Skip to main content

Stadt verweist auf Bund

In Bretten gibt es keinen funktionstüchtigen Schutzraum – wohin bei einem Bombenangriff?

Wo können Bürger im Falle eines Angriffs in Bretten Schutz suchen? Einen funktionstüchtigen Schutzraum gibt es nicht mehr. Und die Stadt verweist auf die Zuständigkeit des Bundes in solch einem Katastrophenfall.

Zei Männer in Tiefgarage
Die Tiefgarage beim Löwenhof taugt wohl nicht bei einem Bombenangriff. Bürgermeister Michael Nöltner und Ordnungsamtsleiter Simon Bolg inspizieren das Gemäuer. Foto: Tom Rebel

Wohin in Bretten, wenn es Bomben hagelt? Eine Frage, mit der sich die Stadtverwaltung schwertut. „Wir sind nicht zuständig“, lautet die erste Antwort von Simon Bolg, dem Leiter des Brettener Ordnungsamts, auf diese Frage. Denn für Schadenslagen von nationaler Bedeutung, kriegerische Konflikte und Katastrophenhilfe sei ausschließlich der Bund zuständig.

Die Länder werden tätig bei lokalen und regionalen Großschadenslagen, die Kommunen sind verantwortlich für Alltagsereignisse, Rettungsdienste, Brandschutz und Technische Hilfe.

Gleichwohl bleibt die Frage, wo und wie sich Brettener Bürger bei einem militärischen Angriff am besten schützen können. Auch darauf fällt die Antwort schwer. Denn es gibt in Bretten keinen einzigen funktionstüchtigen Schutzraum mehr. „Seit Ende des Kalten Krieges hat der Bund diese Schutzeinrichtungen nicht mehr länger unterhalten, weil man sie aufgrund der veränderten Sicherheitslage für entbehrlich hielt“, erklärt Bürgermeister Michael Nöltner (CDU).

In Bretten sind ihm nur zwei ehemalige Atombunker bekannt, einer in einem städtischen Gebäude in der Kleiststraße und der andere im Keller eines Anbaus des Melanchthon-Gymnasiums. Beide seien schon seit vielen Jahren außer Betrieb und würden nur noch als Lagerraum genutzt.

Anders als viele Kommunen verfügt die Stadt allerdings über eine Sirenenwarnanlage. „Nach dem Reaktorunfall von Fukushima im Jahr 2011 haben wir unsere Sirenen wieder in Gang gesetzt und können die Bevölkerung seither bei Katastrophenfällen schnell warnen“, bekundet Nöltner.

Und die Bürger darüber hinaus mit einer mobilen Lautsprecheranlage informieren. Für einen Kriegsfall wäre das auf jeden Fall eine hilfreiche Technik. Über die Nina-Warn-App, den Rundfunk und andere Medien können die Bürger dann erfahren, worin die konkrete Gefahr besteht.

Für größere Katastrophenlagen werden auch die beiden mobilen Notstromaggregate der Stadt mit diversen Anschlussmöglichkeiten vorgehalten, die helfen, dass die Stadt im Ernstfall handlungsfähig bleibt. Zwei Dieselnottanks sogen für den nötigen Treibstoff. Und dann gibt es da noch ein geheimes Getreidelager und ein Zivilschutzlager mit Feldbetten, Notliegen und Desinfektionsmittel.

Bund muss potenzielle Schutzräume bewerten

Mit dem Thema Schutzräume tut sich die Stadt jedoch schwer. „Wir können keine Empfehlungen abgeben, wo Menschen Schutz suchen sollen, denn wir wissen ja gar nicht, um was für Bedrohungen es sich handelt“, sagt Bolg. Im Ernstfall liefen alle Fäden beim Bund zusammen. Und der frage dann bei der Stadt nach, welche Schutzmöglichkeiten es in Bretten gibt.

Die Stadt würde dann ermitteln, welche möglicherweise geeigneten Gebäude, Tiefgaragen oder Keller es gibt und dafür auch die nötigen Bauunterlagen zur Verfügung stellen, so der Ordnungsamtschef. Der Bund müsse dann wiederum die potenziellen Schutzräume bewerten und gegebenenfalls einen Statiker schicken.

Für den Brettener Feuerwehrkommandanten kommen dafür etwa die Tiefgaragen in Frage, eventuell auch Keller in Privathäusern. Doch das müsste im Einzelfall geprüft werden, eine Bestandsaufnahme sei hier sicher sinnvoll. „Ich glaube nicht, dass wir geeignete Schutzräume für ein Bombardement haben“, erklärt Oliver Haas und weist dabei auch auf die Gefahr hin, dass ein Keller zwar Schutz biete, im Ernstfall aber auch zu einer tödlichen Falle werden könne.

Brettens Bürgermeister: Strukturen müssten neu erstellt werden

Leider habe man die bestehenden Strukturen auslaufen lassen, die Konzepte seien weg, man müsse wieder bei null anfangen. Und auch bei der Tiefgarage in der Sporgasse, die gerade gebaut wird, sei der Zug bereits abgefahren, sie so zu planen, dass sie als Schutzraum dienen kann. Ganz abgesehen davon, dass ein solches Vorhaben wirtschaftlich gar nicht darstellbar sei, weil es auch gar keine Zuschüsse für solche Projekte gebe. Ein Sachverhalt, auf den auch der Bürgermeister verweist.

Doch dann wird Nöltner zumindest ein wenig konkreter: „Je tiefer, je besser“ lautet seine Einschätzung für potenzielle Schutzräume, wobei auch er auf die Gefahr hinweist, dass Ausgänge verschüttet werden können. Sicher kämen dafür die Tiefgaragen und Kellerräume in Frage, doch die müssten zuvor auf ihre Statik hin überprüft werden. „Der Bund muss sagen, was zu tun ist“, sagt Nöltner. Die Tiefgaragen sind jetzt bereits als Schutzräume ausgewiesen, etwa bei schweren Unwettern.

Der Städtetag habe sich im übrigen auch schon mit dem Thema befasst, informiert der Bürgermeister weiter. Doch da lag der Schwerpunkt auf der Cybersicherheit: Den Kommunen wurde empfohlen, ihre EDV entsprechend aufzurüsten.

nach oben Zurück zum Seitenanfang