info aus. In diesen 25 Jahren ist die Stadt Bretten auf 30.682 Einwohner angewachsen. Der Bürgerservice hat somit um 7.000 Personen mehr zu bedienen als 1998.
Nicht jede Aufgabenänderung findet Diana Kern sinnvoll. So hat der KVV dem Bürgerbüro die Fahrkartenausgabe entzogen. Argument sei, dass es nur eine Verkaufsstelle in der Stadt geben könne, auch wegen des Fahrkartendruckers. Der steht in der Tourist-Info. „Das ist meines Erachtens ein Service-Rückschritt“, findet Kern.
Öffnungszeiten
Der Bürgerservice öffnet montags und mittwochs von 8 bis 16.30 Uhr, dienstags und freitags von 8 bis 13 Uhr und donnerstags durchgehend von 8 bis 18 Uhr. Es ist auch online über die Homepage der Stadt erreichbar, und telefonisch unter 07252 921180.