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2020 aber gutes Jahr

Imker und Tierschützer schlagen Alarm: Bienen im Kraichgau leiden unter Trockenheit

Die Trockenheit setzt der Natur zu. Darunter leiden Honig- und Wildbienen, besonders deren Jungvölker sind geschäft.

Befürchtet dramatische Veränderungen: Sieghard Blanc (links), Vorsitzender des Brettener Imkervereins, spricht zwar von einem guten Bienenjahr 2020, doch die stetige Trockenheit bereitet ihm immer mehr Sorgen.
Befürchtet dramatische Veränderungen: Sieghard Blanc (links), Vorsitzender des Brettener Imkervereins, spricht zwar von einem guten Bienenjahr 2020, doch die stetige Trockenheit bereitet ihm immer mehr Sorgen. Foto: Arnd Waidelich

Das Bienensterben ist in aller Munde. In dieser Allgemeinheit mag der Vorsitzende des Brettener Imkervereins in die Sorgen nicht einstimmen. Sieghard Blanc unterscheidet zwischen Honig- und Wildbienen. Bei den Honigbienen sieht er keine Probleme. Seinen Schützlingen gehe es gut, meint er. Das Jahr 2020 sei sogar ein gutes Bienenjahr gewesen.

Der Zustand von Hecken, Blühpflanzen und Bäumen, der häufig auch Sorgen bereite, sei 2020 sogar gut gewesen, sagt Blanc, und damit auch die Ernährungsgrundlagen von Wild- und Honigbienen, ebenso die Waldtracht sowohl in der Region als auch im Schwarzwald. Selbst der Blatthonig bei den Eichen sei vorhanden gewesen von April bis Mitte August.

Gutes Blühjahr ein Zeichen für letztes Aufbäumen

Dramatische Veränderungen sieht aber dennoch er aufziehen. In dem guten Blühjahr sieht er ein Vorzeichen für ein letztes Aufbäumen, in dem Pflanzen kurz vor ihrem Ende die letzte verbliebene Kraft in ihre Nachfolger steckten. Viele Weißtannen und Buchen seien schwer geschädigt.

Er, der das Imkergeschäft vor 45 Jahren von seinem Großvater gelernt hat, wandert mit seinen Völkern in den Schwarzwald und die Pfalz, wo auch Akazien und Robinien das Ziel seien.

Auch dort habe er im vergangenen Jahr schon die Auswirkungen der trockenen Jahre 2018 und 2019 festgestellt. Die Grundwasserstände seien sehr tief.

Notwendige Vielfalt an Blühpflanzen fehlt

Die Insekten hingegen, die nicht in der Obhut eines Imkers sind, würden sehr viel stärker leiden als seine Schützlinge. Bei den Wildbienen „wird etwas auf uns zukommen“, sagt er. Mehrfach pro Jahr gemähte Wiesen sorgten dafür, dass es nicht mehr die notwendige Vielfalt am Blühpflanzen gebe.

In Not: Wachsende Trockenheit, schwindende Blütenvielfalt und Krankheiten bereiten der
 Biene Probleme.
In Not: Wachsende Trockenheit, schwindende Blütenvielfalt und Krankheiten bereiten der Biene Probleme. Foto: Arnd Waidelich

Für die Honigbiene sei die bösartige Faulbrut ein größeres Problem, die im Frühjahr in Bretten ausgebrochen sei. „Da halte ich den Atem an“, sagt Blanc, zumal dort ein pandemisches Geschehen drohe, das tatsächlich Parallelen zum menschlichen Corona-Virus aufweise und mit den gleichen Methoden bekämpft werde: Quarantäne, Ausflugsperre, Kontaktverbot.

Wegen Trockenheit weniger Honigtau

Fatale Entwicklungen besonders für die Wildbiene beobachtet auch Gerhard Dittes. Die gegenwärtige Entwicklung erinnert den Wildbienen-Experten des Brettener BUND stark an das Waldsterben der 1980er Jahre.

Der Klimawandel zeige die gleichen Folgen. Die Trockenheit befördere den Borkenkäferbefall ungemein und bereite zunächst mal der mit den Blattläusen verwandten grünen Tannenhoniglaus und der großen, schwarzen Fichtenrindenlaus enorme Probleme. Sie produzieren aus den zarten, neuen Trieben der Tannen, in denen viel Zucker steckt, die sogenannte Waldtracht.

Bei Trockenheit gelinge das eben nicht mehr in ausreichendem Maß. Der Honigtau fehle, den die Bienen in ihren Stock tragen und damit ihren Nachwuchs ernähren.

Immer weniger Pflanzen spenden Nektar

Achim Zimmerer, der die Imkerei im Haupterwerb betreibt, sieht in dem Waldsterben allerdings das geringste Problem für die regionalen Imker. Im Kraichgau gebe es sowieso nur wenige Imker, die ihre Völker im Wald halten. Aber nicht nur die Bienen, die zur Tracht in den Schwarzwald gefahren werden, hätten derzeit ein Problem mit der Trockenheit.

Es gibt keine Gegenmaßnahmen. Da kann man gar nichts machen.
Achim Zimmerer, Imker aus Bruchsal

Das treffe auch die Bienenvölker hier vor Ort. Trotz aller Blühstreifen, Begrünungsprogrammen oder Blühfeldern mit mehrjährigen Blühpflanzen sei der Anteil derer zurückgegangen, die Nektar spenden und eiweißhaltige Pollen für die Ernährung der Babys produzieren.

In den letzten drei Jahren habe sich das dramatisch entwickelt. Dadurch würden sich die Jungvölker nicht mehr so entwickeln wie früher. Um 20 bis 30 Prozent schwächer, so schätzt der Bruchsaler, seien die Bienenvölker. Diese Entwicklung betrachtet er nahezu fatalistisch, denn „es gibt keine Gegenmaßnahmen. Da kann man gar nichts machen“.

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