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Abkühlung gesucht

Hitze hat auch Bretten fest im Griff: Die Innenstadt ist fast wie ausgestorben

Bis zu 38 Grad und kaum Schatten: In Bretten sind aktuell nicht viele Leute unterwegs. Diejenigen, die trotzdem aus dem Haus gehen, suchen Schatten, Eis und Kaltgetränke.

Natalia Nikitin (rechts) und ihr Vater Waldemar Neumann (links) genießen ein Eis gegen die Hitze.
Im Schatten sitzend lassen sich Natalia Nikitin und ihr Vater Waldemar Neumann jeweils zwei Kugeln Eis gegen die Hitze schmecken. Foto: Christof Bindschädel

Bei Temperaturen von über 35 Grad ist die Brettener Innenstadt nachmittags nahezu leergefegt. Die meisten Tische der Gastronomen auf dem Marktplatz sind verwaist, auch in der Fußgängerzone sind an diesen Tagen kaum Leute unterwegs.

Diejenigen, die sich doch aus dem Haus trauen und die nicht zum Abkühlen ins Freibad gehen, suchen Schatten, Eis und kalte Getränke. Unterm Strich bleibt die Erkenntnis: die Hitzewelle, die am Mittwoch und Donnerstag über Deutschland und damit auch die Region hinweggerollt ist, hat auch die Große Kreisstadt fest im Griff, die Innenstadt jedenfalls ist zeitweise fast wie ausgestorben.

Übersichtlich ist die Anzahl der Besucher auf dem Brettener Marktplatz. Im Schatten unter den Sonnenschirmen sitzen einige bei Eiskaffee und Cola zusammen. An die Stände auf dem Wochenmarkt verirren sich am Mittwochvormittag dagegen kaum mehr Menschen.

Urlaubszeit als Grund für die Leere

Für die Leere macht David Stiny vom gleichnamigen Obst- und Gemüsestand eher die Urlaubszeit als die Hitze verantwortlich. „Dafür, dass Ferien sind, läuft es gar nicht so schlecht. Viele Kunden sind heute früh gekommen und schnell wieder gegangen.“

Leichte Kost: David Stiny (vorne rechts) verkauft einer Kundin ein Kilogramm Kirschen. Obst und Salate gehen an heißen Tagen besonders gut.
David Stiny (vorne rechts) verkauft einer Kundin ein Kilogramm Kirschen. Obst und Salate gehen an heißen Tagen besonders gut. Foto: Catrin Dederichs

Stiny beobachtet, dass die Menschen anders einkaufen als an kühleren Tagen. Über seine Ladentheke gehen derzeit deutlich mehr Tomaten, Gurken, Pflücksalat und Radieschen oder Obst wie Pfirsiche und Kirschen.

Auch Bohnen als saisonales Gemüse verkauft er ganz gut. „Außerdem jede Menge Wassermelonen“, sagt Stiny. Insbesondere auf Rot- oder Weißkohl bleibt er dagegen sitzen. Und Gemüse verkauft er an kühleren Tagen deutlich mehr. „Daran merken wir, dass die Menschen weniger kochen“, sagt Stiny.

Das bestätigt Melanie Weber, Verkäuferin bei der Metzgerei Dobler. Kaum einer ihrer Kunden hat anscheinend Lust, an heißen Tagen stundenlang im Kochtopf zu rühren. „Die Menschen holen keinen Rinderbraten, für den sie zwei Stunden in der Küche stehen“, sagt sie.

Beliebt seien dagegen Bratwurst oder Lasagne. Essen also, das mehr oder weniger von alleine gart. „Das kommt für eine Viertelstunde in die Pfanne oder in den Backofen, schon ist das fertig“, sagt Weber.

Viele Tische auf dem Marktplatz bleiben leer

Am Metzger-Stand deckt sich die Wahl-Berlinerin Tanja D’Amico gerade mit Wurst fürs Brot ein. Die Wurst ist allerdings für ihren Bruder, denn bei D‘Amico landen fast nur Gemüse, Salat und Melone auf dem Teller. „Ich koche allgemein keine schweren Sachen“, sagt sie und fügt an: „Meistens esse ich Obst und Salat, den ich selbst im Garten anbaue.“

Auch am Donnerstagvormittag, als das Thermometer nur 29 Grad anzeigt, ist auf dem Marktplatz der Großen Kreisstadt kaum etwas los. Am Donnerstagnachmittag werden im Herzen der Altstadt an manchen Stellen Temperaturen von bis zu 38 Grad gemessen, es ist auch hier der heißeste Tag der aktuellen Hitzewelle.

„Wenn es bei Tagen mit diesen Temperaturen gut läuft, dann sind mal fünf oder sechs Tische besetzt“, berichtet Ingo Jäger. Der Inhaber des Alten Rathauses lässt den Blick über die Szenerie der nahezu komplett verwaisten Tische schweifen und sagt: „An solchen Tagen geht man am besten gar nicht aus dem Haus, wenn man nicht muss – und wenn man rausgeht, dann geht man baden.“

Auch Wespen vergraulen die Gäste

Die wenigen Gäste, die sich bei ihm im Alten Rathaus, im Café Primo oder etwa dem Kiosk am Markt auf der gegenüberliegenden Seite des Marktplatzes an diesen Hitzetagen ein Kaltgetränk gönnen, würden von den Wespen vergrault, betont Jäger.

Doch diese oder ähnliche Situationen habe man eigentlich jedes Jahr, „nur sind die Temperaturen nicht immer so hoch“. Er habe immerhin den kleinen Vorteil, dass das Alte Rathaus tagsüber auf der Schattenseite des Marktplatzes liege, aber bei 37 Grad oder mehr macht das irgendwann kaum noch einen Unterschied, so Jäger.

Wenn es regnet, ist es nichts. Und wenn es heiß ist, dann ist es auch nichts.
Ingo Jäher, Inhaber Altes Rathaus Bretten

Allerdings nimmt es der Gastwirt mit Humor. „Wenn es regnet, ist es nichts. Und wenn es heiß ist, dann ist es auch nichts“, sagt Jäger schmunzelnd. Ihm wäre es am liebsten, wenn man von März bis Oktober täglich angenehme Temperaturen von 24 oder 25 Grad hätte und wenn es nachts immer schön abkühlen würde – regelmäßige Regenschauer inklusive. „Damit wären alle zufrieden, das wäre ja auch für die Natur gut“, meint der Gastronom. Wohl wissend, dass das absolutes Wunschdenken ist.

Eis und Kaltgetränke sind gefragt

Auf der Suche nach einem schattigen Plätzchen sind Natalia Nikitin und ihr Vater Waldemar Neumann am anderen Ende der Fußgängerzone der Melanchthonstadt fündig geworden, wo sich beide im Eiscafé Capri jeweils zwei Kugeln Eis gegen die Hitze gönnen.

„Das ist der perfekte Ort hier. Bei diesen Temperaturen sind Eis und kalte Getränke das Beste“, sagt Nikitin, die mit ihrem Vater, der in der nur wenige Meter entfernten ASB-Seniorenresidenz „Am Saalbach“ lebt, regelmäßig hier zu Gast ist. „Papa schmeckt das Eis hier einfach“, erzählt Nikitin. Das gelte zwar auch für Kaffee und Kuchen, so Nikitin weiter, „aber nicht bei diesen Temperaturen“.

Außer Nikitin und ihr Vater kommen am Donnerstag tagsüber nur wenige Gäste ins Capri, doch am späten Nachmittag und abends herrscht dort durchaus reger Betrieb. „Das hat nicht unbedingt nur mit der Hitze zu tun. Man darf nicht vergessen, dass gerade Sommerferien sind und deshalb viele Leute im Urlaub sind“, erklärt Capri-Inhaberin Rita Tartaglia.

Das wisse sie aus vielen Gesprächen mit ihren Stammkunden. Dennoch könne sie am Ende eines jeden Tages sagen, dass sie etwas geschafft habe. „Insofern ist es ganz okay“, versichert Tartaglia.

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